1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kreis Wittenberg: Kreis Wittenberg: Vom Gardetanz bis Cancan

Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Vom Gardetanz bis Cancan

Von ANDREAS HÜBNER 01.03.2011, 19:43

REHSEN/MZ. - Genau aus diesem Grund ist die 16-jährige Susann Mitglied beim Rehsener Carnevals Club "Rot-Gelb" (RCC). Nicht etwa speziell wegen besagter Windeln, sondern: "Weil man da so richtig ausgelassen feiern kann!" Beim Karneval sei nahezu alles erlaubt. Hemmschwellen gebe es da kaum welche und genieren würde sie sich bei den Narrenfesten auch in noch verrückteren Kostümen nicht. Seit nunmehr zwei Jahren tanzt die Schülerin der 9. Klasse der Gräfenhainichener Ferropolisschule wieder im Verein. "Ich war vorher aber auch schon einige Jahre in der Kindertanzgruppe", sagt sie zur MZ.

Das Bemalen hat Priorität

Auf das Tanzen komme ihr es an und natürlich auch auf das Verkleiden, wobei die Schminke im Gesicht bei den jungen Frauen natürlich enorme Priorität hat. So ist sie froh, dass mit der 19-jährigen Juliane Schütt, auch eine ihrer besten Freundinnen mit von der Partie ist. "Roter Lippenstift darf nicht fehlen", schmunzelt Susann Franke. Und auch ihre Freundin kommt sofort ins Fachsimpeln. Man dürfe sich für so einen Auftritt nicht übertrieben "bemalen", sagt sie. "Vielleicht noch ein bisschen Glitter im Gesicht und für die Haare", umschreibt die Rehsenerin ihre Devise. Kurz vor dem Auftritt hat das Urteil der Freundin natürlich einen hohen Stellenwert.

Insgesamt sind sechs junge Frauen im Alter von 16 bis 25 in ihrer Tanzgruppe organisiert. Für den Gardetanz in rot-weißen Funkenuniformen wird das kleine Ensemble natürlich durch Funkenmajor und Funkenmariechen aufgefüllt. Am meisten Spaß aber bereitet den Frauen der bei den Rehsenern schon fast zur Tradition gewordenen Cancan. "Der kommt bei den Zuschauern immer am Besten an", sagt Juliane Schütt, "da ist sofort ausgelassene Stimmung".

Zwischenzeitlich hatte Juliane Schütt ihre Mitgliedschaft für ein Weilchen recht stiefmütterlich behandelt, wie sie berichtet. Ursprünglich war sie schon im Alter von fünf Jahren eingetreten. Seit ein paar Jahren ist sie nach kurzer Unterbrechung wieder dabei. Im Karnevalsverein aktiv zu sein, erscheint für sie nur folgerichtig. "Das ist doch auch mein Dorf", so Juliane Schütt. Beide würden sich wünschen, dass noch mehr junge Tänzer und Tänzerinnen zu ihnen stoßen. "Wir können doch froh sein, dass es so etwas bei uns gibt", findet die 19-jährige und rührt sogleich die Werbetrommel: "Unsere Gruppe hat sich sehr gut zusammengefunden. Mit denen kann man alt werden."

Narren-Duo kocht auch sehr gern

Das allgemeine Interesse ihrer Freunde und Kumpels aber liege auf anderen Ebenen. So bedauert Susann Franke immer wieder, dass sie selbst ihre eigene Schwester nicht überzeugen konnte. "Die meisten gucken immer nur gern zu", sagt Susann Franke, "und haben dann aber richtig Spaß dabei." Tanzen ist nicht ihr einziges Hobby. Sie reitet gern, allerdings in jüngster Zeit viel zu selten. "Charlie ist jetzt acht Jahre alt", so Susann. Zur Hälfte gehöre es ihr, schmunzelt sie. Gemeinsam mit Freundin Juliane fröne sie immer öfter auch noch einem anderen Hobby. "Wir kochen gern."

Rock-Version der Schlümpfe

Doch insbesondere kurz vor und während der fünften Jahreszeit bleiben die Nudel-Schinken-Auflauf- und Sauce-Hollandaise-Experimente eher rar. "Im Herbst fangen wir an mit trainieren", berichtet Juliane. Die neuen Choreographien, die in der Regel von Janine Sackewitz ausgearbeitet worden, müssen dann einstudiert werden. Je mehr sich die ersten Großveranstaltungen des RCC nähern, desto höher wird die wöchentliche Trainingsfrequenz. Auch am vergangenen Wochenende war die Tanzgruppe wieder mit von der Partie. Der Cancan begeisterte wie immer und auch der eingangs erwähnte Baby-Tanz sorgte für viel Krach in Barthel's Wirtsstuben. In Windeln, mit Schnuller und Lätzchen rockten die Mädchen zur Technik-Version eines Liedes der Schlümpfe. Den Grund für diese Babystation-Charade lieferte das diesjährige Motto des Vereins, das da heißt: "Mit dem RCC ins Krankenhaus, da kommt bestimmt nichts Gutes raus."