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Streit um Edeka-Filiale Streit um Edeka-Filiale: Bürgerbegehren polarisiert

Von marcel Duclaud 18.08.2015, 17:28
Einer, der das Bürgerbegehren unterstützt, ist Egon Viebrans.
Einer, der das Bürgerbegehren unterstützt, ist Egon Viebrans. baumbach Lizenz

bad schmiedeberg - Trotz strömenden Regens - die Debatten, die am Dienstag am Pretzscher Oldtimer-Bus auf dem Bad Schmiedeberger Marktplatz geführt wurden, fielen zum Teil heftig aus. Das Bürgerbegehren, das mehrere Frauen aus Pretzsch initiiert haben, polarisiert zweifellos.

Dass sie Mut haben und den Diskussionen nicht aus dem Wege gehen, bewiesen beide Seiten. Die Pretzscher, indem sie nach Bad Schmiedeberg fahren, um auch dort Unterschriften für das Bürgerbegehren zu sammeln, einzelne Bad Schmiedeberger wie Felix Saul und Michael Müller, indem sie als ausgewiesene Befürworter der Edeka-Investition zum Bus kamen, wohl wissend, nicht auf Wohlwollen zu stoßen. Es geht um einen großen Edeka-Einkaufsmarkt, der in Bad Schmiedeberg gebaut werden soll, und um Befürchtungen in Pretzsch, dass der dortige Edeka auf der Strecke bleiben könnte, wenn der Betreiber in den Ruhestand wechselt - Pretzsch wäre ohne größeren Lebensmittelhandel.

Nimmt die Innenstadt Schaden?

Unterdessen sind auch nicht alle Bad Schmiedeberger glühende Verfechter der Investition. Janet Selling etwa, Blumenhändlerin, bekennt, zwiegespalten zu sein. Privat findet sie die Pläne gut, das bringe mehr Vielfalt: „Als Geschäftsfrau habe ich Bauchschmerzen. Die Innenstadt wird noch mehr Läden verlieren.“ Schon jetzt fehle es an Laufkundschaft und dem Zentrum an Leben.

Mehr Argumente von beiden Parteien finden Sie auf der nächsten Seite.

Michael Müller hingegen, Ortsbürgermeister und Einzelhändler, hofft auf den Edeka - als Chance, den Standort zu stärken und ein Abwandern der Kaufkraft zu verhindern. Kunden, die nach Torgau oder Bad Düben fahren, tankten dort dann auch und kauften ihre Blumen. Müller plädiert für Gemeinsamkeit: „Alleine bin ich nichts.“ Bestehen könne der Einzelhandel durch Qualität und Ideen. Im Übrigen sei nicht ausgemacht, dass, wenn der Edeka in Bad Schmiedeberg nicht kommt, der in Pretzsch bleibt. „Wenn ihr den Edeka abwürgt, was haben wir dann?“, fragt er.

„Bitter für die alten Leute"

Edith und Manfred Kilian hingegen sind zum Unterschreiben gekommen. „Würde der Edeka in Pretzsch verschwinden, wäre das ganz bitter für die alten Leute.“ Das Paar bittet die kommunale Politik darum, sich für alle Ortschaften verantwortlich zu fühlen, nicht nur für Bad Schmiedeberg. Das sagt auch Dorothea Illig, eine der Initiatorinnen des Bürgerbegehrens, die nicht müde wird, für weitere Unterschriften zu werben. Um die 500 sollen es bereits sein. Ihr Traum wäre, wenn Edeka den großen Markt in Pretzsch einrichten würde. „Dort wo früher der Penny war, das wäre ein zentraler Standort und auch für Bürger aus Sachsen gut erreichbar.“

Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU) erklärt indes, dass längst nicht ausgemacht sei, dass der Edeka in Pretzsch in der Tat nicht weiterführt werde, wenn der in Bad Schmiedeberg kommt. Die Verhandlungen jedenfalls seien so geführt worden, dass Bad Schmiedeberg nicht der Grund sein dürfe, Pretzsch zu schließen. „Wir sind auf Edeka zugegangen, eine Garantie haben wir natürlich nicht bekommen.“ Zudem brauche es jemanden, der bereit sei, das Risiko zu tragen, wenn der jetzige Betreiber des Pretzscher Marktes in den Ruhestand geht.

Die Bemühungen, eine große Handelskette zu finden, die bereit ist zu investieren in Bad Schmiedeberg, datieren aus der Zeit als mehrere Märkte schlossen - Penny, Schlecker, Lidl. Das Unternehmen Edeka war als einziges bereit, eine Ansiedlung ernsthaft zu prüfen. Im Mai 2014 votierte der Rat ohne Gegenstimme für den Aufstellungsbeschluss, im Dezember 2014 bei einer Gegenstimme für die Aufstellung des Bebauungsplans. Der wurde ausgelegt, die Abwägung fand zwar eine Mehrheit, aber keine so deutliche mehr. „Dass erst jetzt die Proteste kommen“, finde er schon verwunderlich, bemerkt Bürgermeister Dammhayn, der auch darauf hinweist, dass das Unternehmen bereits eine Menge Geld in die Planung gesteckt hat. (mz)

Die Unterschriftensammler aus Pretzsch auf dem Bad Schmiedeberger Marktplatz.
Die Unterschriftensammler aus Pretzsch auf dem Bad Schmiedeberger Marktplatz.
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