1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Luthergedenkstätten in Wittenberg: Luthergedenkstätten in Wittenberg: Alles unter einem Dach

Luthergedenkstätten in Wittenberg Luthergedenkstätten in Wittenberg: Alles unter einem Dach

Von Irina Steinmann 06.07.2018, 13:00
Links das Augusteum, rechts das Lutherhaus. Dem ebenfalls sanierten Hof wird eine hohe „Aufenthaltsqualität“ bescheinigt.
Links das Augusteum, rechts das Lutherhaus. Dem ebenfalls sanierten Hof wird eine hohe „Aufenthaltsqualität“ bescheinigt. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Am Donnerstag ist Bauabnahme im Inneren, bis Ende Juli sollen dann auch die letzten Restarbeiten beendet sein. Uff! Stefan Rhein atmet einmal tief durch. Das war’s. Mit dem dritten Bauabschnitt des Augusteums endet nicht nur die Sanierung dieses am Ende 14 Millionen Euro schweren Gebäudes, sondern auch die alles in allem rund 20-jährige Bautätigkeit an den Häusern der Stiftung Luthergedenkstätten überhaupt.

Die Fertigstellung des Augusteums, Vorderhaus des berühmten Lutherhauses, samt seinem westlichen Seitenflügel bringt der Stiftung, die zuvor auch Räume in der Nachbarschaft angemietet hatte, den Vorteil, fortan in Wittenberg erstmals alles unter einem Dach zu haben: die Ausstellungen, die Museumspädagogik im Erdgeschoss und die Verwaltung. Noch im Sommer soll deren Einzug ins zweite Obergeschoss und in den Seitenflügel beginnen, voraussichtlich Ende September, schätzt Rhein, werden alle Büros bezogen sein.

Immense statische Probleme aber auch Schwamm hatten die zeitlichen und finanziellen Ressourcen immer wieder ausgereizt. Mit den genannten 14 Millionen Euro erwies sich das Augusteum als das teuerste der insgesamt rund 50 Millionen Euro schweren Bauprojekte der Stiftung in Wittenberg, Eisleben und Mansfeld.

Schwamm ist Rhein zufolge auch der Grund, warum das von einem Altan gekrönte Verbindungsstück im Südwestteil der Anlage - dort, wo sich früher der Haupt-Museumszugang befand - noch immer eingerüstet ist: Der gesamte Dachstuhl hatte erneuert werden müssen.

An der vorgefundenen Substanz im gesamten Augusteum lässt Rhein kaum ein gutes Haar. „Das Haus ist schon 1580 falsch gebaut worden“, sagt er mit Blick auf zu lange und zu schwache Balken. „Tonnen von Stahl“ habe man einsetzen müssen, um die Statik in den Griff zu bekommen. Hinzu kam, dass über die Jahrhunderte Böden nicht ausgetauscht sondern einfach auf die alten draufgelegt worden waren - gezählt wurden vier Schichten.

Heute liegen gekälkte Dielen in den Räumen. Das Gebäude wurde bekanntlich nicht entkernt, sondern denkmalgerecht saniert - was etwa auch zur Folge hat, dass im Treppenhaus die zu niedrigen alten Geländer durch Glasplatten flankiert werden, als Fallschutz.

Vom Westflügel des Augusteums hat man einen prächtigen Blick über den neuen Lutherhof. Dieser, sagt Rhein, sei zu einem lebendigen, öffentlichen Ort geworden, wozu auch die Gastronomie beitrage - und die mächtige dunkelrote Buche sowieso. Längst verschmerzt, wenn auch nicht vergessen, sind die erbitterten Debatten um den gläsernen Verbinder, der heute die Ostseite des Lutherhofs bildet.

„Wir sind im Endspurt“, lässt Stiftungsdirektor Rhein seinen Blick wohlgefällig über das Ensemble schweifen. Er und seine Mitarbeiter werden künftig deutlich mehr Zeit haben für die Konzeption neuer Ausstellungen. Nach der derzeit laufenden Sonderausstellung „Bauen für Luther“, die eben die Projekte der zurückliegenden 20 Jahre Revue passieren lässt - und sich Rhein zufolge eher an Liebhaber, dabei aber auch und gerade an die Wittenberger wendet - wird es bereits ab April im Augusteum eine Exposition zur Gottesmutter Maria geben. „Verehrt. Geliebt. Vergessen. Maria zwischen den Konfessionen“ lautet der Titel. „Luther war ein großer Marienfreund“, betont Rhein - für den Fall, dass Evangelische hier vielleicht ein wenig fremdeln. (mz)

Projektraum unterm Dach. Hier werden im Team Ausstellungen konzipiert.
Projektraum unterm Dach. Hier werden im Team Ausstellungen konzipiert.
Klitzsch
Die letzte größere Baustelle, doch auch sie soll Ende Juli Geschichte sein.
Die letzte größere Baustelle, doch auch sie soll Ende Juli Geschichte sein.
Klitzsch
Die neue Museumspädagogik, im Hintergrund eine Kopie der Zehn-Gebote-Tafel
Die neue Museumspädagogik, im Hintergrund eine Kopie der Zehn-Gebote-Tafel
Klitzsch