Legende Legende: Wenn Luther für Bier werben muss
GRÄFENHAINICHEN/MZ. - So soll Luther bei seiner Predigt auf dem Lutherstein vom Wirt des Schmiedeberger Gasthofs "Zur Goldenen Sonne" durch einen Trunk besten Schmiedeberger Bieres gestärkt worden sein. Der Lutherstein befand sich damals innerhalb der Biermeile Schmiedebergs, und das Schmiedeberger Bier gehörte zu den besten der damals gebrauten Biere. Der Trunk auf dem Lutherstein ist aber eine Legende, von einem Wirt des Gasthofes im 19. Jahrhundert erzählt. Der auch als Dichter bekannte Freiherr Gustav von Bodenhausen auf Radis hat Mitte des 19. Jahrhunderts die Legende erdacht, wie das Papsthaus bei Gräfenhainichen zu seinem Namen kam, und sie 1858 in Versform veröffentlicht. Er schrieb: "Kam vor 300 Jahren, wo nach dem Krieg noch Kirchen waren, auch Luther einst nach Kemberg hin mit seinem frommen Gottessinn. Und hielt dort Predigt vor der Menge nach seiner Art voll Kraft und Strenge. Von da zog er nach Anhalt zu, und wo's ihm passte, hielt er Ruh'. Und trank, stieß er auf eine Schenke, ein Seidel Bier, sein Leibgetränke. So kam er auch zu uns. Im Wald steht heute noch das Haus, wo Martin Luther ungelogen die Taufe an dem Haus vollzogen. Das Bier, was sich der fromme Knecht bestellte, nämlich war sehr schlecht. Drum goss er's auf die Treppenstufe im Zorn, und fluchte mit dem Rufe im tiefsten Bass in forte F, ,Ich wollte, dass der Papst es söff!' Seit dem heißt Haus und Forst noch heute das Papsthaus und der Papst, ihr Leute."
Natürlich trägt das Papsthaus einen slawischen Namen, der mit sumpfiges Gelände übersetzt werden kann. Und Luther war kein Bierliebhaber, wenn er auch das von seiner Ehefrau Katharina gebraute gern getrunken haben soll. Luther war auch nie im Papsthaus. Wer jedoch vor 150 Jahren im Ausschank des Papsthauses das von Bodenhausensche Gedicht zitierte und Bier trank, der fühlte sich mit Luther verbunden.
Martin Luther war zweimal in Bitterfeld. Der Wirt des Gasthauses "Zum weißen Ross" zeigte ein Dachstübchen, in dem Luther mit seiner Begleitung übernachtet haben soll. Nun ist dieser Gasthof einer der ältesten in Bitterfeld gewesen. Er stand da, wo sich heute die Lokalredaktion der Mitteldeutschen Zeitung befindet. Das Dachstübchen aber hat es zu Luthers Zeiten noch nicht gegeben. Auch war Luther 1525 und 1546 bei seinen Bitterfelder Aufenthalten bereits so bekannt, dass er wohl im Rathaus der Stadt oder in der Wohnung des damaligen Bürgermeisters übernachtet haben wird.