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Konficamps Neustart in Wittenberg als Experiment

Im zweiten Jahr der Pandemie finden wieder Konfi-Camps statt. Von einem „Experiment“ spricht die Organisatorin. Was sich ändert und was bleibt.

Von Irina Steinmann 18.08.2021, 09:45
Im Norden der Lutherstadt hat der Aufbau des Konfi-Camps begonnen. Die ersten Teilnehmer werden am kommenden Mittwoch erwartet.
Im Norden der Lutherstadt hat der Aufbau des Konfi-Camps begonnen. Die ersten Teilnehmer werden am kommenden Mittwoch erwartet. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg - An der Nordendstraße tut sich was. Gut 12.000 junge Christen, Konfirmanden, kamen dort erstmals im Sommer der Reformation 2017 zusammen, seither laufen die Bestrebungen, den fröhlichen Glaubensgipfel in Wittenberg zu einer festen Größe zu machen. Dass es im zweiten Corona-Sommer nach dem Ausfall 2020 dort nun doch wieder Konfi-Camps gibt, wie das Treffen liebevoll genannt wird, ist keine Selbstverständlichkeit, aber es ist so. Ab nächster Woche werden erneut junge Leute das Gelände bevölkern. Alles bleibt anders.

Analog trifft digital

„Wir wagen ein ganz neues Experiment“, sagt Miriam Kuhnke, die als Mitarbeiterin der Evangelischen Wittenberg-Stiftung und Projektleiterin die Camps seit Beginn organisiert. Und Kuhnke meint damit nicht das „sehr strenge Hygienekonzept“, auf das man sich mit den Behörden verständigt hat. Sondern das Format der Veranstaltung: Das Konfi-Camp 2021 ist ein Hybrid, es besteht aus analogen und digitalen Teilen.

Vorgesehen sind demnach insgesamt drei Lager in kleinen Gruppen in Wittenberg. Beginnend ab 25. August sowie in den beiden Folgewochen, ab 1. und 8. September, werden jeweils mittwochs bis samstags 600 Jungen und Mädchen an der Nordendstraße tatsächlich kampieren. Insgesamt, wohlgemerkt, denn pro Durchgang werden es um die 200 sein, also weniger als 50 Prozent der üblichen Teilnehmerzahl.

Dezentral im Pfarrgarten

Um trotzdem wie gehabt eine bundesweite Reichweite zu bekommen - üblicherweise reisen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland in die Lutherstadt - wird das Konfi-Camp 2021 ergänzt durch diverse „dezentrale“ Zusammenkünfte an verschiedenen Orten in Deutschland mit weiteren 400 jungen Menschen. Man trifft sich in der Jugendherberge oder zum Zelten im Pfarrgarten, berichtet Kuhnke und nennt als Orte neben Berlin etwa Detmold, Spremberg oder Fürth, wobei sie keinen Hehl daraus macht, dass es deutlich mehr Aufwand bedeute, viele kleine Camps zu organisieren als ein großes.

Im Vorfeld sind auch diesmal wieder zahlreiche „Teamer“ geschult worden, die mit den jungen Leuten vor Ort in Workshops arbeiten. Dies erfolgte digital, und digital und damit hybrid wird in Teilen eben auch das Konfi-Camp 2021 insgesamt sein: Zu bestimmten Veranstaltungen, wie der Welcome-Show am Mittwochabend, schließe man sich in einer Video-Konferenz zusammen und stelle damit via Smartphone zumindest ansatzweise die große Gemeinschaft her, die Konfi-Camp bedeute, so Miriam Kuhnke.

Gleichzeitig betont sie, wie wichtig es andererseits gerade für Heranwachsende sei, sich real zu treffen, also analog. Jugendliche hätten sehr gelitten unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie, sie bräuchten aber gerade die Begegnung, um soziale Kompetenzen zu erwerben. Das wird nun auch 2021 in Wittenberg wieder möglich sein.

Verlängerung angestrebt

Bis einschließlich 2022 gilt eine Vereinbarung zwischen Stadt und Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD), zwischen 10. Juni und 30. September jeweils mehrere 100 junge Menschen dort zelten zu lassen und sich in der Gemeinschaft in vielfältigen Veranstaltungen mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Möglich sind demnach bis zu fünf Konfi-Camps mit maximal je 900 Teilnehmern; ausgeschöpft wurde diese Möglichkeit allerdings noch nicht. Wie Kuhnke auf Nachfrage erklärte, sei man dabei, eine Verlängerung der Vereinbarung bis 2025 voranzutreiben, und die Chancen hierfür seien gut.

Im Blick ist unterdessen das Jahr 2022. Dann soll, so Corona will, wieder normaler Camp-Betrieb herrschen, mit insgesamt mindestens 1.500 Konfirmanden. Und nicht nur das: Erstmals ist ein Teamer-Camp geplant, mit weiteren 500 Teilnehmern. Diese Zielgruppe ist groß: In Deutschland engagieren sich laut Kuhnke 60.000 Menschen in der ehrenamtlichen Konfirmanden-Arbeit. (mz)