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Rikscha-Uwe in Wittenberg Rikscha-Uwe in Wittenberg: Schlosspavillon gewährt Asyl

Von Karina Blüthgen 13.05.2016, 13:50
Uwe Bechmann wendet wieder Grillwürste auf der Rikscha. Neben dem Schlosspavillon steht er seit Freitag auf privatem Grundstück.
Uwe Bechmann wendet wieder Grillwürste auf der Rikscha. Neben dem Schlosspavillon steht er seit Freitag auf privatem Grundstück. Baumbach

Wittenberg - „Hier darf ich sein.“ Rikscha-Fahrer Uwe Bechmann hat sein Lachen wiedergefunden und einen Stellplatz für seine Grill-Rikscha dazu. Am Wittenberger Schlosspavillon, in dem drinnen handgefertigtes Eis über den Tresen geht, hat er eine Bleibe gefunden. Auf der Sonnenseite, zur Schlossstraße zu, brutzeln jetzt die Bratwürste auf dem mit einer Gasflasche betriebenen Grill.

Seit Freitag verkauft er wieder das, was er selbst scherzhaft „Luther-Wurst“ nennt. „Seit neun Uhr stehe ich hier. Ich muss jetzt erst einmal wieder meine Stammkundschaft herkriegen.“ Die bestand vornehmlich aus Bauarbeitern, die derzeit an der Schlosskirche werkeln, für die ist er am jetzigen Standort jedoch außer Sichtweite. Und herumsprechen muss es sich auch erst, dass er wieder darf. 14 Tage blieb nämlich der Grill kalt. Dennoch, die erste Laufkundschaft hat den neuen Standort bereits entdeckt, und selbst der Fahrer der Tschu-Tschu-Bahn ist einem gelegentlichen Drive-In für seine Mitfahrenden offenbar nicht abgeneigt.

Die Nachricht, dass die Stadtverwaltung dem Mann das Grillen auf dem Platz zwischen Schlosskirche und Tourist-Information untersagte, hatte im Internet hohe Wellen geschlagen. Das Areal gehört zum Sanierungsgebiet, hier untersagt eine Satzung mobile Imbisswagen und -stände. Im Rathaus habe man die Angelegenheit bedauert. Zumindest hatte es aus der Verwaltung den Hinweis gegeben, dass ein Standort auf einem privaten Grundstück möglich sei.

Jedenfalls habe er über Facebook Post von der Betreiberin des Eis-Pavillons, Claudia Lehmann, erhalten, er möge doch mal vorbeikommen. Und man hat sich offenbar auch schnell und unbürokratisch geeinigt. „Es ist erst einmal unbefristet. Ich kann hier stehen, solange wie es geht“, sagt Uwe Bechmann, der seine Grill-Rikscha einige Zentimeter entfernt von der Grundstücksgrenze aufgestellt hat. Und froh ist, neben Tipps als Wegweiser auch wieder einige Würste los zu werden. „Ich habe ja in den letzten 14 Tagen kaum etwas verdient“, fügt er hinzu.

Seit zehn Jahren fährt Bechmann mit seiner Rikscha durch die Innenstadt oder auch mal auf gebuchten Touren außerhalb. Seinen Fahrgästen erklärt er die Gebäude und die Geschichte der Stadt. Mit dem Kauf einer neuen Rikscha baute er die alte ausrangierte zum Grill um. Das war vor drei Jahren, seither wirft er, wenn das Wetter zu schlecht zum Fahren ist, den Grill an. Den Standort an der Schlossstraße findet er im übrigen ideal. „Und wenn wir Glück haben, profitieren wir beide voneinander“, richtet er seinen Dank an die Schlosspavillon-Betreiberin. (mz)