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Verkehr Offen für neue Technologie in Wittenberg

Elektromobilität ist ein Punkt beim „Automobilen Talk“ in Wittenberg. Als Probleme gelten etwa Bezahlsysteme und die Anzahl der Aufladesäulen.

Von Boris Canje Aktualisiert: 01.06.2021, 09:13
Große Runde beim „Automobilen Talk“:  Zu den Teilnehmern gehörte auch Ministerpräsident Reiner Haseloff.
Große Runde beim „Automobilen Talk“: Zu den Teilnehmern gehörte auch Ministerpräsident Reiner Haseloff. (Foto: Thomas Klitzsch )

Wittenberg - Bilden Elektrofahrzeuge die Zukunft auch im Landkreis Wittenberg? Diese Frage, deren Antwort wichtig ist für das Erreichen der Klimaziele, stand im Mittelpunkt des „Automobilen Talks“ am Montag im Wittenberger Autohaus Schandert. Neben Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und seinem Büroleiter sowie CDU-Landratskandidat Christian Tylsch nahmen Vertreter von Spitzenverbänden sowie des Kraftfahrzeuggewerbes daran teil.

Gleich zu Beginn gab der Einladende Helmut Peter, Vizepräsident des Vereins Mitteldeutsche Kraftfahrzeuggewerbe und Inhaber der Autohaus Peter Gruppe, eine geteilte Einschätzung bezüglich der Geschwindigkeit auf dem Weg zu mehr E-Mobilität. Rein technisch wäre das Ganze kein großes Problem, wohl aber finanziell. Und das nicht nur wegen der Anschaffungskosten, sondern ebenso wegen solcher Fragen wie Reichweite, die Zahl der Aufladesäulen oder die Möglichkeiten, an jeder Säule von der Bezahlung her variabel zu sein.

Bei letzterem sei oft immer eine Karte des jeweiligen Anbieters erforderlich. Das müsse sich unbedingt ändern, so der Tenor. Die Verkaufszahlen von Pkw seien in der Pandemie stark rückläufig gewesen, führten mehrere Teilnehmer aus. Das werde sich nun ändern, zeigte sich Reiner Haseloff überzeugt. Durch die coronabedingten Einschränkungen sei viel Geld mangels Einkaufsmöglichkeiten beiseite gelegt worden. Das werde sicherlich jetzt ausgegeben, glaubt er.

Uwe-Ives Schöne
Uwe-Ives Schöne
(Foto: Thomas Klitzsch)

Allerdings wies der Ministerpräsident auch darauf hin, dass mit der E-Mobilität allein die Klimaziele nicht erreicht werden. Strom sei auch nicht immer grün, werde noch zum großen Teil aus fossilen Rohstoffen produziert. Hier könnte der Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Verbrenner werde es seiner Meinung nach noch länger geben, allerdings nicht auf Öl-Basis. „Wir müssen offen für neue Technologien sein und dies soll im neuen Koalitionsvertrag auch fixiert werden.“

Gute Erfahrungen macht Uwe-Ives Schöne, freier Kfz-Meister aus Jessen. Er ist selbst schon seit fünf Jahren nur mit einem E-Auto unterwegs, ließ auch die erste Stromtankstelle in Jessen errichten. Für seine Werkstatt und seine private Wohnung nutzt er Sonnenenergie. Seine Kunden bekommen als Leihfahrzeuge nur stromgetriebene Autos. „Wir können nur überzeugen, wenn wir selbst mit gutem Beispiel vorangehen.“

Helmut Peter
Helmut Peter
(Foto: Thomas Klitzsch)

Die Entwicklung neuer, klimaneutraler Fahrzeuge sei die eine Seite. Die Ausbildung der Automechaniker eine weitere, hieß es. Dabei spiele die Digitalisierung eine große Rolle. Die Berufsschulen seien oft nicht auf dem gewünschten Stand der Technik. Oder zu weit entfernt für die Azubis. Dies sei dem demografischen Wandel geschuldet, führte Christian Tylsch aus.

Es würden nicht immer ausreichend Auszubildende zusammenkommen, um eine Klasse zu öffnen. Hier sollten lange Wege vermieden werden, so Haseloff. Seiner Meinung nach wären Blockunterricht oder ein Pendeln der Lehrkräfte ein möglicher Ausweg. Das würde zudem Kosten durch die Fahrten der Auszubildenden und deren Unterbringung vermeiden.

Die Umstellung der Pkw auf klimaneutrale Kraftstoffe sei die eine Seite, auch das wurde deutlich gemacht. Aber ebenso müsse über alternative Antriebe für Lastkraftwagen, Busse, Flugzeuge und Eisenbahnen nachgedacht werden. Nur in Summe seien die Klimaziele zu schaffen. (mz)