Pferdehof in Luko Pferdehof in Luko: Mit Ponys und Känguru

Luko - In Luko lebt ein Känguru. Nicki heißt es und teilt sich einvernehmlich den Stall mit Alpaka Ali und zwei Schafen. „Das ist die Streichelecke auf dem Hof“, sagt Sylvia Milas und macht das Stalltor auf, hinter dem sich die ungewöhnliche Tiergemeinschaft verbirgt. „Nicki ist zwar handzahm“, versichert Sylvia Milas, aber doch etwas ungestüm. So geht die sechsjährige Arietta ein wenig auf Abstand vor dem springenden Australier, den Milas in einem Auktionsportal entdeckt hatte und dem sie in Luko eine neue Heimat gab.
Arietta hat doch mehr Vertrauen zu den Pferden und Ponys von Sylvia Milas, und die machen schließlich auch den Reitbetrieb in der Dorfstraße aus. 13 Pferde und Ponys besitzt Sylvia Milas und auf ihnen bietet sie Reitunterricht und Kurse an. Gerade wieder hat der Kreissportbund Wittenberg in Kooperation mit der Reitschule Immenhof-Milas einen weiterführenden zehnstündigen Winterkurs für bewegungs- und gesundheitsförderliches Reiten für Jung und Alt aufgelegt. „Das ist der dritte derartige Kurs für mich und das Angebot wird gerne angenommen, sowohl vom Kreissportbund als natürlich auch von den Teilnehmern“, bilanziert die Trainerin die erste Stunde in Luko, der nun weitere Treffen an jedem Dienstag folgen. Schwerpunkte des Kurses sind die Gruppenarbeit mit dem Pferd, Stressabbau, Ausgleich für den Alltag und das Stabilisieren des Gleichgewichts.
Der Stressabbau ist aber nicht nur etwas für die Reiter sondern auch für die Pferde. Denn Sylvia Milas hat es sich zur Aufgabe gemacht, auch so genannten Problempferden in ihrem Stall eine Chance zu geben. „Etliche der Tiere galten als nicht mehr reitbar, bevor sie zu mir kamen“, sagt die Frau aus Luko. Mit Geduld und Vertrauen hat sie es bisher immer geschafft, dies zu ändern. Dabei baut sie auf ihre Erfahrung als Reiterin, die sie seit 40 Jahren hat, seit 15 Jahren im eigenen Reitbetrieb. Der befand sich einst nahe Münster, vor vier Jahren entschied sich das Ehepaar Milas jedoch für den Umzug nach Luko.
„Uns hat hier das Drumherum gefallen, die Landschaft, die Möglichkeiten. Es hat einfach alles gepasst“, sagt Milas. Nach Besichtigungen von Grundstücken und Gehöften, unter anderem auch in Thüringen und Sachsen, sei die Wahl auf Luko gefallen. „Auch weil hier die Anbindung an Bahn und Autobahn günstig ist, man kommt schnell überall hin“, erklärt Sylvia Milas, die das Gehöft nebst Ferienwohnungen hauptsächlich allein bewirtschaftet, während Ehemann Frank auf Montage arbeitet.
Vor allem die bereits bestehende Reithalle beförderte die Entscheidung nach Luko zu ziehen. Derzeit ist das große Gebäude am Ende des Grundstückes jedoch eingerüstet und das ärgert Sylvia Milas. Ein Sturm im Frühjahr beschädigte das Dach, die Reparatur verzögerte sich. „Ich bin froh, wenn diese Baustelle beendet ist“, sagt die Reitlehrerin. Zwar sei die Halle nutzbar, aber die Einschränkungen stören sie doch. Die Reiter - Kinder wie Arietta oder deren zehnjährige Schwester Allegra aus Meinsdorf - stören sich freilich weniger an diesen Misslichkeiten. „Hier ist es toll“, sagt das kleine Mädchen, das auf dem Pony-Senior Henry das Reiten lernt.
„Bei mir haben alle Pferde eine Geschichte. Mal ist es ein Kutschpferd, das nicht reitbar war, aber mit dem ich jetzt prima arbeite, mal ist es mein eigenes Pferd für den Reitsport“, so Sylvia Milas, denn auch ihren Hengst Animo hatten die Vorbesitzer für den Reitsport schon aussortiert. Sie aber reitet das einstige Problempferd weiter mit Erfolg, hat eine Ausbildung in Springen und Dressur bis zur Klasse M und besitzt das silberne Reiterabzeichen im Spezialgebiet Dressur der Klasse M. „Wenn man im Vorfeld zu den Pferden recherchiert und weiß, wie sie gelebt haben, kann man sich auch auf sie einstellen“, sagt Sylvia Milas. „Bei mir buckelt oder beißt keiner“, lobt sie ihre Hengste im Stall, die in den verschiedenen Kursen und Unterrichtsstunden inzwischen von gut 70 Reitern aus der Region geritten werden.
Aus dem ganzen Landkreis Wittenberg, aus Dessau und Zerbst kommt die Kundschaft. Oft sind es auch behinderte Kinder oder Mädchen und Jungen aus sozial schwachen Familien, die über Angebote wie die des Kreissportbundes die Möglichkeit haben, derart ihre Freizeit zu gestalten. „Ich merke jedes Mal, wie gut das den Kindern tut“, freut sich Sylvia Milas über ihre Arbeit. Auch ihr hätten die Pferde schon in schwierigen Lebenssituationen geholfen. „Pferde haben mir immer als Freunde gedient“, sagt die Reiterin. In Luko könnten noch viele ähnliche Freundschaften zwischen Mensch und Tier entstehen, ob nun zu Pferden oder zum Känguru. (mz)
