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Double Sirko Sobiechowski aus Schleesen ist von Beruf Udo Lindenberg

Mit Hut und Sonnenbrille verwandelt sich Sirko Sobiechowski in sein großes Idol. Warum dem Schleesener die Gage dabei egal ist.

Von Anika Würz 14.06.2021, 10:46
Udo Lindenberg-Double Sirko Sobiechowski  in der  Gassmühle von Rotta: Dort ist er  am 10. Juli zu Gast.
Udo Lindenberg-Double Sirko Sobiechowski in der Gassmühle von Rotta: Dort ist er am 10. Juli zu Gast. (Foto: Thomas Klitzsch)

Schleesen - Er lebt an der Elbe, trägt Hut und Sonnenbrille, trinkt gern mal ein Eierlikörchen. Von Udo Lindenberg scheint den Schleesener Sirko Sobiechowksi nur eins zu unterscheiden: Seine musikalische Karriere startete nicht mit Onkel Pö, sondern mit Onkel Fu. Im Gespräch mit Anika Würz erzählt der 47-Jährige, der ohne Hut (also hauptberuflich) als Lkw-Fahrer unterwegs ist, von seinem Doppelleben.

Wie wird man eigentlich Udo?

Sirko Sobiechowski: Durch meinen Schwager - Onkel Fu, Berufsmusiker seit über 40 Jahren - habe ich meine Fähigkeit, mit der Stimme ziemlich nah an Udo ranzukommen, ausgebaut. Begonnen hat alles 1996. Da waren wir im Froschkönig in Halle. Mein Schwager hat angefangen, „Wozu sind Kriege da“ auf dem Keyboard zu spielen. Da habe ich mich - überhaupt nicht geplant, ganz spontifix - hinters Mikro geklemmt und einfach gesungen. Damals noch in Jeans und T-Shirt, Eierlikör gab’s auch nicht. Irgendwann trat ich dann jährlich bei den Hauptversammlungen der Freiwilligen Feuerwehr Schleesen, bei der ich Mitglied bin, auf. Dann kamen Anfragen von Bekannten im Wittenberger Raum, für Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten.

Aber Udo-Fan waren Sie schon vor Ihrer Karriere als Double?

Udo verfolgt mich von Kindesbeinen an! Zu DDR-Zeiten habe ich alles versucht, um mir seine Musik und sein Leben nahezubringen. Damals gab’s Bravo-Fotos, hunderte Male schwarz-weiß kopiert, da hat man natürlich zugeschlagen als Fan. Mein erstes Konzert war dann in Magdeburg. Da hat ein Typ vor dem Saal noch Karten verkauft. Um die zu kaufen, habe ich mich damals sogar verschuldet. Seitdem besuche ich jedes Konzert, bei dem sich’s ergibt - in Leipzig, Berlin, Hamburg. Wenn es irgendwie machbar war, bin ich hin: getrampt oder mit dem Moped oder schwarz mit der Bahn.

Udo sagt selbst: „Ich bin von Beruf Udo Lindenberg - meinen Job gibt es nur einmal auf der Welt.“

Klar, Udo gibt es nur einmal. Aber es gibt viele Leute, die versuchen, seine Philosophie und Lebensweise weiterzugeben. Udo kann immerhin nicht überall sein. Mir hat er mal erzählt, was für eine große Freude es für ihn ist, wenn er sieht, dass er viele jüngere Leute erreicht und diese versuchen, sein Lebenswerk nachzumachen. Das bedeutet ja, dass die Leute das cool finden, seine Philosophien weiterzugeben. Die Spinner von heute sind die Erfinder von morgen.

Wie verlief die Pandemie-Zeit für Sie? Noch alles klar auf der Andrea Doria?

Vor der Pandemie hatte ich so gut wie jedes Wochenende Auftritte. Jetzt stand ich seit Oktober gar nicht mehr auf der Bühne. Das fehlt mir extrem, denn für mich ist das keine Arbeit. Ich sehe, dass ich Leute damit glücklich mache, und das ist für mich mehr wert als jede Gage. Die Fangemeinde vermisst das auch. So viele haben gefragt: „Mensch, wie können wir wieder ein bisschen Panik-Power bekommen?“ Da habe ich Online-Auftritte bei Facebook aus der Panik-Zentrale in Schleesen gemacht.

Und wie geht’s hinterm Pandemie-Horizont weiter?

Das nächste große Event ist kommendes Wochenende in Gronau, der Geburtsstadt von Udo. Es findet eine Harley-Tour von Hamburg nach Gronau statt Da kann ich endlich wieder ein Konzert geben, den Leuten einheizen. Da werden zwei Nächte zu Tagen gemacht. Eierlikörchen gibt’s auch - natürlich nur, um die Stimme zu ölen. (mz)