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Tag der Sicherheit in Wittenberg Tag der Sicherheit in Wittenberg: Nachwuchs bei glühender Hitze gesucht

Von Julius Jasper Topp 27.06.2019, 09:45
Die Höhenrettung aus Coswig demonstriert die Rettung eines Dachdeckers aus einem oberen Stockwerk.
Die Höhenrettung aus Coswig demonstriert die Rettung eines Dachdeckers aus einem oberen Stockwerk. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Stadt, Kreis und Handwerkerschaft hatten ein bisschen Pech. Die Hitze dünnte zumindest am Mittag die Reihen der Besucher zum Tag der Sicherheit auf dem Wittenberger Marktplatz merklich aus. Ältere Besucher kamen eher am Vormittag, als die Sonne noch nicht ganz so heiß brannte.

Die Schulklassen, die von Stand zu Stand über Rettungsdienste, Polizei, Bundeswehr und Handwerker informiert wurden, kamen in Scharen. Und hier gaben sich die Unternehmen - ob nun staatlich oder nicht - alle Mühe, attraktiv auf den Nachwuchs zu wirken. Die Polizei präsentierte sich etwa mit einem bunt-beklebten Polizei-Bus, einem so genannten Show-Car, wie Sprecher Robert Niemann von der Polizeiinspektion in Dessau erläutert.

„Im Prinzip könnte der Wagen so Streife fahren. Der ist voll ausgerüstet“, sagt er. Blaulichtbrücke, Funk, Navigationssystem und auch der abschließbare Kasten für die Maschinenpistole (beim Show-Car natürlich ohne Inhalt) hat der Wagen. Er soll vor allem bei der „Nachwuchsfahndung“ helfen, wie die Polizei die Suche nach neuen Rekruten nennt.

Da müsse man dem ein oder anderen Siebtklässler auch ein wenig die Illusionen nehmen, wie echte Polizeiarbeit aussieht, meint Sprecher Niemann. „Wir wollen ein richtiges Bild von der Polizei abgeben“. Direkt daneben sind Niemanns Kollegen von der Wittenberger Polizeiwache dabei, Kinder in Sachen Fahrsicherheit zu schulen.

Guido Böttcher und die beiden Schülerpraktikanten Cheyenne und Raphael vom Luther-Melanchthon-Gymnasium lassen die jungen Besucher dort an einem Fahrradsimulator die eigenen Reflexe im Notfall testen.

Hassknecht liest Leviten

Dabei haben sie auch den aus der „Heute Show“ bekannten Komiker Hans-Joachmin Heist, besser bekannt unter seinem Alter Ego Gernot Hassknecht. Der ist zwar nicht persönlich anwesend, hat aber einen interaktiven Verkehrstest aufgenommen, in dem er die Antworten der Probanden mal mehr, mal wieder höhnisch kommentiert. „Das Gerät ist der Renner“, findet Böttcher. Auch, wenn man versucht ist, absichtlich die falschen Antworten anzutippen, um sich von Hassknecht in bester Manier ausschimpfen zu lassen.

Das Thema Sicherheit auf der Straße liegt auch der Verkehrswacht Oranienbaum am Herzen. Friedhard Weber und seine Kollegen haben einen Seh- und einen Reaktionstest im Gepäck, sowie mehrere Brillen, die Alkohol- oder Drogeneinflüsse auf die Wahrnehmung simulieren. „Besonders ältere Menschen sind oft erschrocken, wenn sie feststellen, dass ihre Reaktion für eine schnelle Bremsung zu langsam gewesen wäre“, sagt Weber.

Nur ein paar Meter weiter wirbt die Bundeswehr um den Nachwuchs. René Morgenstern, sonst im Karriereberatungszentrum der Bundeswehr in Wittenberg beschäftigt, steht nun vor einem großen - und außerdem angenehm klimatisierten Bus, der für Informationsveranstaltungen der Truppe in Sachsen und Sachsen-Anhalt unterwegs ist.

„Wir bieten viele Ausbildungsmöglichkeiten im zivilen und militärischen Bereich“, sagt Morgenstern. Grade die Möglichkeiten abseits der Soldatentätigkeiten gehen laut den am Stand ausliegenden Flyern vom Tierpfleger über den Zahntechniker bis hin zum Mediengestalter.

Handwerk bietet auch der Internationale Bund, direkt gegenüber des Bundeswehr-Busses. Die Organisation kümmert sich unter anderem um die Eingliederung von Menschen in den Arbeitsmarkt. Ausbilder Axel Nichelmann und seine Kollegen informieren hier über diverse Baustoffe - und welche Ausbildungen geboten werden. Um den zupackenden Beruf nicht allzu theoretisch darzustellen, haben sie einen Satz Bohrmaschinen und passende Steinblöcke mitgebracht.

„Letztes Jahr waren die Kinder noch etwas scheu und haben sich nicht so richtig an die Bohrmaschinen getraut“, erzählt Nichelmann. „Heute lief es einwandfrei“, sagt er und zeigt auf die durchlöcherten Steine. Gesucht würden etwa angehende Fachpraktiker im Hochbau, Metallbau und Bauten- und Objektbeschichter.

Neugierige Besucher

Auf der anderen Seite des Marktes haben sich die Rettungsdienste und die Feuerwehr aufgebaut. Mario Kunstmann ist im 29. Jahr als Rettungssanitäter für die Johanniter unterwegs. In Wittenberg sind die evangelische Hilfsorganisation und das Deutsche Rote Kreuz gemeinsam im Verbund für die Rettungshilfe im Einsatz - in vielen anderen Orten gelten beide als Konkurrenten. „Am Ende machen wir ja die gleiche Arbeit“, sagt Kunstmann in Richtung der DRK-Kollegen am Nebenstand.

Die Retter haben einen Unimog-Rettungswagen mitgebracht, der für Katastrophenfälle und Rettungen in unwegsamen Gelände gedacht ist. „Die Kinder sind sehr neugierig und lassen sich alles einmal zeigen“, sagt Kunstmann.

Bis zu vier Patienten passen in den Wagen, ausgestattet ist alles wie in einem üblichen Krankenwagen. Durch den Wagen führt Laura Frank von der Johanniter-Jugend. Ab der fünften Klasse können sich Kinder dort engagieren, lernen beispielsweise an Puppen die Handgriffe der ersten Hilfe.

Einen Stand weiter zeigt die Feuerwehr, was sie hat. Nicht nur können sich Kinder mit dem Feuerlöscher ausprobieren, auch eine Vorführung gibt es am Vormittag. Die Höhenrettung aus Coswig zeigt, wie ein verunglückter Dachdecker aus dem obersten Stock eines Gebäudes geborgen wird. „Das Szenario passte gut zum Wetter“, fand Wittenbergs Feuerwehr-Chef Gerd Geier.

(mz)

Um Brandschutz im Haus und das richtige Verhalten bei einem Feuer ging es unter anderem am Stand des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Kreisverwaltung.
Um Brandschutz im Haus und das richtige Verhalten bei einem Feuer ging es unter anderem am Stand des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz der Kreisverwaltung.
Klitzsch
Mit Rauschbrille galt es, einen eigentlich einfachen Parcours zu bewältigen.
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Die Hunderettungsstaffel der Feuerwehr Vockerode zeigt ihr Können.
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