Pretzscher Narren Pretzscher Narren: Ältester Karnevalsverein feiert das ganze Wochenende

Pretzsch - „Pretzsch Alaaf“ wird es das ganze Wochenende durch die Elbaue schallen. Die Pretzscher Narren feiern ihr Jubiläum, und das nicht allein. Vor etwas über 70 Jahren, am 11.11.1946, wurde der Verein in dem Elbestädtchen aus der Taufe gehoben und zwar von waschechten Rheinländern, die gerade in Pretzsch waren. Darum sind die Pretzscher Elbmooren, wie sich nennen, die einzigen im Landkreis, die das Alaaf im Schlachtruf führen.
Festzelt am Sportplatz in Pretzsch
Am Freitag startet das närrische Volk unter seinem Präsidenten Torsten Seelig ins Jubiläumswochenende. Und weil das Bürger- und Vereinshaus für so ein großes Fest nicht ausreicht, haben sie am Sportplatz ein Festzelt aufgebaut. „35 mal 20 Meter groß“, lockt Seelig mit ganz viel Platz. Der ist beheizt, damit sich auch der letzte Jeck keine rote Nase holt, zumindest nicht von der Kälte.
Freitag 19.19 Uhr beginnt im Zelt der große Funkenabend. „Insgesamt sind es zehn Garden aus dem ganzen Landkreis. Es werden Garde- und Showtänze gezeigt“, wirbt der Präsident für einen Höhepunkt, den jeweils ein Jubiläumsverein ausrichtet und der für die Garden eine beliebte Veranstaltung ist. Zuschauer sind gern gesehen, es gibt Karten an der Abendkasse.
Der Sonnabend ist dem Kostümball gewidmet (Beginn 20 Uhr), und wer je in Pretzsch war, weiß, dass die Elbestädter und Gäste aus den Nachbarorten Priesitz, Bad Schmiedeberg und anderen eine erstaunliche Kreativität sowie einen unglaublichen Aufwand an den Tag legen, was die Kostümierung einzelner Personen oder Gruppen betrifft.
Mit dem Festwochenende ist das närrische Volk in Pretzsch beim besten Willen noch nicht am Ende. Schließlich ist bis Aschermittwoch noch über zwei Wochen Zeit für noch mehr Frohsinn. Am 25. Februar 20 Uhr lädt der Verein zum großen bunten Abend in das Bürger- und Vereinshaus ein. Nach nur einem Tag Pause geht es mit dem Rosenmontagsball weiter, der ebenfalls 20 Uhr im Bürger- und Vereinshaus beginnt. Karten für alle Veranstaltungen gibt es jeweils an der Abendkasse. Traurig wird es am Fastnachtsdienstag, das Pretzscher Volk wird Abschied von seinem Prinzen nehmen. Wie Prinz Rocco I. zu Tode kommt, ist natürlich ein streng gehütetes Geheimnis, Ort und Zeit dagegen nicht. Die große Abschiedsfeier beginnt 11 Uhr vor dem Pretzscher Rathaus. Der Leichenzug wird dann die Elbstraße hinunter bis zur Vereinsgaststätte führen.
Das Motto in diesem Jahr legt ohnehin keine Grenzen fest: „In die 70. mit Schwung hinein - der PKV lädt zur närrischen Zeitreise ein“. „Viele haben sich schon angemeldet, es gibt natürlich wieder eine Prämierung der schönsten Kostüme“, sagt Torsten Seelig. „Wir haben auch ein tolles neues Programm für den Abend vorbereitet.“
Sonntag ist der Tag des Festumzugs. Der startet 13.13 Uhr in der Bahnhofsstraße, führt durch Wittenberger Straße, Elbstraße, über den Markt und die Goethe-Allee zurück zur Bahnhofsstraße und zum Festzelt. Mit dabei werden nicht nur viele Gastvereine sein, traditionell sind dabei auch noch einmal viele Motive vom Kostümball zu erleben. Im Zelt beginnt 15 Uhr das Fest mit Gratulationen von Gastvereinen und Darbietungen. Und bleiben kann jeder, solange er mag. „Open end“, so Seelig.
Pretzscher Verein feierte Fasching anfangs im Gasthaus Eisenbahn
Gefeiert wurde in den ersten Jahren des Vereins übrigens weder im Zelt noch auf der Straße, sondern im Gasthaus „Zur Eisenbahn“. Der Elferrat kam im schwarzen Anzug, die Kostüme vom Verleih aus Leipzig. Die Vereinsfarben Grün-Weiß waren dem Initiatoren Hans Clemens (einem gebürtigen Aachener) geschuldet, der auch den Schlachtruf aus der Taufe gehoben hat.
In der zweiten Session gab es schon farbige Revers an den Anzügen, dazu bemalte Ledermützen. Bei späteren Veranstaltungen im „Stern“ hatte ein Tischler eine Rutsche gebaut, über die alle Gäste in den Saal kamen. Derzeit gibt es etwa 60 aktive, fördernde und passive Mitglieder im Verein.
Die Amtsgeschäfte führen in der Jubiläums-Saison seine Tollität Rocco I. und ihre Lieblichkeit Carolin I., das Kinderprinzenpaar stellen Benjamin I. und Anna I. Sie alle werden umsorgt und behütet, doch vor allem für einen wird das Monatsende ein kritischer Tag. Am Fastnachtsdienstag wird in Pretzsch der Prinz gemeuchelt. Doch bis dahin schallt es „Pretzsch Alaaf“. (mz)