1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. MZ-Test : MZ-Test : Umweltfreundlicher Genuss

MZ-Test  MZ-Test : Umweltfreundlicher Genuss

Von Paul Damm 11.08.2019, 08:30
Sandra Tiefenau schwört bereits auf den Mehrwegbecher. Bisher hält sich die Begeisterung der Kunden jedoch in Grenzen.
Sandra Tiefenau schwört bereits auf den Mehrwegbecher. Bisher hält sich die Begeisterung der Kunden jedoch in Grenzen. Paul Damm

Wittenberg - Ob auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause oder beim Nachmittagsspaziergang durch den Park - für viele ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden, Kaffee unterwegs zu trinken. Nach wenigen Minuten ist dann meist der „Coffee to go“ getrunken und der Pappbecher mit dem Plastikdeckel landet in der Mülltonne. Doch warum den Becher wegwerfen, wenn man auch einen wiederverwendbaren mitbringen kann?

Für Umweltbewusste gibt es im Handel Mehrwegbecher aus Keramik, Metall oder Bambus in allen Farben und Größen. In einem Praxistest in der Wittenberger Innenstadt wollte die MZ herausfinden, wie gut Bäckereien und Cafés auf solche Kunden eingestellt sind.

Bäckerei Konrad: Wenn Kunden mit einem Mehrwegbecher in die Bäckerei kommen, ist die Freude bei Sandra Tiefenau groß. Besonders dann, wenn es sich dabei um einen Keramikbecher aus dem eigenen Haus handelt: „Seit drei Monaten gibt es bereits die Aktion, dass unsere Kunden einen Becher für knapp zehn Euro erwerben können und dann bei jedem Kaffee, der darin abgefüllt wird, fünf Prozent sparen“, erklärt die Verkäuferin.

Bisher sei die Aktion jedoch kaum angenommen worden. „Bedauerlicherweise greifen die meisten Leute vermehrt zu unseren Pappbechern.“

Softeisstand am Mark: Noch eindeutiger sieht es am Softeisstand von André Renner aus: Bislang sei noch niemand mit einem eigenen Becher zu dem Eisverkäufer gekommen, meint er. „Das Geschäft mit dem Coffee to go läuft eigentlich relativ gut. Bisher nehmen alle Kunden jedoch nur den Pappbecher statt eines eigenen.“

Aber dem Wittenberger ist aufgefallen, dass die Kunden in letzter Zeit vermehrt auf den Plastikdeckel verzichten. Renner hat sich selbst von Plastik abgewandt und bietet nun zu einem heißen Kaffee einen Rührstab aus Holz an.Café am Markt: Einen frischen Kaffee aus einem Pappbecher trinkt die Inhaberin des Cafés am Markt, Steffi Hacker, schon lange nicht mehr. Sie schwört auf den nützlichen Begleiter aus Keramik. Ihre Kunden jedoch sind in dieser Hinsicht noch nicht auf den Geschmack gekommen.

„Am frühen Morgen kommen oft viele Leute, die sich vor der Arbeit einen Kaffee kaufen - jedoch bringt niemand ein eigenes Behältnis mit“, berichtet die Inhaberin etwas enttäuscht. Zumal es kein Problem sei, auch größere Thermobecher unter die Maschine zu stellen.

Bäckerei Meiling: Auch in der Bäckerei Meiling sind die Verkäufer aufgeschlossen gegenüber Mehrwegbechern. Und: Der Bäcker hat die einzige Kaffeemaschine im MZ-Test, unter der sogar ein 20 Zentimeter hohes Gefäß mühelos platziert werden konnte. In der Bäckerei am Markt kommt es sogar relativ häufig vor, dass Kunden eigene Behältnisse mitbringen, wie Verkäuferin Jana Ringlau berichtet.

Café am Durchbruch: Seit fast zwei Jahren betreibt das syrische Ehepaar Aljabr ein kleines Café in der Collegienstraße. Auch wenn nicht explizit ein Schild darauf hinweist, bieten die Inhaber neben süßen Leckereien ihrer Heimat auch Kaffee zum Mitnehmen an. Bisher kam zwar noch niemand mit einem eigenen Becher, aber Ishan Aljabr würde es nur gutheißen: „Dadurch erspart man unnützen Müll und auch solch ein Becher passt unter den Automaten“, demonstriert die junge Frau mit dem etwa zwölf Zentimeter hohen Normalbecher. Kompliziert wird es erst bei einem größeren Gefäß. „Keine Chance“, sagt Ishan Aljabr, als sie den Thermobecher unter den Automaten schieben möchte.

Café Vlora: Das Geschäft mit dem heißen Getränk für unterwegs ist für das Café Vlora eigentlich nur Nebensache, die Gäste trinken in aller Regel am Tisch. Laut einer Mitarbeiterin kommen im Jahr höchstens zwei Kunden, die nach einem Kaffee zum Mitnehmen fragen. Trotz der geringen Nachfrage füllen die Verkäufer auf Wunsch einen Kaffee in das jeweilige Gefäß um und verlangen zudem 80 Cent weniger als üblich.

Kaffeehaus Bittersüß: Mit seinem Kaffee hat sich das Bittersüß in Wittenberg einen Namen gemacht. Dennoch ist die Nachfrage nach Kaffee für unterwegs gering. „Ab und an kommen Kunden, die sich auch einen eigenen Becher mitbringen“, berichtet Inhaber Andy Straube. Die meisten jedoch möchten den Kaffee nicht in Eile trinken, sondern ihn gemütlich im Kaffeehaus genießen.

Straube berichtet: Seit kurzem kommen gelegentlich zwei Damen mit ihren eigenen Bechern - nicht wegen des Kaffees, sondern um sich einen erfrischenden Cocktail mitzunehmen. Straube sagt mit einem Lächeln: „Sowas gab es hier bisher auch noch nie.“ (mz)

Ishan Aljabr bekommt den großen Becher nicht unter den Automaten.
Ishan Aljabr bekommt den großen Becher nicht unter den Automaten.
Paul Damm