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Schiffstaufe in Wittenberg Schiffstaufe in Wittenberg: "Junker Jörg" erwartet Gäste

Von Marcel Duclaud 10.03.2017, 19:36
Kaputt! Und jetzt heißt das Schiff "Junker Jörg".
Kaputt! Und jetzt heißt das Schiff "Junker Jörg". Klitzsch

Wittenberg - „Theodor Fontane“ ist nun „Junker Jörg“. So schnell geht das. Wittenbergs neues Hotelschiff, das seit Anfang der 1990er Jahre unter dem Namen des preußischen Schriftstellers Fontane auf der Elbe schipperte und jetzt in Wittenberg festgemacht hat, bekam Freitagabend zur Taufe auf den Namen Junker Jörg (so wurde Martin Luther aus Sicherheitsgründen dereinst auf der Wartburg genannt) einen ordentlichen Schwapp Champagner ab.

Die Frauen der beiden Schiffseigner, Antoinette Harnisch und Monique Pickran, vollzogen die Zeremonie vor zahlreichen Gästen, nach einer Laser-Lichtshow und nach einigen Worten der beiden Männer, die mit ihrer Vier-Millionen-Euro-Investition nicht zuletzt ein erhebliches Risiko eingehen. Der Taufspruch oblag der Wittenbergerin, der Flaschenwurf der Malchowerin, die an diesem Tag im Übrigen auch noch Geburtstag feiern konnte.

Dem Zufall hat die neue 22-köpfige Crew nichts überlassen. Selbst der Wurf ist vorher geprobt worden, mit einer Plastikflasche. In den vergangenen Tagen wurde ordentlich geklotzt, um die Vorbereitungen für den Hotel- und Restaurantbetrieb auf dem 94 Meter langen Boot pünktlich abzuschließen.

Menschenkette auf das Schiff: Wlan funktioniert

Mit Menschenkette sind die nötigen Utensilien an Bord gebracht worden: Gläser für die Bar, Lebensmittel für die Küche, Duschgel für die Bäder. Wlan ist inzwischen eingerichtet, ebenso das Kassensystem, die Kabinen wurden fertig gemacht für die Gäste, Fenster noch mal geputzt, ein Probekochen absolviert.

Die neue Mannschaft hat gekostet, was ab heute im allgemein zugänglichen Schiffsrestaurant angeboten wird. Jan Harnisch, Kapitän und Investor, ist jedenfalls zufrieden. Auch deshalb, weil es gelungen ist, das Team zu komplettieren. Was gar nicht so einfach gewesen sei.

Crew des Hotelschiffs: internationale Besatzung

Die Crew des Hotelschiffs ist bunt gemischt, was die Nationalitäten betrifft: an der Rezeption sitzt ein Syrer, der Nachtportier stammt aus Sri Lanka, zwei Rumäninnen arbeiten in Küche und Housekeeping, zwei Tschechen sind ebenfalls dabei. Die anderen stammen aus der Region, bis auf die Küchenchefs, die aus Leipzig und Reinsberg kommen.

Dass sie ein bisschen kribbelig sind, räumen Harnisch und sein Compagnon Mike Pickran ein: „Das ist schon ein Riesending und eine andere Dimension.“ Sie hoffen, dass ihre Rechnung aufgeht. Die setzt auf den Besucheransturm zum Reformationsjubiläum und später, ab nächstem Jahr auf das Interesse an Flusskreuzfahrten.

Schlafen beim Hafen: 48 Kabinen und acht Suiten

Dass, was die Buchung der 48 Kabinen und acht Suiten betrifft, noch Reserven bestehen, leugnen sie nicht. Bis Ostern werden Sonderkonditionen gewährt: „Schlafen zum halben Preis“, formuliert Harnisch, der bei der feierlichen Taufe noch eine andere Sorge anspricht: die des Liegeplatzes.

Der Unternehmer hofft auf eine schnelle Einigung mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt. Gegenwärtig ist das Hotelschiff noch am Anleger bei Obi vertäut, was die Eigner täglich nicht wenig Geld kostet.

Dort haben an diesem Wochenende die Wittenberger Gelegenheit, sich die „Junker Jörg“ genauer anzusehen. Sonnabend und Sonntag findet eine Art „Tag der offenen Tür“ auf dem Schiff statt, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Führungen sollen im Zehn-Minuten-Takt angeboten werden.

Gallionsfigur mit Mooreiche: Ehrenplatz für Geschenk

Dass das Interesse erheblich ist, hat sich bereits in den vergangenen Tagen gezeigt. Passanten bleiben oft stehen und beobachten, was passiert. Die Verbundenheit mit der Elbe ist stark.

Das hat die Crew auch gemerkt, als der Pratauer Jürgen Rettich ein Geschenk vorbei brachte - eine Gallionsfigur (sie stand früher mal im Gasthaus „Klabautermann“), die mit einem Stück Mooreiche aus der Elbe verbunden ist und mit einem nachgebildeten Fisch als Fuß.

„Wir hatten Tränen in den Augen“, sagt Jan Harnisch. Die maritime Skulptur hat einen Ehrenplatz erhalten: Sie steht direkt am Eingang zum Hotelschiff „Junker Jörg“. (mz)