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Oranienbaumer Heide Oranienbaumer Heide: Konikpferde und Heckrinder haben Winter prächtig überstanden

Von Henrik Klemm 19.02.2015, 10:51
Stürmisch geht es zu, wenn zwei Konik-Hengste ihr Revier abgrenzen.
Stürmisch geht es zu, wenn zwei Konik-Hengste ihr Revier abgrenzen. Claudia Walter Lizenz

Oranienbaum - Peter Poppe freut sich, dass der Winter bislang so mild geblieben ist. Das habe den reichlich 80 Konikpferden und knapp 40 Heckrindern in der Oranienbaumer Heide gut getan. „Sehr gut sogar“, sagt er.

Zufrieden blickt der Projektleiter von der Primigenius GmbH übers Weideland. Die Sonne wärmt an diesem Tag schon ein wenig, verscheucht die morgendliche Kühle. Einigen Koniks geht es sichtlich gut, ausgelassen sind die Tiere mit sich selbst beschäftigt. „Bei den Pferden haben sich inzwischen vier Herden gebildet, bei den Rindern sind es zwei, gleichmäßig verteilt auf den Nord- bzw. Südteil der Oranienbaumer Heide“, erklärt Poppe.

Einmal pro Jahr müssen auch die Heckrinder in der Oranienbaumer Heide auf Viruserkrankungen untersucht werden. Ein für alle Rinder vorgeschriebenes Prozedere, wenn es sich auch in Ställen wesentlich leichter bewerkstelligen lässt.

Für die das ganze Jahr über im Freien lebenden Tiere bedeutet die erforderliche Blutabnahme, etwa fünf Milliliter werden für die Analyse benötigt, einen kurzzeitigen „Arrest“ in einem der drei auf dem Gelände befindlichen Fangstände.

Die sind so angelegt, dass sie auf den Routen der Rinder liegen. „Wir geben dort schon mal Futter zur Gewöhnung. Die Tiere sollen keinen Stress haben“, erläutert Peter Poppe das Vorgehen.

Vor einigen Tagen war es wieder einmal soweit. Allen Rindern wurde vom zuständigen Tierarzt Dag Schaube (Foto links mit Peter Poppe, re.) aus Oranienbaum Blut abgenommen. Die Proben werden dann an das zuständige Landesuntersuchungsamt in Stendal verschickt, die Ergebnisse sollten in einigen Wochen beim Veterinäramt des Landkreises und beim Oranienbaumer Tierarzt vorliegen.

„Es ist bislang noch nie ein Problem aufgetreten. Die Untersuchung gibt uns die erforderliche Sicherheit, dass mit den Tieren alles in Ordnung ist“, sagt Projektleiter Poppe. Zudem schaue sich Tierarzt Schaube jedes einzelne Heckrind bei dieser Gelegenheit sehr genau an. „Die sind gut über den Winter gekommen“, bestätigt auch er. (hk)

„Klasse sehen sie aus. Wir mussten nur wenig zufüttern, nicht mal ein Kilo“, fügt er stolz hinzu. Drei Kilogramm Heu sind pro Tier und Tag im Winter erlaubt. Nicht mehr, schließlich sollen sie - ebenso wie die Rinder - etwa Altheide und Reitgras verbeißen, damit die Landschaft nicht zuwächst und ausgesprochen seltene Tier- und Pflanzenarten ihren Lebensraum behalten. Auf der größten zusammenhängenden und ganzjährig beweideten Fläche in Deutschland, 800 Hektar sind es, scheint es den Tieren derzeit an nichts zu mangeln.

Eine Herde Heckrinder trottet heran, neugierig blicken die vierbeinigen Landschaftspfleger umher. Einige Kühe sind anscheinend trächtig. Poppe nickt. „Ab April wird es die ersten Kälber geben, die Fohlen werden schon ab März geboren.“ Auch beim Nachwuchs haben die Mitarbeiter der zum Naturschutzbund Köthen gehörenden gemeinnützigen Gesellschaft nichts dem Zufall überlassen. Zumindest die Stiere sind nur zu bestimmten Zeiten auf der Fläche.

Kälber kommen auf diese Art und Weise nicht mitten im möglicherweise auch einmal frostigen Winter zur Welt. Und in diesem Jahr, weil die Witterung eben mild war, werden die Jungtiere wesentlich schwerer sein. Im nahenden Frühjahr beginnen dann die Wissenschaftler der Hochschule Anhalt wieder intensiver mit ihren Untersuchungen, schauen unter anderem, ob die „Pflegeleistung“ der Heckrinder und Koniks ausreichend war.

Dann wird wohl auch das Holz, das an einigen Stellen der Heide lagert, verschwunden sein. In Absprache mit Ornithologen hat der Bundesforst unter anderem Kiefern fällen lassen, Gehölzaufwuchs wurde zurückgedrängt. Doch nur soviel, dass beispielsweise der Ziegenmelker, der es leicht bewaldet mag, noch gute Bedingungen vorfindet. Das hat sich für die in ihrem Bestand bedrohte Vogelart ausgezahlt. Gab es im Jahr 2012 erst 18 Reviere, so wurden 2014 bereits 28 gezählt. Und so scheint die Sonne gewissermaßen auch über ein nachtaktives Tier.

Tierarzt Dag Schaube (l.) aus Oranienbaum nimmt den Tieren Blut ab.
Tierarzt Dag Schaube (l.) aus Oranienbaum nimmt den Tieren Blut ab.
Claudia Walter Lizenz
Gut genährt streifen die Heckrinder durch die Oranienbaumer Heide und genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen.
Gut genährt streifen die Heckrinder durch die Oranienbaumer Heide und genießen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen.
Henrik Klemm Lizenz