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Sachsen-Anhaltischen Storchentag in Isterbies Sachsen-Anhaltischen Storchentag in Isterbies: Adebar hatte ein mageres Jahr

Von Ute Otto 25.10.2013, 20:06
Hans-Jürgen Neumann beringte im Mai die Jungstörche in Wachsdorf bei Wittenberg.
Hans-Jürgen Neumann beringte im Mai die Jungstörche in Wachsdorf bei Wittenberg. MichAELIS Lizenz

Wittenberg/Dessau/MZ - Ein schlechtes Storchenjahr bilanzierten die Teilnehmer beim nunmehr 22. Sachsen-Anhaltischen Storchentag in Isterbies. „Wir haben in diesem Jahr sehr starke Ausfälle zu beklagen“, sagte Mechthild Kaatz vom Storchenhof Loburg in einem Interview mit der Dessauer Redaktion der Mitteldeutschen Zeitung. „Das Wetter hatte sehr ungünstigen Einfluss auf die Entwicklung der Population“, so Kaatz.

Trotz des langen Winters seien viele Störche früh zurückgekehrt und hätten gebrütet. Kälte und Regen hätten dann den Jungen im Mai und Juni zusetzt. „Durch ihr noch dünnes Federkleid fehlte die Isolation. Für den Schutz unter dem Gefieder der Elterntiere aber waren sie zu diesem Zeitpunkt schon zu groß“, erklärt die Storchenschützerin. Deshalb seien viele Jungtiere an Unterkühlung gestorben.

Der Storchenhof Loburg ist eine vereinsgetragene Vogelschutzwarte und befindet sich am Stadtrand von Loburg (Jerichower Land) in Richtung Lübars. Seit der Gründung des Storchenhofes Loburg im Jahr 1979 wurden bisher 1 558 Weißstörche, 23 Schwarzstörche, sechs Kraniche und 426 Greifvögel, entweder als flugunfähige Nestlinge oder wegen Verletzungen, aufgenommen. Etwa zwei Drittel der Weißstörche konnten wieder ausgewildert werden.

Vor allem im Süden Sachsen-Anhalts, betroffen war auch der Kreis Wittenberg, haben laut Kaatz die Störche dann noch unter Nahrungsmangel gelitten, weil sie durch die schnell heraufziehende Flut die Nahrungsgründe nicht mehr erreichten und viele Kleintiere ertranken. „Im Norden gab es meist immer noch genug Nahrungsquellen, wie Mäuse und andere Kleintiere, weil diese sich meist in der Fläche vor dem Hochwasser in Sicherheit bringen konnten.“ Auch deshalb sind Störche verhungert. Die genauen Zahlen werden von den Storchenschützern noch ausgewertet. „Schätzungsweise sind durch diese Extremereignisse in diesem Jahr 20 Prozent Junge weniger flügge geworden als sonst“, sagte Mechthild Kaatz.

„Pro Horstpaar braucht es mindestens zwei Junge"

Im Stadtgebiet von Dessau-Roßlau war deshalb auch der Bruterfolg nicht so hoch wie in den vergangenen Jahren. 19 Paare wurden dort gezählt, wovon am Ende 13 Paare mit 31 Jungen in der Statistik erfasst wurden. „Pro Horstpaar braucht es aber mindestens zwei Junge, um den Bestand zu reproduzieren“, so Kaatz. Das könnte zur Folge haben, dass in der nächsten Saison einige Nester mehr leer bleiben, wenn nicht Störche, die zuvor in anderen Regionen gebrütet haben, sich hier ansiedeln.

In dem Zusammenhang wirbt die Storchenschützerin um Toleranz für die Adebare. Man sollte den Störchen einfach den Freiraum lassen, den sie brauchen. „Das heißt, wo sie siedeln wollen, sollten sie das möglichst ungehindert tun.“ Darüber hinaus appellieren die Storchenschützer an die Bürger, mehr darauf zu achten, dass die Landschaft sauber bleibt. Die Verschmutzung durch Plastik- und und anderen Müll werde zunehmend zum Problem. Immer wieder würden zum Beispiel Jungtiere gefunden, deren Gliedmaßen von Bindegarn abgeschnürt waren, das Elterntiere als Nistmaterial angesehen hatten.