Fassadengestaltung Sonnenkönig am Haus in Coswig
Was ein Kunstwerk in der Zerbster Straße in Coswig mit Nachhaltigkeit zu tun hat.

Coswig - Wer in den letzten Wochen auf dem kleinen Radweg diesseits der Elbe unterwegs war, hat es unweit des Coswiger Schlosses vielleicht schon entdeckt. Der eine oder andere hatte vielleicht sogar den Künstler bei der Arbeit erwischt. „Es kamen viele Passanten vorbei und haben herüber gerufen“, berichtet Christian Pietschiny, „ich war überrascht, wieviel Verkehr hier unten doch ist.“ Insgesamt habe er innerhalb der letzten zwei Jahre etwa acht Wochen an dem Projekt gearbeitet und tatsächlich selbst auf dem Baugerüst gesessen und die Südfassade eines Wohnhauses in der Zerbster Straße gestaltet. Seit ein paar Tagen ist sein Kunstwerk fertig und gehört nun zum Stadtbild. „Von der Elbe aus sieht man es am besten“, sagt der 57-jährige Künstler, der mittlerweile selbst nun auch schon seit 13 Jahren in Coswig lebt und arbeitet. Es ist freilich ein ab-straktes Werk und so darf oder soll der Betrachter selbst entscheiden, was er sieht oder interpretiert.
Baum- oder andere Krone?
„Es gab Leute, die einen Baum darin gesehen haben“, versucht Pietschiny mit geneigtem Kopf die Phantasie anzuregen, „andere sehen einen König, wegen der Krone direkt unter dem Dach.“ Auch die bisher eher hässlich beschmierte Stützwand, die direkt an den Fahrradweg grenzt und die restliche vorhandene Umgebung, wie beispielsweise die Bepflanzung des Gartens, wurden in das Gesamtbild integriert. Doch das Besondere an diesem Fassadenkunstwerk kommt nur bei ganz genauem Hinschauen zum Vorschein.
Denn erst dann erkennt man die Solarzellenmodule, die sich in den Armen des vermeintlichen „Königs“ befinden. „Es handelt sich um ein Mixed Media Kunstwerk“, erklärt er. Ein Zusammenspiel von Silikatfarbe, Solarzellen und in das Gesamtbild einblendende Verschraubungen. Das Kunstwerk hat also insbesondere einen Mehrwert für die Bewohner des Hauses, denn jede Wohnpartei hat nun ein sogenanntes Balkonkraftwerk.
„Da das Haus zum großen Teil elektrisch beheizt wird, entlastet das bei der Stromrechnung enorm“, berichtet Pietschiny. Er hatte sich im Übrigen ganz bewusst für sogenannte Dünnschicht-Solarzellen entschieden, denn die benötigen keine Hinterlüftung und konnten so direkt an der Fassade montiert werden. Jede Mietpartei kann mit der Anlage nun bis zu 400 Watt Strom selbst erzeugen. „Die Spitzenleistung wird im Winter erreicht“, erklärt Pietschiny eine weitere Raffinesse.
Da die Sonne dann in einem flacheren Winkel auf die Elbe treffe und auch der sich dort reflektierende Lichtstrahl von den Zellen aufgenommen werde. „Eine feinfühlige künstlerische Installation kann zu einer zeitgemäßen Nutzung dazu gehören“, sagt Pietschiny und leistete mit dieser Arbeit seinen kreativen Beitrag zum Klima- und Energiekonzept 2030, das die Landesregierung im Februar 2019 verabschiedet hatte.
Lebendige Nutzung eines Denkmals
Darüber hinaus erwähnt der Künstler gern, dass das Haus unter Denkmalschutz steht und lobt die Unterstützung, die er durch die Behörde erhielt. „Bei der Erhaltung eines Gebietes, dem Denkmalschutz und der Denkmalpflege geht es in erster Linie um eine lebendige Nutzung“, heißt es in einer Pressemitteilung zum Kunstprojekt. Pietschiny selbst sagt: „Klimaschutz, Erhaltungsgebietsschutz und Denkmalschutz verfolgen schließlich die gleichen Ziele: Es geht um Nachhaltigkeit und um Bewahrung einer lebenswerten Umwelt für nachfolgende Generationen.“ (mz)
