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La Réunion La Réunion: Von Haien und Delfinen

Von Tanoe Gnanzou 15.04.2015, 18:28
Seit 2011 läuft ein Forschungsprojekt des französischen Forschungsinstitutes IRD, was die Haie um La Réunion untersuchen soll. An Küsten, die nicht durch Korallenriffe vor Haien geschützt werden können, sind solche Warnschilder zu finden.
Seit 2011 läuft ein Forschungsprojekt des französischen Forschungsinstitutes IRD, was die Haie um La Réunion untersuchen soll. An Küsten, die nicht durch Korallenriffe vor Haien geschützt werden können, sind solche Warnschilder zu finden. privat/gnanzou Lizenz

La Réunion - In einer Gruppe von zehn Leuten haben wir uns ein kleines Motorboot gemietet, womit wir an der Westküste der Insel entlang düsen. Vier Personen kenne ich nicht. Jedoch fehlt mir heute die Motivation, die Gelegenheit zum Vorstellen auf Französisch zu nutzen. Der Motor brummt laut, der Fahrtwind weht mir ins Gesicht. Ich möchte den Moment genießen. Der Himmel leuchtet in einem satten Blau, die Sonnenstrahlen führen einen Tanz auf den leichten Wellen des Ozeans auf. Immer wieder springen kleine Fliegende Fische aus dem Wasser und gleiten bis zu 20 Meter durch die Lüfte. Auch ich fühle mich, als könnte ich über der Oberfläche schweben.

Einfluss auf den Tourismus

Nach circa drei Stunden haben wir endlich gefunden, wonach wir schon den ganzen Vormittag Ausschau gehalten haben: Delfine. Ich sitze am Rand des Bootes und bewundere meine Mitbewohnerin Judith, die gleich als erste ins Meer springt. Sie konnte es gar nicht abwarten den Delfinen hinterher zu schwimmen. Schnell gesellen sich andere aus unserer Gruppe dazu. Ich kann nicht glauben, was ich gerade erlebe. Vorsichtig tauche ich meine Zehenspitzen in das warme Salzwasser des Ozeans. Mir ist die Situation nicht ganz geheuer. Die Stimme meiner Mutter hallt durch meinen Kopf: „Geh nicht zu weit raus. Das ist gefährlich!“ Plötzlich sehe ich Bilder von Haien vor mir. In den ersten Wochen meines Aufenthaltes ist eine junge Frau durch einen Haiangriff tödlich verunglückt, da sie die Verbotsschilder ignoriert hat. Normalerweise halten nur die Korallenriffe diese Kiefermäuler vom Strand fern. Durch die anwachsende Zahl der Haie rund um die Insel mussten fast alle weltberühmten Surfspots gesperrt werden, was einen großen Einfluss auf den Tourismus hatte.

Plötzlich werden mir Taucherbrille und Schnorchel von unserem selbst ernannten Kapitän gegeben. So ein Angebot kann ich doch nicht ablehnen. Wer weiß, ob ich jemals wieder die Möglichkeit dazu habe, mit wilden Delfinen zu schwimmen. Während ich noch das Für und Wider abwäge, befinde ich mich schon im Wasser. Rasch versuche ich, mich tauchklar zu machen. Was ich dann sehe, lässt einen Hormon-Mix in mir explodieren. Ich versuche mich in Gedanken selbst zu beruhigen. Doch das funktioniert nur insofern, dass ich nicht in absolute Panik verfalle.

Glückshormone inklusive

Unter mir befindet sich kein Boden, jedenfalls keiner, den ich mit meinen Augen wahrnehmen kann. Alle Sonnenstrahlen treffen sich unter der Wasseroberfläche in einem Punkt, was mich die Orientierung verlieren lässt. Dann erkenne ich einige Delfine vor mir. Und es werden immer mehr. Es muss wohl eine ganze Familie sein. Des öfteren stoße ich an Judith, die sich gleichmäßig wie ein Fisch einen Weg bahnt. Ich hingegen wirke von außen wohl eher wie eine gerade ins Wasser geworfene Katze. Aufgrund meines undefinierbaren Schwimmstils habe ich Schwierigkeiten bei der hohen Geschwindigkeit der Delfingruppe mitzuhalten. Doch ich möchte nicht aufgeben. Ich habe doch noch gar nicht begriffen, dass dies gerade wirklich passiert. Nach fünf Minuten, die wie eine halbe Ewigkeit auf mich gewirkt haben, winke ich unserem Kapitän zu, was als Zeichen für „Rettet mich!“ stehen soll.

Erst auf dem Boot merke ich, wie ich am ganzen Körper zittere. Nachdem ich mich beruhigt habe und meine Atmung ein normales Tempo angenommen hat, kommen Glückshormone in mir hoch. Ich bin unglaublich stolz, meine Angst überwunden zu haben, und zugleich froh, dass ich so etwas nicht noch einmal machen muss. In Gedanken mache ich drei Kreuze.