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Luther-Tomate Luther-Tomate: Noch mehr Werksverkauf

Von Marcel Duclaud 20.06.2017, 15:00
Die aktuelle Tomatenkönigin Melanie Ilchmann eröffnet die neue Verkaufsstelle bei Wittenberg Gemüse .
Die aktuelle Tomatenkönigin Melanie Ilchmann eröffnet die neue Verkaufsstelle bei Wittenberg Gemüse . Thomas Klitzsch

Wittenberg - Es wachsen und gedeihen nicht nur die Tomaten, offenkundig läuft auch das Geschäft bei der Wittenberg Gemüse GmbH prächtig. Als Volltreffer hat sich etwa die Idee eines Werksverkaufs erwiesen, Schlangen am Automat oder am Verkaufsstand waren keine Seltenheit.

Der Automat musste bis zu zehn Mal am Tag neu „gefüttert“ werden, sagt Sprecher Helmut Rehhahn. „Dass das so super läuft, hätten wir nie gedacht.“ Grund genug den Verkauf vor Ort, also in unmittelbarer Nähe der riesigen Gewächshausanlage, auszuweiten. Künftig können dort täglich frische Tomaten in verschiedener Menge erworben werden.

Die Verkaufsstelle ist am Dienstag von der aktuellen Tomaten-Königin Melanie I., die im richtigen Leben Melanie Ilchmann heißt und als Sozialpädagogin beim Internationalen Bund arbeitet, eingeweiht worden.

Geöffnet ist sie Montag bis Freitag zwischen 8 und 17.30 Uhr und soll den Service für die Kundschaft verbessern: „Wir wollen“, nennt Rehhahn einen weiteren Grund, „zudem testen, wie neue Tomatensorten ankommen. Dafür brauchen wir ein Feedback.“

Bei den Minitomaten etwa gibt es nicht nur die rote Variante, sondern auch schwarze, orangene oder gelbe: „Wir werden im nächsten Jahr mehr davon anbieten. Vielfalt kommt an.“

Längst nicht nur beim Direktverkauf, sondern zunehmend auch im Handel: „Das Interesse wächst“, erklärt Rehhahn, der sich zufrieden zeigt mit der Entwicklung. Gegenwärtig wird in Piesteritz die vierte Ernte eingefahren, mit guten Erträgen, wegen des sonnigen Frühjahrs konnte eher als sonst mit dem Pflücken begonnen werden.

Bewährt hat sich auch die strenge Hygiene: „Wir haben keine Krankheiten, können mit natürlichem Pflanzenschutz arbeiten. Was bedeutet, dass unsere Tomaten nicht gewaschen werden müssen.“ Das komme dem Geschmack zugute.

Dass die geplante Erweiterung nötig sei, zeige der gute Absatz: „Wir sind zu klein.“ Das ändert sich in absehbarer Zeit. Aktuell werden auf einer Fläche von 15 Hektar Tomaten angebaut, 7,5 Hektar Gewächshaus sollen noch in diesem Jahr hinzukommen. Rehhahn: „Die Fläche ist hergerichtet, das Material wird bereits angeliefert, wir warten nur noch auf die Baugenehmigung.“

Fertig sein soll das neue Gewächshaus spätestens im Oktober, damit ab November gepflanzt werden kann. Diesmal Paprika, das ist so geplant und lässt sich nicht mehr ändern. Die weiteren Gewächshausanlagen, die in den folgenden Jahren gebaut werden (achteinhalb und neun Hektar groß), sind dann wieder für Tomaten vorgesehen, zurzeit zumindest: „Mal sehen, was kommt, der Markt ändert sich schnell.“

Dass das Projekt Gewächshäuser in großem Stil in Wittenberg offenbar funktioniert, freut den Landwirtschaftsexperten, der es nach Kräften vorangetrieben hat, außerordentlich: „Der Standort ist einmalig, ich habe immer an ihn geglaubt.“ Drei Faktoren machen ihn so besonders: Wärme und lebensmittelreines Kohlendioxid sowie die verfügbare große Fläche: „68 Hektar innerhalb der Stadt so gut wie nicht bebaut, das gibt es nicht oft.“

Hinzu kommt die Geduld der Investoren aus Holland - drei Familien haben sich für das Projekt zusammengetan -, die mehrfach ordentlich strapaziert wurde: durch archäologische Grabungen zum Beispiel oder Zauneidechsen, die per Eimer umgesiedelt worden sind ins Zauneidechsenschutzgebiet.

Inzwischen gibt es auch genügend Raum, die Arbeitskräfte, die als Saisonarbeiter beschäftigt sind und nach wie vor zum großen Teil aus Polen kommen unterzubringen: auf dem nahe gelegenen Gelände des einstigen Krankenhauses Apollensdorf, das die Jünger von „König Fitzek“ bekanntlich unlängst räumen mussten.

Erste Wohnungen sind bereits bezogen worden, allerdings muss noch kräftig investiert werden - zum Beispiel beim Abriss von nicht benötigten Gebäuden, etwa der einstigen Leichenhalle. Eingerichtet werden laut Rehhahn Mietwohnungen für einen differenzierten Bedarf, für Familien ebenso wie für Studenten, die in den Semesterferien bei der Tomatenernte helfen.

(mz)