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Popstar in Gräfenhainichen Popstar in Gräfenhainichen: Sarah Connor gerührt vom Gesang der elfjährigen Gastgeberin

Von Michael Hübner 12.04.2016, 17:43
Zum Konzert im Wohnzimmer: In Zschornewitz, einem Ortsteil von Gräfenhainichen gab die deutsche Sängerin und Echo-Preisträgerin ein Mini-Konzert. Der Radiosender MDR Jump hatte das Konzert verlost.
Zum Konzert im Wohnzimmer: In Zschornewitz, einem Ortsteil von Gräfenhainichen gab die deutsche Sängerin und Echo-Preisträgerin ein Mini-Konzert. Der Radiosender MDR Jump hatte das Konzert verlost. MDR JUMP/Hagen Wolf

Zschornewitz - Sarah Connor ist begeistert: „Toll gesungen!“ Das Lob - auch in schriftlicher Form auf einer Autogrammkarte - geht an Mariann Pulz in Zschornewitz. Die Elfjährige hat in der eigenen Wohnstube der aktuellen Echo-Preisträgerin deren Hit „Wie schön du bist“ - es ist der absolute Lieblingssong der Schüler - präsentiert und damit begeistert. Das freilich ist alles kein Zufall. Das Mädchen hat schließlich bei einer Gewinnaktion des Radiosenders MDR Jump gewonnen.

Zuvor ist sie erst ein einziges Mal als Solistin öffentlich aufgetreten - bei der Weihnachtsgala der Zschornewitzer Tanzgirls und -boys. Bis dahin erhält sie Beifall vor allem bei Familienfeiern. Bei den Pulzes geht es sehr musikalisch zu. „Da, wo andere ihren Kindern Gute-Nacht-Geschichten vorlesen, wird bei uns gemeinsam gesungen“, sagt Mutter Sandra. Doch live für Tausende Hörer zu singen, ist für ihre Tochter doch eine ganz andere Nummer. „Ich war sehr, sehr aufgeregt“, gesteht die junge Interpretin, die das Mikro ihres Handys für ihre Songpräsentationen nutzt.

Gesangliche Unterstützung gibt es zwar von der Mutter, die ist aber trotz Mitsingens in der Aufnahme kaum zu hören. Das Duo ist mit dem Ergebnis deshalb nicht unbedingt zufrieden. „Ich habe nie gedacht, dass ich gewinne“, sagt Mariann deshalb. Die Siegnachricht trifft so völlig überraschend ein. „Ich hätte die ganze Welt umarmen können“, so die Zschornewitzerin. Das freilich liegt am Hauptpreis: ein Wohnzimmerkonzert mit ihrem großen Idol Sarah Connor.

Sarah Connor ist nach den Verkaufszahlen von Millionen von Tonträgern wahrscheinlich die erfolgreichste Sängerin in Deutschland überhaupt. Die Liste ihrer Preise - es sind über 20 - füllt Seiten. Es gibt aber auch einen ganz besonderen. Der Verein für Sprachpflege in Erlangen hat der Künstlerin den Titel „Sprachwahrer“ verliehen. Die Künstlerin hat ihr erstes Album in Deutsch veröffentlicht. „Muttersprache“ ist nach „Sexy as Hell“ und „Naughty but Nice“ ein echter Stilwechsel. Ein mutiger und offensichtlich erfolgreicher dazu. Ihr bisher bekanntester Versuch, Deutsch zu singen, fand 2005 in der Münchener Fußball-Arena statt. „Brüh im Lichte dieses Glücks“, trällerte sie, gemeint war die Nationalhymne. Die Häme war grenzen- und gnadenlos.

Elf Jahre später wird ihr Deutsch-Comeback umjubelt. Sie stürmte mit ihrem aktuellen Album im vergangenen Jahr auf den Platz eins der Musikcharts - und wurde inzwischen zweimal dafür mit Platin ausgezeichnet. Die Entscheidung der Sängerin, auf deutschen Pop umzusteigen, ist bei den Fans gut angekommen.

Mariann ist ein großer Fan der Künstlerin. „Sie singt jetzt in Deutsch“, sagt die Elfjährige, das sei besser als Englisch, „weil man die Texte verstehen kann.“ Und klar, Mariann kennt jede Zeile der Songs in- und auswendig, singt beim Privatkonzert alle Hits fleißig mit und ist natürlich vom Gastspiel der Sängerin beeindruckt. „Es war sehr, sehr, sehr schön“, schwärmt sie noch am Tag danach. Beim Berufswunsch - sie geht zum Unterricht an das Gräfenhainichener Paul-Gerhardt-Gymnasium - ist das Mädchen allerdings etwas zurückhaltender. „Irgendwas mit Musik“ soll es dann aber doch sein. Mariann gilt auch als talentierte Tänzerin.

Fakt ist: Das ist einmalig in Zschornewitz. Die internationale Sängerin Sarah Connor hat ihr neues Album „Muttersprache“ am Montagabend in einem Exklusivkonzert für handverlesene 16 Besucher vorgestellt - und das eben im Wohnzimmer der Familie Pulz. Doch zuvor gibt es doch ein bisschen Stress für die Gastgeber. Es muss für das Event Platz geschaffen werden. Ein Schrank wird dafür aus der guten Stube entfernt. „Und es sollte doch auch noch ordentlicher sein als sonst“, so die Mutter zu diesem ganz besonderen Frühjahrsputz.

Am Montag trifft die Technik-Crew der prominenten Künstlerin schon um 13.30 Uhr ein. Drei Stunden später erfolgt der Soundcheck. Die Akustik in der Wohnstube ist ausgezeichnet. Um 18 Uhr ist schließlich der Star des Abends vor Ort. Die 35-Jährige animiert wenige Minuten später zum Mitsingen. Das Publikum darf sich Titel wünschen. Connor wird von Keyboard und Gitarre begleitet. Alles ist live, nichts kommt vom Band.

„Es war genial, ein ganz besonderes Erlebnis“, schwärmt Sandra Pulz noch am Tag danach von den etwa 60 Minuten. Die Assistentin der Produktionsleitung eines Wittenberger Keksherstellers bezeichnet Connor als warmherzig. Und dass „sexy Sarah“, so wird die Sängerin in der Boulevardpresse gern genannt, ausgerechnet ihrem Mann das Mikro zum Mitsingen unter die Nase hält, sei in Ordnung Hendrik habe auch diese Aufgabe gemeistert. Der Lkw-Fahrer mag aber lieber die härteren Töne. Er ist Mitglied der Band „Remmi-Demmi“.

„Ob Rock, Pop oder Klassik, wir sind vielseitig interessiert“, sagt Sandra Pulz, der die Stielaugen ihrer besseren Hälfte - er ist der einzige Mann unter den 16 Besuchern - nicht entgangen sind. „Das ist bei einer so schönen Frau ganz normal“, so Sandra Pulz. Schließlich habe der heiße Anblick schon bei anderen Herren der Schöpfung Schnappatmung ausgelöst.

Connor selbst - es ist nicht das erste Wohnzimmerkonzert - fühlt sich schon bei der Anfahrt wohl: „Es sieht sehr ländlich aus. Das ist schön. Es ist ein bisschen so, wie in der Gegend, wo ich meine Wurzeln habe.“ Die 35-Jährige plaudert auch ganz privat mit ihren Gastgebern. Sie nimmt sich Zeit für Fotos, Autogramme und beantwortete Fragen. „Es hat ganz viel Spaß gemacht. Es war wie mit einem aufgewirbelten Hühnerhaufen“, sagt Connor. (mz)

Um ein Erinnerungsfoto drängten sich die Besucherinnen.
Um ein Erinnerungsfoto drängten sich die Besucherinnen.
MDR / Wolf
Auch Hendrik musste schließlich singen.
Auch Hendrik musste schließlich singen.
MDR-Jump/ Hagen Wolf