Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Tradition allein ist kein Ruhebett
Möllensdorf/MZ. - Das 80. Jahr des Bestehens der Möllensdorfer Firma "Holz-Schroeter" wird durch einen besonderen Auftrag gekrönt: "Wir haben das Holz für das neue Wittenberger Einkaufszentrum geliefert", berichtet Firmenchefin Anke Schröter. Die Zimmerei Vater hat daraus die Dachkonstruktion des künftigen "Arsenals" gebaut, und so feiern die Reinsdorfer am Samstag das Sommerfest zum Jubiläum mit.
Leistungsfähiges Sägegatter
Das neue hochleistungsfähige Sägegatter gehört zu den jüngeren Errungenschaften des Familienbetriebs. 1999 wurde es in Betrieb genommen. Mit dem Sägewerk wurden auch neue Trockenkammern und ein Blockheizkraftwerk gebaut. Wie aus Stämmen Kanthölzer, Bohlen und Bretter produziert werden, können sich die Festbesucher am Samstag bei den Führungen ansehen. Im Ausstellungsraum läuft derweil eine Power-Point-Präsentation zur Historie des Unternehmens. Gegründet wurde es von Karl Schröter, der 1932 die alte stillgelegte Sägemühle kaufte, die im 16. Jahrhundert einen prominenten Vorbesitzer hatte: Lucas Cranach.
Nicht nur durch die Kriegswirren hatte Karl Schröter seine Firma zu bringen. Erzählt wird auch, wie jahrelang Druck auf ihn ausgeübt wurde, seine Landwirtschaft und die Mühle in die Genossenschaft einzubringen und welchen Zwängen die Firma durch die Planwirtschaft unterworfen war, welchen Nervenkrieg es kostete, bis Karl-Heinz Schröter die Gewerbegenehmigung bekam, um die Firma seines Vaters fortzuführen. Und wie Schröters nach der Wiedervereinigung den Neuanfang in der Marktwirtschaft meisterten.
Anke Schröter war gerade 20, als sie in das Unternehmen einstieg. "Die nächsten 80 Jahre", ist ihre spontane Antwort auf die Frage nach weiteren Plänen. Vor zwei Jahren hat die Betriebswirtin die Geschäftsführung übernommen. Die neue Schreibweise des Firmennamens, die auf den Umlaut verzichtet, ist dem Internet-Zeitalter geschuldet. "Er unterstützt mich noch als Senior-Coach", sagt sie über ihren Vater. Für die Leitung des modernen Sägewerkes hat der gelernte Tischler Alexander Pirsch in diesem Jahr die Meisterschule abgeschlossen. Dem Zeitenwandel unterlegen sind auch die Kundenwünsche.
Produkte gehen mit der Mode
Ausgehungert von der Mangelwirtschaft in der DDR, "waren nach der Wende Täfelungen bei den Kunden stark gefragt", so die Firmenchefin. "Dann kam die Schiene mit Parkett und Paneelen", aber das sei auch wieder vorbei. "In den billigeren Preissegmenten decken sich sie Leute in den Baumärkten ein", weiß Schröter.
Doch Tradition allein ist für einen Unternehmer kein Ruhebett. So hat sie sich auf hochwertige Gesundheitsmöbel "vom Stuhl bis zum Bett" verlegt und möchte diesen Bereich ausbauen. Seit kurzem ist Holz-Schroeter in Zusammenarbeit mit der Firma Möbel-Systeme von Maik Gensicke zudem mit einem Geschäft in der Wittenberger Friedrichstraße 129 präsent.