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Landratswahl in Wittenberg Matthias Felix, der Verwaltungs-Wirt

Die MZ stellt die neun Bewerber für das Amt vor. Heute: Einzelbewerber Matthias Felix und seine Sicht der politischen Dinge.

Von Irina Steinmann 25.05.2021, 09:42
Landratskandidat Matthias Felix vor der Elbe in Kleinwittenberg. Der 51-Jährige, der sich in der Vergangenheit bereits mehrfach um politische Ämter beworben hat,  tritt  diesmal als Einzelbewerber an.
Landratskandidat Matthias Felix vor der Elbe in Kleinwittenberg. Der 51-Jährige, der sich in der Vergangenheit bereits mehrfach um politische Ämter beworben hat, tritt diesmal als Einzelbewerber an. (Foto: July Wagner)

Wittenberg - Man wird Matthias Felix kein Unrecht tun, wenn man ihn als den vielleicht volkstümlichsten in der Schar derer bezeichnet, die auf dem Stuhl von Jürgen Dannenberg (Linke) Platz nehmen möchten. Als Miteigentümer eines Wirtshauses, der er - auch - ist, wäre alles andere schließlich eher von Nachteil.

„Das geht so nicht weiter“, wettert Felix also am Stammtisch-Telefon, um sogleich zu einem Rundumschlag auf den Status quo anzusetzen. Die Wirtschaft. Die Demokratie. Defizite allenthalben!

Ringen um Ortschaftsrat

Mit dem Auseinanderfisseln der jeweiligen Zuständigkeiten - Bund, Land, Landkreis, Stadt - hält er sich dabei nicht lange auf und wischt entsprechende Einwände sogleich von der Theke. Papperlapapp, sagt Matthias Felix dann, da geht mehr, wenn man nur will.

Einer breiteren Öffentlichkeit mag der 51-Jährige als Fürsprecher eines Ortschaftsrats für sein Heimatviertel Kleinwittenberg bekannt geworden sein, wenn auch nicht so bekannt wie sein Piesteritzer Gegenstück, Heiner Friedrich List.

Natürlich kommt auch dieses bisher erfolglose Streben nach dem Ortschaftsstatus zur Sprache, wenn man mit Felix über Politik redet. Ja, räumt er dann ein, eine Wittenberger Angelegenheit, aber eben doch eine, wie er findet, die die Grenzen der Bürgerbeteiligung in ihrer bisherigen Form sehr schön illustriert.

Auch wenn er es nicht direkt so nennt, ist der Staatsangestellte Matthias Felix offenkundig ein Verfechter von mehr direkter Demokratie. Bürger sollten im Vorfeld zu Projekten befragt werden, nicht erst „wenn alle Eulen verflogen sind“.

Neben mehr Bürgerbeteiligung ist, zusammengefasst, Bürokratieabbau ein weiteres großes Thema für einen möglichen Landrat Felix. Bauanträge etwa, spricht der Miteigentümer des Traditionslokals „Goldener Anker“ auch aus eigener Erfahrung, dauerten viel zu lange. Klingt er diesbezüglich eher wie FDP, so war der parteilose Einzelbewerber um die Dannenberg-Nachfolge bei Kommunalwahlen in der Vergangenheit aber mehrfach auf dem Ticket der Linken unterwegs.

Auch Oberbürgermeister hat er schon werden wollen. Das wäre ein interessanter Rollenwechsel gewesen - vom Mitarbeiter zum Chef im Rathaus. Diesmal aber ist gar keine Partei-Unterstützung nötig - und die Linke hat sich, nebenbei, ja auch auf jemand anderen festgelegt.

Zur Zeit bei den Finanzen

Liegen dem Verwaltungswirt, der seit 1990 schon viele Bereiche der Wittenberger Stadtverwaltung durchlaufen hat und gegenwärtig im Fachbereich Finanzen und Controlling tätig ist, die Anliegen von Bauherren und/oder Investoren, also die Wirtschaftsförderung, am Herzen - im Landratsamt, findet er, sollte es diesbezüglich auch einen direkten Ansprechpartner für die Kommunen geben - so bricht er andererseits verbal eine Lanze für den kleinen Mann.

Im Jobcenter gelte es nicht nur den „Umgangston“ zu verbessern sondern bei Umschulungen auf das Entstehen qualifizierter Jobs zu achten, was letztlich auch das demographische Problem lindern würde. Ein Landrat, zeigt er sich überzeugt, könnte hier „korrigierend eingreifen“ - was der gegenwärtige von ihm schon mehrfach schriftlich bekommen habe. Als ehrenamtlicher Begleiter von Antragstellern wisse er, wovon er da spreche. Ein „Staat im Staat“ sei das, schimpft Felix.

Nicht zuletzt ist es der ÖPNV, der ihn umtreibt. Felix macht sich stark für eine Wiederbelebung der Heidebahn, „bis nach Eilenburg“, grenzübergreifend also, wie der neue Plusbus nach Brandenburg. Ein Landrat Felix würde, auf den Spuren von Rudi Kaufhold, die Erdgasbusse von Scalar aus dem Depot holen und der Stadt, der Region einen besseren Busverkehr bescheren.

Sonntags nach 16 Uhr komme doch keiner mehr raus nach Westen, wettert er. Seit sieben Monaten ist der „Goldene Anker“ jetzt schon zu. Für Gastwirte ist Corona der Alptraum. (mz)