Bildung So startet die erste Schulsozialarbeiterin an Wittenberger Gymnasium in den Job
Naoco Franz ist die erste Schulsozialarbeiterin am Luther-Melanchthon-Gymnasium. Wie sie ihre Arbeit aufgenommen hat.

Wittenberg - Zu sagen, sie ist die neue Schulsozialarbeiterin, wäre falsch: Denn recht eigentlich ist Naoco Franz die erste überhaupt am Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg. Nach Auskunft von Lehrerin Jana Wiederhold habe schon der frühere Direktor jemanden aus der Schulsozialarbeit beantragt.
Vergebens. Dabei ist das LMG mit gut 1.000 Schülern die größte allgemeinbildende Schule im Kreis. Von dort kam in diesem Jahr die gute Nachricht, dass es diesmal klappt. Die Freude darüber ist sowohl Jana Wiederhold als auch Schulleiterin Anja Aichinger anzumerken. Letztere nennt die Anwesenheit von Naoco Franz „ein Wunder“.
Ungewöhnlicher Start
Franz kommt ursprünglich aus Yokohama, eine südlich von Tokyo gelegene Millionenstadt. Schon lange lebt die 48-jährige Sozialarbeiterin in Berlin, einer anderen Metropole. Dort kümmert sie sich um Zuwanderer aus Asien, wenn diese zum Beispiel Sprachschwierigkeiten haben. Die Rede ist auch von Informationsvermittlung. Über Wittenberg und die neue Aufgabe sagt Franz zur MZ: „Ich möchte eine neue Welt entdecken.“
Finanziert wird ihre derzeit befristete Stelle über den Kreis, angestellt ist sie bei der Arbeiterwohlfahrt, ihre Wochenarbeitszeit am Gymnasium betrage momentan 20 Stunden. Bei ihrer Ankunft im April lernte sie zunächst einmal vor allem das Lehrerkollegium kennen. Coronabedingt befanden sich die Schüler im Homeschooling oder Wechselunterricht.
Inzwischen hat sich das geändert, Franz jedoch war auch in der ungewöhnlichen Startphase nicht untätig. Sie hat einen Jahresarbeitsplan entwickelt, dessen Angebote sich selbstredend an die Schüler richten werden, aber ebenfalls an Lehrer und Eltern. Zudem kümmert sie sich um externe Kooperationspartnerschaften. Intern, das hofft Direktorin Aichinger, könnte Franz unter anderem aus älteren Schülern eine Gruppe aufbauen, die sich dann um die jüngeren kümmert, frei nach dem Motto der Schule: „Wir für uns“.
Die in sich ruht
Eines wird beim Treffen am Mittwoch schnell klar: Auf Naoco Franz ruhen hohe Erwartungen und Ruhe ist ein gutes Stichwort: „Frau Franz ruht so in sich“, sagt Jana Wiederhold und auch, dass sich das übertrage. Letztlich ist es eine Eigenschaft, die ihr bei den bevorstehenden Aufgaben nützlich sein dürfte. Das LMG ist keine Brennpunktschule, an der Außenstehende Schulsozialarbeit vermutlich in erster Linie sehen.
Aber zu glauben, dass bei so vielen Schülern niemand ein Problem hat, wäre naiv. Nicht wenige Probleme erwachsen indes aus der Corona-Pandemie, Anja Aichinger erinnert an jene Grundschüler, die demnächst ans LMG kommen und die während der Lockdowns ihre bisherigen Schulen nicht eben oft von innen gesehen haben: Man müsse erst mal schauen, was machbar ist und was die Kinder mitbringen - fachlich sowie im Miteinander.
Auch Naoco Franz hat sich über diese Zeit Gedanken gemacht, ein Angebot in ihrem Konzept firmiert unter dem Stichwort Kennenlernprojekte und richtet sich an Schüler der fünften Klassen. Indes betont sie: „Schulsozialarbeit ist für alle Menschen.“ (mz)