Schweinegrippe Schweinegrippe: Landkreis wartet auf die Regeln und den Impfstoff
WITTENBERG/MZ. - Während sich Kassen und Bund schon darum streiten, wer die geplante bundesweite Impfaktion bezahlen muss, sind vor Ort noch weitere Fragen ziemlich unklar.
"Ich weiß, dass das Land Verhandlungen über den Impfstoff aufgenommen und auch Bestellungen ausgelöst hat", sagt Amtsärztin Sebnem Kaynak von der Kreisverwaltung. Sie rechnet allerdings nicht vor dem Herbst mit ersten Impfungen im Kreis. "Der Impfstoff steht erst im September zur Verfügung und muss dann ja noch verteilt werden", sagt sie.
In den Arztpraxen des Kreises scheint das Problem auch nicht akut zu sein. "In unserer Praxis hatte ich bisher weder Verdachts- noch echte Fälle von Schweinegrippe", sagt Diplom-Mediziner Frank Mühlbauer aus Gräfenhainichen. "Wenn allerdings jemand den Verdacht hat, an Schweinegrippe erkrankt zu sein, sollte er schon wegen der Ansteckungsgefahr für andere Patienten im Wartezimmer auf keinen Fall eine Arztpraxis aufsuchen", warnt Mühlbauer. Stattdessen sollte man sich telefonisch beim Gesundheitsamt des Landkreises melden, wo auch die Rachenabstriche gemacht werden, anhand derer festgestellt werden kann, ob es sich wirklich um die Schweinegrippe handelt, rät der Allgemeinmediziner. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, die Betroffene auch Zuhause aufsuchen, würden die weitere Vorgehensweise festlegen.
Das muss auch noch für die Impfaktion geschehen. Amtsärztin Kaynak geht davon aus, dass 30 Prozent der Bevölkerung geimpft werden könnten. "Nach meinem Verständnis wird der Impfstoff nicht frei zur Verfügung stehen", sagt sie. Er bleibe Risikogruppen vorbehalten, deren Priorität bei der Behandlung noch festgelegt werden muss. Eine Zwangsimpfung werde es nicht geben. Stattdessen sollen Risikopatienten eine schriftliche Aufforderung erhalten, sich impfen zu lassen - vermutlich in festgelegten Schwerpunktpraxen, was den Umgang mit den Impfstoffen erleichtern würde. Doch auch diese Frage ist bis dato nicht endgültig geklärt, geschweige denn Schwerpunktpraxen festgelegt.
Während man sich im Inland langsam gegen die Pandemie rüstet, spielt sie in den Reisebüros allerdings kaum eine Rolle. "Da das Auswärtige Amt keine Reisewarnungen herausgegeben hat, gibt es auch bei uns keine Vorkehrungen und Tipps für die Urlauber. Selbst für Mexiko wurden die Einschränkungen wieder aufgehoben", sagt Jens Hahndorf, Mitarbeiter im Wittenberger Reisebüro Habdank.
André Chmilewski, Inhaber des Wittenberger Reisebüros ID Reisewelt, hat dann doch ein paar offizielle Tipps. "Urlauber sollten möglichst große Menschenansammlungen und Veranstaltungen meiden. Aber wer plötzlich Fieber, Kopfschmerzen und Husten bekommt, diese drei Symptome der Schweinegrippe unterscheiden sie von der normalen Sommergrippe, für die eher ein Schnupfen typisch ist, sollte unverzüglich einen Arzt konsultieren", rät der Reisefachmann.
"Allerdings gibt es in Deutschland wegen der Schweinegrippe keinerlei Reise- und Einreisebeschränkungen oder Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen. Angesichts der Tatsache, dass in Deutschland bei der jüngsten Grippewelle 1,2 Millionen Menschen erkrankten, von denen 4 500 stationär behandelt werden mussten, scheint die Schweinegrippe mit derzeit etwa 3 800 Fällen, für die es im Gegensatz zu Dengue- oder Lassafieber keine Meldepflicht seitens der Patienten gibt, hierzulande noch nicht so akut zu sein", so Chmilewski. Seite 1 und Wirtschaft