Stadtwald Wittenberg Stadtwald Wittenberg: Kartoffelschale und Heu werden als Spende benötigt

Wittenberg - Den Tieren in ihren Gehegen im Wittenberger Stadtwald ist eine gewisse Unruhe anzumerken. Das Damwild scharrt mit seinen Hufen und die Wildschweine geben ein tiefes Grunzen von sich. Beides hat einen ganz bestimmten Grund: Es ist Fütterungszeit. Ein Duft von frischem Heu und Kartoffelschalen liegt in der Luft.
Kurz darauf bewaffnen sich acht Mitarbeiter des Stadtwaldes mit Schubkarren und Heugabeln. Sie verteilen in jedem Gehege Stroh - Kartoffeln, Brot und Möhren dürfen auch nicht fehlen.
Diese Nahrung erhalten die Mitarbeiter überwiegend aus Spenden. Das Prinzip sei einfach, erklärt Petra Henkelmann, die Leiterin des Nabu-Zentrums: „Schon seit vielen Jahren sind wir auf die Spenden der Besucher angewiesen. Damit ist nicht nur Geld gemeint, sondern auch Essensabfälle, die in jeder Wohnung anfallen. Ehrenamtliche Helfer bringen sie dann zu uns, damit wir sie an die Tiere verfüttern können.“ Den etwa 130 Tieren im Stadtwald scheint es jedenfalls zu schmecken.
Ernsthafte Probleme bei der Fütterung gab es bisher nicht. Selbst in dieser dunklen Jahreszeit kann sich Petra Henkelmann nicht beschweren. „Zur Zeit fallen die ganzen Eicheln runter. Die sind beim Damwild, aber auch bei den Ziegen und Schweinen sehr beliebt. Damit sollen sie sich erst einmal den Bauch vollhauen. Deswegen füttern wir im Moment etwas weniger als gewohnt“, erklärt die 52-Jährige.
Dennoch gibt es für die Reinsdorferin und ihre acht Mitarbeiter reichlich Arbeit. Täglich müssen die Ställe ausgemistet werden, Heu und Wasser sind ebenfalls ständig aufzufüllen. Das sind aber nicht die einzigen Aufgaben für das Team. Für zwei Stunden am Tag ist Petra Henkelmann nicht im Stadtwald anzutreffen.
Dann macht sie sich auf die Suche nach noch genießbaren Lebensmitteln, die bereits entsorgt wurden. „Wir bekommen zwar viele Nahrungsspenden, doch um alle Tiere füttern zu können, reicht das noch lange nicht. Deshalb fahre ich örtliche Einkaufsmärkte an, die mir Lebensmittel, die sonst in der Tonne gelandet wären, zu einem fairen Preis abgeben.“ Den Tieren sei es ja im Endeffekt egal, wo das Essen herkommt und was damit gemacht wurde, findet die Leiterin des Nabu-Zentrums.
Um das waldreiche Gebiet noch attraktiver zu machen, sind in der Vergangenheit Aussichtsplattformen, Schautafeln und spezielle Erlebnis- und Beobachtungsbereiche errichtet worden. Das bedeutet wiederum für das achtköpfige Team um Henkelmann, dass alle Geräte auf dem 90 Hektar großen Gelände gewartet und in Schuss gehalten werden müssen.
Das gilt auch für den Spielplatz: „Morgens, wenn ich komme, wird er zuerst kontrolliert. Wir wollen sichergehen, dass unsere Gäste zu keiner Zeit einer Gefahr ausgesetzt sind.“
Bereits in den frühen Morgenstunden herrschte am Dienstag im Stadtwald reges Treiben. Eine Frau mittleren Alters erschien mit zwei großen Tüten in ihrer Hand. Diese legte sie in einen großen Behälter. „Das sind meine Küchenabfälle. Kartoffel- und Gurkenschalen und ein paar Nüsse“, sagt Erika Grunwald auf Nachfrage der MZ.
Sie komme regelmäßig seit drei Jahren in den Stadtwald, um Spenden abzugeben. „Was soll ich auch die Sachen wegwerfen, wenn die Abfälle anders verwertet werden können.“ Dieses Engagement ist wichtig, damit das Stadtwald-Projekt weiter eine Zukunft hat. (mz)