Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Listerfehrda als Lebens-Mittelpunkt
LISTERFEHRDA/MZ. - Genau so, wie man sich landläufig einen Fleischer vorstellt, sieht Heiko Klausa aus. Von kräftiger Statur und mit Händen, die zupacken können. Das müssen diese auch, denn Schlachten ist keine einfache Sache.
Sein Sohn jedenfalls, der bis ins Jugendalter immer zum Rinderschlachten mitkam, meinte dann, er wolle sein Geld leichter verdienen. Zu verdenken ist es ihm nicht, sagt Heiko Klausa heute. Er selbst aber konnte sich keinen anderen Beruf vorstellen. Schon als Zwölfjähriger nicht, als er das Schaf vom Vater fesselte und rot anmalte, dass es aussah wie frisch geschlachtet, und er natürlich eine gehörige Abreibung bekam. Später ging er dann in Annaburg bei Fleischer Walter in die Lehre. Dort in der Privatfleischerei wurde er aufgenommen wie der eigene Sohn, lernte viel und blieb als Erstgeselle bis 1991. Über mehrere berufliche Stationen, in denen er Leitungsfunktionen ausübte, ging es dann geradewegs auf die Meister-Schulbank. Heiko Klausa wollte mehr wissen und liebäugelte mit der Selbständigkeit. Als er nach Abschluss der Meisterschule faktisch arbeitslos war und 2002 in Aken an der Elbe eine Fleischerei zur Disposition stand, griff er zu. Dennoch war Listerfehrda stets sein Lebens-Mittelpunkt. In Aken blieb er, wie er sagt, ein Fremder. Daher war es folgerichtig, dass er 2004 in seinen Heimatort zurückkehrte, zumal er den Kontakt zu hiesigen Kunden durch die Hausschlachtungen nie verloren hatte.
Großen Rückhalt hat der 45-Jährige in seiner Frau. Das weiß er zu schätzen. Petra Klausa ist so etwas wie die Managerin des kleinen Familienunternehmens. Während sich ihr Mann um Hausschlachtungen und sein Hobby die Landwirtschaft kümmert, hält sie die Fäden in der Hand und organisiert den das ganze Jahr über gut laufenden Partyservice, den die Firma ebenfalls anbietet.
Ob von ihr die Idee stammte, ein Hoffest zu veranstalten? Vielleicht. Am Samstag fand es bereits die fünfte Fortsetzung. Und was für eine. Hunderte Gäste kamen nach Listerfehrda und zeigten so ihre Verbundenheit. Die meisten ließen zu Hause das Mittagessen ausfallen und labten sich lieber an den Köstlichkeiten, die es bei Klausas gab. Nebenbei konnte da sogar noch eine Quizfrage gelöst und ein Spanferkel gewonnen werden. Lediglich die Menge der verwendeten Erbsen und Kartoffeln in der Gulaschkanone war dafür so genau wie möglich zu schätzen. Annerose Lehmann aus Morxdorf kam mit ihrem Tipp den 30 Kilo Erbsen und 20,6 Kilo Kartoffeln am nächsten und erhielt den Gutschein. Wer nicht so viel Glück hatte, der konnte sich ein dickes Wurstpaket mit nach Hause nehmen. Allerdings musste dafür etwas Zeit veranschlagt werden, denn eine ebenso dicke Schlange von Kaufinteressenten wand sich über den Hof bis zum Verkaufsstand.
Kremserfahrten, musikalische Beschallung und eine Bastelstube für die Jüngsten rundeten das Fest ab, das immer am Reformationstag stattfindet.