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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Showdown am Venustempel

Von corinna nitz 05.06.2012, 17:39

wörlitz/MZ. - Zuletzt hat der Serienkiller an einem Tempel in Bamberg zugeschlagen. Er pirschte sich an ein Liebespärchen heran und hat es, zack!, mit Pfeil und Bogen erlegt. Weil er damit nicht zum ersten Mal aufgefallen ist (klar doch, sonst wäre er ja kein Serientäter), wird er auch tödlicher Amor genannt. Die Ermittler in Bamberg gehen davon aus, dass er das nächste Mal am Venustempel im Wörlitzer Park seinen Pfeil abschießen könnte. Nix wie hin: Sachsen-Anhalt, wir kommen!

Gefeierter Mann

Am Sonnabend zu Pfingsten, die Sonne brennt und in Wörlitz sind Heerscharen von Menschen auf den Beinen, steht in Schlossnähe auf einer Wiese Thomas Kastura und genehmigt sich ein Eis. Kastura ist Bamberger, vor allem aber gehört der Germanist zu Deutschlands gefeierten Krimiautoren. Mit "Der vierte Mörder" (2006) hat er einen viel beachteten Kriminalroman verfasst, der auf Platz 1 der Krimi-"Welt"-Bestenliste stand und unter dem Titel "Le meurtrier de l'avent" ins Französische übersetzt wurde. 2008 erschien der zweite Band dieser Reihe und 2010 "Das geheime Kind", Kommissar Raupachs dritter Fall.

Nach Wörlitz schickt Kastura aber nicht Meister Raupach, sondern Staatsanwalt Brandeisen und Kommissar Küps. Und weil es sich um einen Regionalkrimi handelt, werden den Franken noch zwei Kollegen aus Dessau-Roßlau zur Seite gestellt. Über das Genre sagt Kastura: "Regio-Krimis boomen." Es sei nun einmal spannend, wenn ein Ort aus dem persönlichen Lebensumfeld - literarisch - zum Schauplatz eines Verbrechens wird. Und damit es tatsächlich authentisch wird, ist Kastura mit seiner Familie ins Gartenreich gekommen. Er sagt: "Der Plot ist fertig, jetzt folgt der letzte Schliff."

"Verbrannte Erde"

Herausgegeben wird die Story um den tödlichen Amor von Peter Godazgar. Der MZ-Redakteur aus Halle ist selbst erfolgreicher Buchautor; nun bringt er eine Krimi-Anthologie auf den Weg (Arbeitstitel: "Kleine Morde im Land der Frühaufsteher"), die zur kommenden Leipziger Buchmesse vorgestellt werden soll. Insgesamt wird die Anthologie Kurzkrimis von 24 Autoren umfassen. "Sie hinterlassen in Sachsen-Anhalt verbrannte Erde", sagt Godazgar, der in Köthen sein Unwesen treiben wird. "Ein Mord in homöopathischen Dosen" liegt dort natürlich nahe, immerhin lebte in der Stadt der Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann (1755 bis 1843). Weitere Tatorte sind Godazgar zufolge Halle und Magdeburg, aber auch Gräfenhainichen, Merseburg und Wittenberg. Er spricht von einem facettenreichen Buch, welches da gerade entsteht.

Bis die Krimi-Fans es in ihren Händen halten können, fließt noch ein wenig Wasser die Elbe hinauf - oder eben Blut aus den auf Papier gemeuchelten Sachsen-Anhaltern. Wie beschaulich wirkt da das Picknick, das Kastura und Godazgar mit ihren Familien im Wörlitzer Park arrangiert haben.

Viel Zeit bleibt dem Bamberger allerdings nicht. Der bekennende Fan englischer Landschaftsarchitektur war noch nie in Wörlitz, was nicht wirklich gut ist, wenn man den dortigen Park zum Tatort macht. "Ich werde heute prüfen, ob man von der Einsiedelei wirklich den Venustempel sieht", sagt er. Auch andere Plätze im Park und im Ort sollen abgeschritten werden, um die Geschichte noch anschaulicher zu machen. Über seinen Serienmörder sagt Kastura, dass es sich bei dem eigentlich auch um ein Paar handelt. Aber mehr will er nun wirklich nicht über den geplanten "Showdown am Venustempel" preisgeben. Logisch. Und nur Selberlesen macht am Ende Spaß.

Die Anthologie mit Kurzkrimis von 24 Autoren soll im KBV-Verlag in der Reihe "Mordlandschaften" erscheinen.