Sekundarschule Friedrichstadt Sekundarschule Friedrichstadt: Gemeinschaftsschule im Kreis Wittenberg scheitert erneut

Wittenberg - Die Einrichtung einer staatlichen Gemeinschaftsschule im Kreis Wittenberg droht erneut zu scheitern. Der Antrag der Sekundarschule Friedrichstadt, in Zukunft auch eine Abiturstufe anbieten zu dürfen, hat im Schulausschuss des Kreistages keine Mehrheit gefunden. Sowohl inhaltlich als auch bei der Frage, ob der Beschlussvorschlag in den Kreistag weiterempfohlen werden soll, herrschte Patt unter den neun Ausschussmitgliedern. Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) hat den Punkt deshalb auch von der Tagesordnung des Kreistages am 1. Dezember gestrichen.
Zweizügigkeit gefährdet
Vor allem am Widerstand der CDU gab es im Ausschuss kein Vorbeikommen. Enrico Schilling stritt vehement gegen die Einrichtung der Schule, weil er Nachteile für andere Sekundarschulen befürchtet. Egal ob in Elster, Kemberg, Bad Schmiedeberg oder Annaburg - würden auch nur zwei oder drei Schüler von dort nach Wittenberg wechseln, sei die Zweizügigkeit gefährdet.
Da half auch ein flammender Appell von Ines Petermann, ihres Zeichens sachkundige Einwohnerin und Leiterin der Friedrichstadtschule, nichts. „Mit welchem Recht können wir den Schülern diesen Bildungsweg verweigern?“ Der erste Versuch, den Träger der Schule vom neuen Bildungsweg zu überzeugen, war im Dezember 2013 gescheitert - bei 17 Ja- und 17 Nein-Stimmen (die MZ berichtete). „Die Folge war, dass die privaten Gemeinschaftsschulen in Wittenberg und Holzdorf mehr Zulauf hatten, als sie annehmen konnten“, sagt Petermann.
Furcht vor niedrigerem Niveau
Klaus-Dieter Richter (FDP) fürchtet allerdings ein „niedrigeres Niveau“, wenn man das „längere gemeinsame Lernen“ durchsetzen würde. Er wolle den guten Weg, den man mit dem derzeitigen Schulsystem eingeschlagen habe, nicht durch die Gemeinschaftsschule gefährden. „Es hat noch kein Schüler geklagt, dass er nicht mehr mit seinen Grundschulkameraden weiterlernen kann“, argumentiert Roland Franke, Direktor des Paul-Gerhardt-Gymnasiums. So wie Franke sieht übrigens auch der Bad Schmiedeberger Sekundarschulleiter Roland Bette die Gemeinschaftsschule: Sie zöge Schüler von anderen Schulen ab, brächte aber keine Vorteile. Zum einen, weil schon jetzt für Spätzünder der Wechsel ans Gymnasium möglich sei, zum anderen, weil bei zu wenigen Abiturienten die Oberstufe sowieso wieder ans Gymnasium wechseln müsste.
„Nach unten geht es immer, nach oben nie“
Corinna Reinecke (SPD) verwies auf die Zahlen: Es gebe kaum Wechsler von der Sekundarschule ans Gymnasium, dafür aber viele Abbrecher, die an die Sekundarschulen zurückkehrten. „Nach unten geht es immer, nach oben nie“, klagte auch Reinhard Rauschning (SPD). Reinhild Hugenroth (Grüne) warb für einen Wettbewerb „um das beste Konzept“. Die Befürworter bezweifeln, dass die Gemeinschaftsschule außerhalb Wittenbergs einen großen Sog erzeugen könnte. Mareen Kelle (Linke) erhofft sich Effekte für „Spätzünder“.
Unterstützung gibt es auch beim Kreiselternrat. Vera Zech sprach sich dafür aus, genauso Janine Gallin vom Kreisschülerrat. Geholfen hat es - wieder nichts. CDU, FDP und Matthias Lieschke von der AfD waren dagegen. (mz)