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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Und bei der Chefin kullern einige Tränen

Von KARINA BLÜTHGEN 15.03.2011, 18:04

REUDEN/MZ. - Wie sie sich fühle? "Komisch, ganz komisch", sagt Monika Stenzel etwas wehmütig, als nach und nach die Gäste zu ihrer Verabschiedung eintreffen. Der Leiterin der Kindertagesstätte "Heidekörbchen" in Reuden fällt es sichtlich schwer, nach fast 46 Jahren ihres Berufslebens in der Einrichtung dieselbe zu verlassen.

Noch ist sie relativ gefasst, als sie jeden begrüßt. Doch als Sigrid Rönnicke die Laudatio hält und einen umfassenden ebenso humorvollen wie nachdenklichen Rückblick auf die Zeit in der Kita hält, kullern doch einige Tränen. "Aus dir sprudelten ständig neue Ideen", dankt Sigrid Rönnicke ihrer langjährigen Weggefährtin im Namen aller Erzieherinnen. Sie selbst war zwischen 1978 und 2009 Erzieherin in Reuden, Monika Stenzel begann ihre Arbeit 1975, hat aber schon als Kind 1956 den Kindergarten besucht.

"Ich habe zwei Kinder, das Haus war mein drittes Kind", bekennt sie freimütig, wie sehr ihr die Arbeit am Herzen liegt. Und das strahlte in all den Jahren auf den Ort aus, dessen Dorffeste vor der Kita gefeiert wurden. Monika Stenzel holte dafür Künstler nach Reuden, organisierte Feste und Möbel. "Nach der politischen Wende warst du die erste, die den Anpassungslehrgang zur Erzieherin absolvierte", erinnert Sigrid Rönnicke an die Zeit vor 20 Jahren. Niemand könne zählen, wie oft sie Möbel gerückt und ihr Mann Klaus die Wände tapeziert habe. "Dein Mann hat nicht nur dich geheiratet, sondern den Kindergarten dazu", heißt es.

Im Jahr 2000 war Monika Stenzel auch Leiterin geworden. Der Hort wurde mit in die Einrichtung integriert. Zwei große Umbaumaßnahmen hat es gegeben. "Die Kolleginnen wissen zu schätzen, dass du in jeder Situation einen klaren Kopf behalten hast. Für deine Fürsorge für die Mitarbeiter danken wir dir herzlich." Und dann wird doch noch tüchtig gelacht: "Deine Ideen waren meist genial. Aber deine Vorstellungen über die zeitliche Umsetzung waren nur selten richtig." Da nickt auch Monika Stenzel.

Und dann gibt es Geschenke. Eine Erinnerung von der Stadt mit dem Konterfei der Leiterin vor ihrem Haus überreicht Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig (CDU). Ortsbürgermeister Günter Adamczyk (parteilos) wünscht noch viele schöne Jahre, und Uwe Bartlick vom Elternkuratorium sagt: "Wir danken, dass wir dich kennen lernen durften." Die Feuerwehr überreicht einen Teller zur Erinnerung und eine Ehrenurkunde. Und dann steht sie da, die mit so viel Lob Bedachte, und sucht nach passenden Worten. "Es tut schon weh, wenn man sich von einem so gut funktionierenden Team trennen muss", findet sie.

Doch Bürgermeister Seelig erinnert daran, dass, wenn jemand geht, auch immer jemand neues kommt. Kirstin Huth, seit fast zwei Jahren im "Heidekörchen" tätig, ist neue Leiterin. "Sie hat sich wunderbar eingearbeitet", erklärt Seelig. Und die 34-jährige neue Chefin, die in Gräfenhainichen wohnt, findet: "Ich hatte die beste Mentorin, die es gibt." Super sei sie aufgenommen worden, erzählt sie später, "die Chemie und die Ideen haben einfach gestimmt." Sie wolle die Herausforderung annehmen, das Schöne so fortzuführen.

Monika Stenzel hat nun die Freizeitphase der Altersteilzeit vor sich. Doch allein schon die räumliche Nähe zur Kita (sie wohnt nur über die Straße) wird es mit sich bringen, dass sie ab und an mal vorbeischaut. "Ich bin ja nicht aus der Welt", gibt sie ihren ehemaligen Kolleginnen mit auf den Weg. Was wohl heißen soll: Wenn ihr Hilfe braucht, ruft mich ja an.