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Marktbrunnen Wittenberg Marktbrunnen Wittenberg: Es tröpfelt und es fließt

Von Irina Steinmann 27.02.2016, 14:00
400 Jahre alter Wasserspender. Der Wittenberger Marktbrunnen soll bis 2017 saniert sein.
400 Jahre alter Wasserspender. Der Wittenberger Marktbrunnen soll bis 2017 saniert sein. Thomas Klitzsch

Wittenberg - 2017 gibt es in der Lutherstadt nicht nur das halbe Jahrtausend des Thesenanschlags zu feiern - immerhin 400 Jahre alt wird dann auch der Brunnen auf dem Markt (bzw. die meisten Teile davon), der inzwischen stark sanierungsbedürftig ist und daher schon immer mal wieder notdürftig repariert werden musste.

47 000 Euro gesammelt

Mit dem Flickwerk soll nun bald Schluss sein. Vor knapp drei Jahren hatte der damalige Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) das erste Steinchen in den Marktbrunnen geworfen, der Wurf zog wie erhofft Kreise: Im Oktober 2014 startete eine offizielle Spendenkampagne in Regie des Vereins „Röhrwassergewerkschaft“ unter der Leitung von Stadtwerke-Chef Hans-Joachim Herrmann. Nach Auskunft des Vereins sind inzwischen an die 47 000 Euro zusammengekommen - das ist deutlich mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein des etwa 300 000 Euro schweren Sanierungsvorhabens.

Der 1617 errichtete Marktbrunnen gilt als ein wichtiges Werk des Manierismus, also aus der Stilepoche zwischen Renaissance und Barock, und ist Teil des - noch deutlich älteren - Wittenberger Röhrwassersystems. Diese einzigartige - historische - Trinkwasserversorgung wird betrieben, gepflegt und instandgehalten von den Wittenberger Stadtwerken, deren Leiter Hans-Joachim Herrmann Vorsitzender des Röhrwasservereins ist. Der Brunnen soll abgetragen und unter Verwendung der Originalteile neu aufgebaut werden. (mz/irs)

Wer sich mit einer Spende an der Sanierung des Marktbrunnens beteiligen möchte, kann Geld auf das Konto des eingetragenen Vereins „Gewerkschaft Altes und Neues Jungfernröhrwasser der Lutherstadt Wittenberg“ überweisen: Die BIC lautet NOLADE21WBL, IBAN: DE 6980 5501 0100 0002 0532.

„Ganz viele liebe Bürger“ hätten gespendet (und würden dies hoffentlich auch weiterhin tun), sagt Katrin Schmidt, hauptberuflich Mitarbeiterin der Stadtwerke und, was dort offenbar Ehrensache ist, Mitglied im Röhrwasserverein, der Schmidt zufolge derzeit 14 Köpfe zählt. Auch Organisationen stiegen in die Kampagne ein. Für den Marktbrunnen wurde Suppe gelöffelt, die Rotarier rührten ebenfalls die Werbetrommel, 3 000 Euro kamen allein dort zusammen.

Der allerdickste Fisch ging den Fundraisern unterdessen erst vor wenigen Tagen ins Netz - auf ihrer Festveranstaltung „25 Jahre kommunale Wirtschaft in Lutherstadt Wittenberg“ am vergangenen Freitag im Stadthaus überreichten die kommunalen Unternehmen der Stadt, mittlerweile zwölf an der Zahl, dem Oberbürgermeister stellvertretend einen Scheck über 25 000 Euro für die Brunnensanierung. Parallel werden, dies ist wie berichtet bereits seit einigen Monaten klar, auch Fördermittel fließen, und die Stadt hat Geld in ihren Haushalt eingestellt. Man bereite derzeit die Umsetzung des Projekts vor, hieß es am Dienstag auf MZ-Anfrage aus der Stadtverwaltung.

Vielleicht sogar Bier

Die Zeichen stehen also gut für das Vorhaben der Lutherstadt, dass im doppelten Jubiläumsjahr 2017 das Röhrwasser aus einem rundum erneuerten Marktbrunnen fließen wird - auch wenn der große Wochenmarkt längst woanders stattfindet und der Brunnen seine eigentliche Aufgabe als Wasserspender deutlich seltener erfüllt als in früheren Jahrhunderten, er bleibt ein Hingucker. Aus der Geschichte und mit Geschichte: 1907 hätte man ihn um ein Haar abgerissen, sich dann aber doch für eine Reparatur entschieden; 60 Jahre später sprudelte statt Wasser Bier aus dem Brünnle. Freilich nicht angesichts des eigenen Jubiläums sondern, natürlich, wegen Luther.

Es sieht derzeit übrigens ganz danach aus, dass sich letzteres 2017 wundersamerweise wiederholen könnte.