Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Schule bezieht Position
bad schmiedeberg/MZ. - Bad Schmiedebergs Sekundarschule befindet sich in guter Gesellschaft - seit Donnerstag gehört sie zum Netzwerk der Bildungseinrichtungen, die den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" tragen dürfen. Das sind inzwischen eine ganze Reihe - über 80 in Sachsen-Anhalt und etwa 1 100 in ganz Deutschland.
Mag der Titel ein bisschen sperrig klingen und eine Eindeutigkeit suggerieren, die zu erfüllen kaum möglich sein dürfte, so dokumentiert er doch einen Anspruch und birgt eine erhebliche Herausforderung. Ein Kriterium für die Aufnahme ins Netzwerk ist nach den Worten von Cornelia Habisch, Koordinatorin der Initiative auf Landesebene, dass sich 70 Prozent aller an der Schule Tätigen (Schüler, Lehrer, Hausmeister, Sekretärinnen) mit ihrer Unterschrift verpflichten, sich im Ernstfall couragiert zu verhalten, also einzugreifen, wenn etwas schief läuft, und sich für einen respektvollen Umgang miteinander einzusetzen.
In Bad Schmiedeberg, bemerkt Schulleiter Roland Bette, hat das Personal zu hundert Prozent unterschrieben, bei den Schülern sind es 86 Prozent gewesen. "Eine kleine Schule", sagt er, "hat ihre Vorteile." Bei Missverhalten werde reagiert "und die Schüler wissen, dass relativ wenig ungesühnt durchgeht". Dass der Titel ein schwer erreichbares Ideal darstellt, ist ihm bewusst: "Aber wir zeigen: Dafür wollen wir einstehen." Courage, betonte der Schulleiter am Donnerstag bei der Übergabe von Tafel und Urkunde, ist erlernbar. Es gehe darum, ein Stoppzeichen zu setzen, anderen beizustehen, die ausgegrenzt, gemobbt, beschimpft werden. "Wir Lehrer können Mut machen und helfen, ein Herz müsst ihr euch selber fassen." Offenbar sind nicht wenige der Mädchen und Jungen dazu bereit.
Dass Neid und Anfeindungen, Intoleranz und Ausgrenzung keine Unbekannten sind, räumt Schülersprecher Siegfried Koblenz ein. Aber er weiß: "Wohl fühlt sich, wer verstanden, ernst genommen und respektiert wird. Wir wollen unseren Teil beitragen zur Verbesserung des Schulklimas." Der Titel sei Ansporn und Verpflichtung. Im Übrigen sieht er in seiner Schule aber keine erheblichen Probleme: "Wenn es welche gibt, dann werden sie mit Hilfe der Schulsozialarbeiterin schnell gelöst."
Dass "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" letztlich ein Ziel beschreibe, sagt auch Cornelia Habisch. "Man wird das nicht durch den Titel und nicht von einem Tag zum anderen." Wie die Gesellschaft seien auch Schulen nicht frei von Rassismus. Wichtig sei der Konsens: Wir wollen auf Fairness achten, gegen Mobbing und Herabsetzung Position beziehen. Je mehr Zivilcourage, zitierte die Frau von der Landeszentrale für politische Bildung eine italienische Autorin, desto weniger Helden brauche das Land später.
Der verliehene Titel hat zwei Paten: Das sind Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU) und Dietmar Sette, bekannt für sein Engagement gegen Drogen und jede Form von Extremismus. Seine Freude verhehlte Sette am Donnerstag nicht: "Wir brauchen klare Positionen gegen Diskriminierung, Extremismus und Gewalt." Der verliehene Titel sei da ein "lebendiges Signal".