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Schnitzkunst aus Eis Schnitzkunst aus Eis: Cottbuser stellen eiskalten Luther auf den Markt

13.12.2012, 17:45

wittenberg/MZ/irs. - Vor die Schnitzkunst hat der Geist der Vorweihnacht die Muskelkraft gesetzt. Die Muskelkraft, den Flammenwerfer und das Bügeleisen. Vier 65-Kilogramm-Blöcke wuchten Michael Fricke und Bernd Kindermann übereinander auf einen blauen Sockel, neugierig beäugt von Glühweintrinkern und Bratwurstessern.

Fricke holt noch einen Kanister Wasser, "Frostschutzmittel" steht drauf, gießt es in die Fugen, damit das Ganze besser zusammenklebt. Und dann ist erstmal Pause. Das Eis muss sich akklimatisieren, sagt Kindermann, es muss "wärmer" werden, sonst splittert es. Unter minus 14 Grad braucht man gar nicht erst anfangen. "Eis ist undankbar", ergänzt Fricke, "was abplatzt, ist weg."

Seit zwei Jahren befassen sich Fricke und Kindermann mit Kunsthandwerk in Eis. "Eisskulpturenmanufaktur Cottbus" heißt ihre Firma, die in diesem Jahr erstmals auch auf dem Wittenberger Weihnachtsmarkt ein "Live-Event" auf die Bühne bringt.

Kindermann ist Holzbildhauer, Fricke befasst sich sonst vorrangig mit so genannten Einfrierungen, zum Beispiel Hochzeitsgeschenken in Eis und sowas. Auch Eisbars, Theken aus Eis, stellen sie hin und wieder auf. Für die Lutherstadt wurde freilich etwas anderes auserkoren: ein eiskalter Reformator, was sonst.

Die groben Züge erledigt die Kettensäge, wie man es kennt vom Sommer-Skulpturenwettbewerb in der Heide, für die Feinheiten gibt es anderes Gerät. 15.10 Uhr setzt Kindermann den ersten Schnitt. Er beginnt am Kopf, Eisfontänen spritzen, es riecht nach Abgas, Scheinwerfer tauchen das Eis in buntes Licht. Stunden vergehen. Als es dunkel ist an diesem Donnerstag vor dem dritten Advent, da steht ein zweiter Luther auf dem Marktplatz von Wittenberg.

Um die Haltbarkeit muss einem trotz angesagten Tauwetters nicht bange sein. Selbst im Sommer, bei 30 Grad plus, würde so eine Skulptur durchaus einen Tag lang stehen bleiben, sagt Michael Fricke. Der Rest ist nun Mathe und Physik.