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Sicherheit rund ums Schloss Sicherheit rund ums Schloss: Überraschung in Kropstädt

Von Michael Hübner 23.03.2018, 15:15
Die Stadt Wittenberg hat diese Brücke vor dem Schloss in Kropstädt aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Die Stadt Wittenberg hat diese Brücke vor dem Schloss in Kropstädt aus Sicherheitsgründen gesperrt. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Da staunen selbst gestandene Verwaltungsfachmänner. Ein schier unlösbares Problem hat sich plötzlich über Nacht ohne Eingreifen von Politik oder Ämtern in Luft aufgelöst.

„Wir sind sehr verwundert“, gesteht Wittenbergs Landrat Jürgen Dannenberg (Linke). Es geht um das Schloss in Kropstädt. Der Käufer steht jetzt im Grundbuch und ist nun auch offiziell und vor allem juristisch Eigentümer der Immobilie und von Grund und Boden. Die wichtige Eintragung - eigentlich nur ein formeller Akt - hatte sich gefühlte Ewigkeiten hingezogen, weil der Investor mit einer „Rückauflassungsvormerkung im Grundbuch“ nicht einverstanden gewesen sein soll. Er forderte die Löschung.

Das Streichen könnte kraft seines Amtes aktuell nur Dannenberg veranlassen. „Wir haben nichts löschen lassen“, betont der Verwaltungschef aber auf MZ-Anfrage. Damit ist der neue Schlossherr weiterhin an ein Votum des Finanzausschusses des Gemeinderates Kropstädt gebunden.

Die Lokalpolitiker haben sich 1997 für die öffentliche Nutzung entschieden. Der Beschluss - und damit die Vormerkung - sind noch immer rechtskräftig. Inzwischen - durch die Eingemeindung des Dorfes in die Stadt Wittenberg - können die örtlichen Räte praktisch nur noch Empfehlungen für den Stadtrat aussprechen. Kropstädt Bürgermeister Enrico Schulze (CDU) ist davon überzeugt, dass im Fall des Falles das Votum allerdings wieder so ausfallen würde wie vor über 20 Jahren.

Der Stadtrat Wittenberg hat sich mit dem Thema bisher nur durch Anfragen im nichtöffentlichen Teil von Sitzungen beschäftigt. Über die ehemalige Immobilie des Landkreises müssten dann auch theoretisch noch die Mitglieder des Kreistages befinden. Der Weg einer entsprechenden Beschlussvorlage durch die demokratischen Gremien muss mit der Grundbucheintragung jetzt aber nicht mehr angetreten werden.

Trotzdem bleiben noch viele Fragen offen. Die spannendste: Kann der Investor sein Vorhaben, einen mittelalterlichen Freizeitpark in Kropstädt zu errichten, jetzt tatsächlich noch verwirklichen? Das Projekt sollte schon vor knapp einem Jahr in Angriff genommen werden. Das ist bisher aber an der fehlenden Eintragung im Grundbuch gescheitert.

Wie es nun weiter geht, versuchte die MZ am Dienstag zu erfragen. Eine entsprechende Mail ging an eine Kanzlei in Zürich. In der Schweiz befinden sich schon zwei weitere Fragenkataloge zum einstigen Märchen- und Traumschloss, wo sich romantische Paare ins Eheglück trauten. In einem Telefonat mit der MZ wurde versichert, dass die Fragen an den Schlossherren weiter geleitet werden. Trotzdem herrscht seit Monaten Funkstille.

Das bisher letzte offizielle Statement datiert vom 28. August. Die Juristen teilen im Auftrag ihres Mandanten der Presse eben mit, dass „auf den angrenzenden Grundstücken der Bau eines mittelalterliche Freizeitpark“ geplant sei.

Solche Statements verwirren vor Ort nur. „Welche angrenzenden Grundstücke sind da gemeint?“, fragt sich Schulze. Der Bürgermeister wünscht sich eine langfristige und faire Zusammenarbeit. Bisher könne davon keine Rede sein, betont er am Dienstag gegenüber der MZ. Auch er habe keine Antworten auf seine Fragen erhalten. Es gebe so vieles zu klären.

Das Areal ist trotz der Vormerkung im Grundbuch aktuell überhaupt nicht mehr frei zugänglich. Bereits im Oktober hat die Stadt Wittenberg die Reißleine gezogen und aus Sicherheitsgründen die Brücken gesperrt. „Alles marode, morsch und nur noch Schrott“, akzeptiert Schulze die Entscheidung.

Doch durch die Eintragung des Besitzers ins Grundbuch kann die Stadt jetzt auch offiziell reagieren. Allerdings hätte sie das nach Angaben der Anwälte schon immer tun können. Nach Darstellung der Züricher Kanzlei gegenüber der MZ ist ihr Mandant den städtischen Behörden, dem Finanzamt und dem Energieversorger bekannt. Zumindest die Stadtwerke Wittenberg haben dieses Aussage gegenüber der Presse bestätigt.

(mz)