Jubiläum bei „ad libitum“ Sommerklang im Malsaal in Wittenberg
Das Trio „ad libitum“ wird zehn und feiert das mit einem Konzert vor Publikum im Cranach-Hof. Im Programm erklingt auch eine Uraufführung.

Wittenberg - Im Malsaal der Cranach-Stiftung Wittenberg versammelten sich am vergangenen Freitagabend rund 40 fröhlich gestimmte Besucherinnen und Besucher, um einem Sommerabendkonzert des Trios „ad libitum“ zu lauschen. Eingeladen hatte die Cranach-Stiftung zu einem ersten Konzert nach so langer Zeit der kulturellen Abstinenz. Endlich wollte man Musik wieder einmal live zu Gehör bringen. Sichtlich bewegt verfolgte daher das Publikum diesen Kunstgenuss.
Passend zur Atmosphäre
Dass es ein wirklicher Genuss wurde, war den drei Musikern des Trios „ad libitum“ zu verdanken. Mit Michael Stolle am Klavier, Michael Marinov, Geige, und Wolfgang Praetorius am Cello spielten drei „Vollblutmusiker“ ein vortrefflich zusammengestelltes Programm. Es waren genau auf den Ort und die Atmosphäre abgestimmte musikalische Leckerbissen der gehobenen Unterhaltungsmusik aus vier Jahrhunderten. Michael Stolle, als Profi-Musiker in allen Genres der Musik zu Hause, führte mit großem Wissen und kleinem Schalk durch das Programm.
Das Konzert begann mit bekannten klassischen Stücken wie der kleinen Nachtmusik von Mozart oder dem Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms. Bei letzterem und auch bei der „Humoresque“ von Antonin Dvorák brillierte Michael Marinov mit virtuoser Spieltechnik auf seiner Geige. Bewundernswert war seine perfekte Technik des Doppelgriffs.
Alle drei Musiker verstanden es, den besonderen Charakter der jeweiligen Stücke glänzend herauszuarbeiten. Sie musizierten mit einer bestechenden Dynamik und großer Ausdruckskraft. Den Abschluss dieses ersten Programm-Teils bildete „Der Schwan“ von Camille Saint-Saëns, trefflich interpretiert von Wolfgang Praetorius am Cello.
Anschließend ging es dann musikalisch ins Kaffee-Haus der 1920er Jahre. „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ oder „In einer kleinen Konditorei“ versetzten die Zuhörer wirklich ins Wiener Kaffeehaus. Bei einigen Stücken war man versucht, mit dem Fuß mit zu wippen, so zum Beispiel bei dem Titel „Tango Jalousie“ von Jacob Gade. Von Michael Stolle war zu erfahren, dass Jalousie hier nicht nur etwas mit Fenstern zu tun hat, sondern mit dem Thema Eifersucht, es geht um den Schutz vor begehrlichen Blicken durch Fenster.

Tänzerisch ging es dann weiter nach Amerika. Titel aus bekannten Musicals, die ursprünglich für Orchester komponiert wurden, instrumentierte Michael Stolle so, dass diese in Trio-Besetzung zu Gehör gebracht werden konnten. Das ist ihm bei allen Titeln vortrefflich gelungen.
Auch in den beiden letzten Teilen des Abends, bei dem Tangos und Chansons aus Lateinamerika erklangen, konnte man verhalten mitswingen. Einen Leckerbissen hatten sich die drei Musiker für den Schluss aufgehoben. „Chant sans paroles“ (Lied ohne Worte) von Jürgen Hermann, dem langjährigen Leiter des Tanzstreichorchesters des Deutschlandsenders Berlin von 1961, setzte Michael Stolle für das Trio um. Danach folgte eine von Michael Stolle komponierte „Milonga corona“. Dies war eine Uraufführung. Michael Stolle hat sie den Opfern der Pandemie gewidmet.

Mit einem feurigen Csárdás verabschiedeten sich die Musiker und erhielten einen großen Applaus, der natürlich eine Zugabe verlangte.
Letzter Arbeitstag
Mit dieser Zugabe, einem Tango, erinnerte Michael Stolle daran, dass Eva Löber, die eine begeisterte Tango-Tänzerin ist, an diesem Abend ihren letzten Arbeitstag als Geschäftsführerin der Cranach-Stiftung hatte. Eva Löber hatte sich in den vergangenen 32 Jahren auch immer wieder für die Aufführung kleiner Konzerte im Malsaal eingesetzt und dabei einen treuen Publikumskreis aufgebaut. (mz)