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Lutherhaus Wittenberg Lutherhaus Wittenberg: Arbeit an den zehn Geboten

Von Corinna Nitz 20.02.2018, 11:52
An der Zehn-Gebote-Tafel des Lutherhauses laufen Restaurierungsarbeiten. Restaurator Andreas Mieth erläutert Schäden am Rahmen.
An der Zehn-Gebote-Tafel des Lutherhauses laufen Restaurierungsarbeiten. Restaurator Andreas Mieth erläutert Schäden am Rahmen. Luthergedenkstätten

Wittenberg - Die Zehn-Gebote-Tafel aus dem Refektorium des Lutherhauses Wittenberg wird derzeit restauriert. Wie Karin Lubitzsch, bei der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt zuständig unter anderem für Konservierung und Restaurierung, auf eine Nachfrage der MZ sagt, werden die Arbeiten im Augusteum ausgeführt.

Dort befindet sich das Kunstwerk seit 2017, damals war es in der Nationalen Sonderausstellung der Stiftung („Luther! 95 Schätze - 95 Menschen“) zu sehen. Dies gilt ebenso für Luthers Kanzel, an der dem Vernehmen nach ebenfalls Restaurierungsarbeiten laufen.

Die Tafel, die 1516 in Wittenberg in der Werkstatt von Lucas Cranach dem Älteren entstand, zeigt sehr eindrucksvoll die Einhaltung der Zehn Gebote. Es wird aber auch verbildlicht, was bei der Übertretung passiert. Beeindruckend ist zudem die schiere Größe des Gemäldes, das - mit Rahmen - 1,70 Meter in der Höhe und vier Meter in der Breite misst.

Lucas Cranach erhielt vom Rat der Stadt Wittenberg den Auftrag, die Zehn-Gebote-Tafel anzufertigen. Der Rat wünschte sich für die Gerichtslaube des Rathauses ein „anschauliches Beispiel der Rechtsprechung“, wie es einmal hieß. Auf der anderen Seite sollte der Rechtssuchende beim Anblick der Tafel sein eigenes Tun überdenken. 1878 kam die Tafel ins Lutherhaus. Seit Ende der 1930er Jahre befindet sie sich mit Unterbrechungen im Refektorium des Museums.  

Weil Cranach als Malgrund vier Meter lange (waagerechte) Bretter verwendet hat, musste Lubitzsch zufolge bereits „vor über 15 Jahren“ gegen eine „Verwölbung“ eine Entlastungskonstruktion auf der Rückwand angebracht werden. Entwickelt hatten diese Konstruktion damals die Gemälderestauratoren Ekkehard Koch und Andreas Mieth aus Berlin.

Seither, so Lubitzsch, kontrollieren die beiden Experten regelmäßig den Zustand des Bildes. Zu den jetzt anstehenden Arbeiten gehören den Angaben zufolge unter anderem auf Vorder- und Rückseite Farbretuschen - Lubitzsch spricht von Angleichungen ans Original. Und es soll der Rahmen konstruktiv verbessert werden.

Seit 2003, damals wurde die jetzige Dauerausstellung zu Martin Luthers Leben, Werk und Wirkung eröffnet, ist das raumgreifende Gemälde zudem hinter einer Spezialverglasung zu sehen. Fünf Jahre später konnte eine Beleuchtungsanlage in Form eines Passepartouts realisiert werden, in das die Beleuchtung integriert wurde. Eine eingebaute Lichtsteuerung ermöglichte es Gästeführern und Museumspädagogen, über eine Fernbedienung einzelne Gebote durch Licht besonders zu akzentuieren.

Finanziert wird die jetzige Restaurierung laut Lubitzsch mit Privatmitteln aus der „Martin-Luther-Gedächtnisstiftung“. Dahinter stehe eine Privatperson aus Köln, die sich schon an anderer Stelle fürs Lutherhaus engagierte. In die Absprachen zu den nun laufenden Arbeiten war auch Karoline Danz vom Landesamt für Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt einbezogen.

Dass es „eine größere Restaurierung“ der Zehn-Gebote-Tafel „schon lange nicht gegeben“ hat, betont Lubitzsch. Die Arbeitsbedingungen jetzt im Augusteum sind ideal, da in den Sonderausstellungsräumen optimale klimatische Verhältnisse herrschen und es derzeit dort keinen Besucherverkehr gibt.

Die Rückkehr des Gemäldes ist für Ende März geplant. Die Kopie in Originalgröße soll dann die Museumspädagogik der Stiftung erhalten, so Lubitzsch. (mz)