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Landratswahl in Wittenberg Sven Paul ist der Zuversichtliche

Die MZ stellt in diesen Tagen Bewerber für das Amt vor. Heute: Sven Paul, Sozialdemokrat - und Kandidat gleich dreier Parteien.

Von Irina Steinmann 20.05.2021, 08:46
Wie alle Kandidaten durfte auch Sven Paul sich fürs Foto einen Lieblingsort aussuchen. Er wählte dieses Wandbild in der Straße Am Alten Bahnhof. Es stehe für Aufbruch und Entwicklung, findet er.
Wie alle Kandidaten durfte auch Sven Paul sich fürs Foto einen Lieblingsort aussuchen. Er wählte dieses Wandbild in der Straße Am Alten Bahnhof. Es stehe für Aufbruch und Entwicklung, findet er. (Foto: July Wagner)

Wittenberg - Sven Paul gehört zu einer begehrten Spezies. Er ist ein „Rückkehrer“ - Nachwuchs für die Schrumpfregion. Die Wohnungsfrage war nicht der einzige Grund gewesen, warum Paul und seine Familie seit fünf Jahren wieder in der Lutherstadt leben. Klar, die heranwachsenden Kinder brauchten mehr Platz und der ist bekanntlich knappst in der Hauptstadt.

Doch ein bisschen war Paul auch die Anonymität der Großstadt leid. Dieses wiederholte „Wie war dein Name noch mal“, mit der ihn Ost-Berliner Genossen begrüßten. 2016 kehrte Sven Paul in seine Geburtsstadt zurück. Überzeugt, dass man hier politisch „schneller, unmittelbarer was bewegen“ kann. SPD-Ortsvereinschef und Vize-Kreisvorsitzender der Partei ist er, jetzt möchte er Wittenberger Landrat werden.

Das Pfund, mit dem er wuchern will, ist gerade die Erfahrung des Rückkehrers, „Impulse von außen“ hereinzubringen, und, vor allem, „Zuversicht“ zu säen bei den Menschen, ganz viel Zuversicht: Dieser Kreis kann was!

Plötzlich ohne Chefin

Zum Interview am Mittwochvormittag kommt er per Rad und ein paar Minuten später. „Meine Chefin ist gerade zurückgetreten“, entschuldigt er sich. Die Nachricht ist so frisch, dass sie sich noch gar nicht analysieren lässt. Sollten es die Plagiatsvorwürfe sein, sei der Schritt freilich konsequent, sagt Sven Paul, Referent für Gleichstellung im Bundesfamilienministerium von Franziska Giffey (SPD), und wirkt dabei weder zögerlich noch aufgeregt. Vorschnelle Festlegungen, markige Ankündigungen sind seine Sache offenkundig auch sonst nicht.

Haupthandlungsfelder? Falsches Wort. Ein Landrat, eine Kreisverwaltung, habe „Aufgaben“ zu erfüllen, zuallererst die, ein „zuverlässiger Ansprechpartner“ zu sein für all jene, die den Landkreis als Ganzes voranbringen wollen und dabei niemanden zurücklassen. Zuzug lautet das Zauberwort.

Zuzug bringt Geld, bringt Arbeitsplätze und der Region damit Zukunft, so lautet Pauls „Spirale des Wachstums“, nachzulesen auf seiner Homepage. „Wie kann man den Zuzug unterstützen“, dies sei die Frage, auf die es jetzt Antworten zu finden gelte. Am Morgen hat er einen Wahlkampftermin bei „Reinsdorfer“ absolviert - Fachkräftemangel auch dort.

Einer für drei

„Konsolidieren, den Rückgang verwalten“, das war zwar „richtig“, sagt Sven Paul und schwächt damit den kleinen Seitenhieb auf seinen Vorgänger in spe sofort wieder ein bisschen ab, jetzt aber „ist eine neue Zeit“. Zeit auch für einen Generationswechsel, aber nicht nur: Der 41-Jährige tritt nicht nur für seine SPD an, sondern ist auch der Kandidat von der Linken und der Grünen.

Natürlich, räumt Paul ein, wäre er am liebsten exklusiv für die SPD angetreten, allein schon wegen des politischen Wettbewerbs, den er für notwendig halte - der aber mit CDU und Freien Wählern auch in diesem Fall gegeben sei. Er halte das Dreierbündnis Rot-Rot-Grün für „schlagkräftig“.

Auf seiner eigenen Internetseite www.svenpaul.de breitet der studierte Volkswirt ein breites Panorama seiner Vorstellungen aus. Da geht es um Leihfahrradsysteme als flexible Ergänzung des traditionellen ÖPNV und um Überlegungen, wie man möglichst vielen Orten die eigene Schule lassen oder zurückgeben kann. Man erfährt auch viel über den Menschen, der mal Basketballer war beim MTV, und natürlich über die zahlreichen Wahlkampfauftritte zwischen Jessen und Jeber-Bergfrieden.

Kaum zu glauben, dass er alle Artikel selbst verfasst. Doch, sagt Paul, der in jungen Jahren auch mal Journalist werden wollte, um „gesellschaftliche Entwicklung zu gestalten“. Teil seines Internet-Auftritts ist übrigens das Angebot, über „Senfcall“ jeweils mittwochs, 17 Uhr, mit ihm per Videokonferenz zu reden. Das üppige Informationsangebot hat Methode: „Am Ende kann keiner sagen, ich kenne Sie ja nicht.“ (mz)