Tanzlehrer auf der AIDAblue Tanzlehrer auf der AIDAblue: Tony Herrmann bricht auf zu neuen Ufern

Wittenberg - Tony Herrmann war noch nie auf einer Kreuzfahrt, doch das ändert sich jetzt: In einem Monat, am 12. August, verlässt der 18-jährige Jessener das Festland und bricht „nach zwölf Jahren Schule“ zu neuen Ufern auf. Von Venedig aus sticht er mit der „AIDAblu“ in See und wird an Bord das machen, was er richtig gut kann: tanzen. Beim TSV Schwarz-Gelb in Wittenberg hat er damit Erfolge gefeiert, zuletzt erzielte er auch mediale Aufmerksamkeit, als er mit seiner Tanzpartnerin Carolin Schaub Anfang dieses Jahres beim Semperopernball in Dresden debütierte.
In Vorbereitung auf diesen Ball hatten Herrmann und Schaub gegenüber der MZ davon gesprochen, wie wichtig die Eltern im Zusammenhang mit dem Tanzsport sind. Vom Rückgrat war da die Rede, das ihnen die Angehörigen gerade in Turnierzeiten seien. Auch die Aida-Story ist offenbar ohne Herrmanns Mutter nicht zu denken – inspiriert von einer TV-Serie, in der auch mal ein Tanzlehrer in Erscheinung trat.
Ob das nicht etwas für ihn wäre? „Zunächst war ich von der Idee nicht so begeistert“, erinnert sich Tony Herrmann. Doch dann hat er sich online über die Möglichkeiten auf so einem Liner informiert und über „Jobs“, die etwa bei Aida Cruises angeboten werden. Da war im Bereich „Gastgeber“ auch von Tänzern die Rede. Im März gab Herrmann seine Online-Bewerbung ab. Bereits Mitte April war er einer von „über 20“ Teilnehmern bei einem Bewerbertag.
Sie waren dazu nach Hamburg gefahren, der Bewerbertag startete am 16. April 9 Uhr und endete um 18 Uhr. Dazwischen gab es einige Aufgabenstellungen, unter anderem mussten sie im Rahmen einer Gruppenarbeit einen „Masterplan“ für den Fall entwickeln, dass bei einem organisierten Landgang auch Passagiere an Bord bleiben.
„Eine positive und offene Ausstrahlung ist das Hauptmerkmal eines Gastgebers zu jeder Zeit“, so steht es in einem Dokument, das sich an potenzielle AIDA-Gastgeber richtet. Ein Gastgeber sei „erster Ansprechpartner für den Gast an Bord“. Zu den weiteren Punkten im Kapitel „Was wir von Ihnen erwarten“ gehört „Eigeninitiative bei der Entwicklung von neuen Programmen in Absprache mit den Vorgesetzten an Bord“, diese sei „gefragt“. Insgesamt beschäftigte AIDA Cruises (Stand 2017) 11.400 Mitarbeiter aus 40 Ländern, davon 10.000 an Bord und 1.400 an Land. Die Bettenkapazität betrug 25.208 – auf zwölf Schiffen. Eines ist die AIDAblu, auf der Tony Herrmann aus Jessen demnächst für einige Monate als Tanzlehrer Kurse für Gäste ausrichten wird.
Später hatten sie zwei Minuten Zeit, sich vorzustellen. Dazu waren sie im Vorfeld aufgefordert worden, einen typischen Gegenstand mitzubringen, der etwas über ihre Person aussagt.
Herrmann hatte seine Tanzschuhe mitgenommen: „Mit ihnen habe ich Turniere getanzt, ich trainiere in diesen Schuhen, sie begleiten mich.“ Er musste natürlich auch tanzen, wobei er sich vorstellen sollte, Gäste in der Aida-Bar davon zu überzeugen, dass es auch schön wäre, zum Tanzen mitzugehen. „Kein Problem“, lacht Herrmann Wochen nach diesem Casting, denn an ein solches erinnert
in gewisser Weise, was er beschreibt. Nach drei „Entscheidungsrunden“ hatte demnach die achtköpfige Jury die Runde auf zehn Bewerber geschrumpft. Herrmann bekam den „Tanzjob“ auf der „AIDAblu“. Dort gehört er bald zu einer Crew aus „40 Nationen“. Hauptsprache ist Englisch, er werde sich eine Kabine mit einem weiteren Crewmitglied teilen, was nicht schlimm sei: „Man ist ja da eh nur zum Schlafen“, schätzt Herrmann, der seinen ersten Urlaub vier Monate nach Dienstantritt haben wird und insgesamt acht Monate unterwegs sein soll.
Die, zugegeben ohnehin scherzhaft gemeinte Frage, ob er nun bald als Eintänzer einsame Damen über das Parkett geleitet, erübrigt sich auch. „Ich werde richtige Kurse geben“, betont Herrmann und sagt, dass er am 21. und 22. Juli noch eine Tanzlehrerschulung absolviert.
Bereits erledigt ist ein Sicherheitstraining, das Herrmann zufolge letzte Woche ebenfalls in Hamburg stattfand. Bei der Gelegenheit habe man eine „Seetauglichkeitsuntersuchung gemacht“. Und? Alles in Ordnung, freut sich der 18-Jährige, der optimistisch in die Zukunft blickt, wenn er auf der „AIDAblu“ tanzend durch die Adria kreuzt.
(mz)