Reformationstag 2016 Reformationstag 2016: Trubel am Feiertag in Wittenberg

Wittenberg - Neugierig stehen Margitta und Detlef Krüger aus Luckau auf der Wittenberger Schlosswiese und schauen sich um. Zelte von Wittenberger Vereinen und eine kleine Wagenburg lassen hier ein bisschen mittelalterliches Flair aufkommen. Rauch der Lagerfeuer steigt auf, um die Mittagszeit kocht hier jeder sein Süppchen, was in dem Fall ganz wörtlich zu nehmen ist.
„Wir sind gerade erst angekommen“, sagt Detlef Krüger. Ja, sie seien zum ersten Mal am Reformationstag in Wittenberg, bestätigen sie. Aber der Markttrubel ist nicht unbedingt ihr Ziel, wobei der da sei, um die Leute zu unterhalten. „Wir wollen die Tür sehen, wo Luther seine Thesen angeschlagen hat. Und natürlich das Panorama-Bild“, fügt Krüger hinzu.
„Das Reformationsfest wird auch bei uns zentral gefeiert“, erzählt Ehefrau Margitta. Das Pastorenehepaar schlüpfe auch dort in die historischen Rollen samt Kostüm. Aber dieses Jahr ist Wittenberg dran, und eigentlich wollen die Krügers auch in die Kirchen. Und betreten dabei, wie andere auch, erstmals durch den neuen Besucherempfang die Schlosskirche.
Es ist definitiv ein stilleres Fest als „Luthers Hochzeit“ im Juni, was nicht nur am Hochnebel an diesem Tag liegt, der sich als feuchtes Etwas auf alles legt. Von der Bühne auf dem Markt erklingen sanfte Flötentöne statt deftiger Sprüche. Einzig die Stadtwache und die Konfirmanden arbeiten sich trommelnd durch die Menge. Der größte Teil der Besucher, und es sind wirklich viele Leute da, schaut und genießt. Wobei vor das Genießen, zumindest der kulinarischen Köstlichkeiten, das Warten gehört. Wer glaubt, in den Höfen würde es schneller gehen, irrt. Auch dort muss der hungrige Gast Geduld mitbringen, obwohl die Köche ihr Bestes geben. Nicht umsonst steht am Weberhof „Bad in der Menge“.
In aller Ruhe steht ein Grüppchen Motorradfahrer am Bratstand. Knapp 20 sind sie und kommen aus Möckern und Umgebung, erzählt Siegfried Sedlak. Das 17. Jahr sind sie nun schon am Reformationstag in Wittenberg, die Ausfahrt ist traditionell die letzte des Jahres, auch wenn sie sonst weitere Touren, etwa nach Frankreich, auf sich nehmen. „Es ist ein schönes Fest und immer interessant“, findet Sedlak. Zu Gottesdiensten gehen sie nicht, aber für Sehenswertes nehmen sie sich Zeit. Dieses Jahr soll es noch das Luther-Panorama sein. Und nächstes Jahr kommen sie wieder.
Derweil ist Mittag vorbei auf der Schlosswiese. Die Vereine „Kienberger Schwarzer Haufen“ und „Lupus Canes“, die eine kleine Wagenburg aufgestellt haben, werden immer wieder bestaunt. „Das ist ein Riesenaufwand für einen Tag. Aber wir Vereine freuen uns darauf. Hier hat man das Glockenläuten der Schlosskirche zum Frühstück“, sagt Birgit Hanisch. (mz)