Reformationsjubiläum in Wittenberg Reformationsjubiläum in Wittenberg: Christuskirche will "anderen Luther" zeigen

Wittenberg - „Das ist meine Kirche“, sagt Gisela Kummetz und lacht. Tatsächlich hat die frühere Schul- und Kulturdezernentin des Landkreises Wittenberg in der Christuskirche viel Zeit verbracht, denn von 1962, da war sie zwölf, bis 1985 ist ihr Vater Friedrich Wilhelm Krosch dort Pfarrer gewesen.
Noch heute engagiert sich Kummetz für die Christuskirche, in der Gemeinde dito. Dazu gehört derzeit auch, gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe und dem neuen Pfarrer Hans-Jakob Schröter, die Vorbereitung einer Ausstellung zum Thema „Der andere Luther“. Mit dieser Schau soll das im Westen Wittenbergs gelegene Gotteshaus „in den Fokus der Reformationsfeierlichkeiten 2017 gerückt werden“. Denn, so Kummetz, „wir wohnen ein wenig am Rand und sind 400 Jahre jünger“. Jünger als die berühmten Schwestern Stadt- und Schlosskirche im Herzen der historischen Altstadt. Dabei passiere es immer wieder, wie es bei einer Präsentation des Ausstellungsprojektes vor Ort heißt, dass Wittenberg-Besucher, die von der Autobahn über Coswig anreisen, an der Christuskirche halten. Mancher habe dort schon die Thesentür vermutet. Zu den Besonderheiten der geplanten Schau zählt es, dass jeder kunstaffine Zeitgenosse, ob Profi oder Autodidakt, ob jung oder alt, sich beteiligen und eigene Werke einreichen kann. Damit verbunden ist zugleich die Hoffnung, dass es durch die Auseinandersetzung mit Martin Luther zu einer Beschäftigung mit der Frage kommt, was Reformation eigentlich ist.
Verschiedene Themen sind gesetzt: Sie reichen von Porträts (Luther und Zeitgenossen) über Architekturbilder und solche zu Luther-Sprüchen oder Blumen bis hin zu Allegorischem. Willkommen sei auch die Beschäftigung mit Luthers dunkler Seite, denn die Lichtgestalt der Reformation fiel auch durch Hetzpamphlete etwa gegen Juden auf. Einigkeit herrsche in einem anderen Punkt - wenn es um Inhalte der Werke geht: „Es soll keine blasphemischen Arbeiten geben, keinen Ekel und nichts, was weh tut“, betont Kummetz und verweist darauf, dass es junge Leute gewesen seien, die das angesprochen hatten. Ein entsprechender Beschluss wurde vom Gemeindekirchenrat gefasst.
Die ersten Arbeiten sind eingetroffen, bereits Ende 2015 war die Ausschreibung fertig und Flyer sind verschickt worden (siehe auch „Abgabeschluss“). Über den Fortgang der Ausstellung, so Pfarrer Schröter, könne man sich künftig auf der Website des Kirchspiels Dobien informieren. Wie Schröter und Kummetz weiter mitteilen, wurden im Vorfeld Gespräche geführt - neben anderen mit dem Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein, und mit der Kunsthistorikerin Jutta Strehle. Eine Jury soll es geben, die aus den eingereichten Werken jene auswählt, welche in der Ausstellung zu sehen sein werden. Neben malerischen und grafischen Beiträgen wird es Holzbildhauerei ebenso geben wie Arbeiten aus Metall, Papier oder Keramik. Genutzt werden soll fast die ganze Christuskirche, erzählt Kummetz bei einem Rundgang durch das 1907/1908 errichtete Bauwerk. Sie führt in einen kleinen Raum, der soll einmal eine schöne Sakristei werden. An einer Wand zu sehen sind frühere Pfarrer, auch Kummetz’ Vater ist dabei. (mz)