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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Feuerwehrübung läuft nicht nach Plan

Von KARINA BLÜTHGEN 25.11.2012, 17:37

MÜHLANGER/MZ. - "Erwin, wie geht es Erwin?", stammelt der Mann auf dem Endea-Betriebsgelände, als ihn Rettungskräfte in Richtung Sanitäter führen und immer wieder beruhigend auf ihn einreden. Der Mann hat Blut im Gesicht. Sichtlich verwirrt starrt er auf die Blaulichter der vielen Autos, auf dem Rauch, der aus einer Lagerhalle dringt. Allein kann man ihn in dem Zustand unmöglich lassen.

Doch das Blut ist nicht echt, die Verwirrung gespielt. Menschen retten und den Brand bekämpfen steht am Freitagabend im Mittelpunkt einer Einsatzübung in der Schulstraße in Mühlanger. Und eben auch die Betreuung und Erstversorgung Verletzter. Auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma proben sechs Wehren den Ernstfall mit unterschiedlichen Aufgaben. Nur drei Wochen nach der Übung in Gadegast werden die Wehren Mühlanger, Gallin, Zörnigall, Dietrichsdorf, Külso und erneut Elster alarmiert. 40 Einsatzkräfte in acht Fahrzeugen rücken an. Die Galliner, als erste am Ort des Geschehens, erkunden die Lage und bauen die Wasserversorgung auf.

Doch es läuft nicht alles nach Plan. Der Rüstwagen aus Elster ist nicht alarmiert worden, und "Erwin", ein Dummy, liegt unter einem Haufen schwerer Eisenteile eines Regals begraben. Statt der nun fehlenden Hebekissen entscheiden sich die Kameraden aus Mühlanger für den hydraulischen Spreizer zum Anheben der Last. "Das läuft alles sehr ruhig ab", staunt Christian Conrad. Der Endea-Geschäftsführer hat das Gelände zur Verfügung gestellt. "Wir haben gesagt: Wir machen es mal. Ich finde das schon wichtig", sagt er und beobachtet das Vorgehen.

Die Rettung der vier vermissten Personen in der vernebelten Lagerhalle erweist sich als schwierig. Blinklichter simulieren Brände, drei Propangasflaschen stehen auch drin. Im Ernstfall hätten die sechs anwesenden Atemschutzgeräte-Träger nicht gereicht, muss Sven Henze erneut feststellen. Henze, für die Ausbildung der Wehren in der Stadt Zahna-Elster zuständig, erklärt: "Da hätten wir wohl die Wehren der ganzen Stadt alarmieren müssen." Nach über 50 Minuten wird erst der letzte Vermisste aus der Halle geholt.

Die Beobachter benennen einige Schwächen, etwa fehlende regelmäßige Rückmeldungen vom Angriffstrupp in der Halle. Der stellvertretende Stadtwehrleiter Frank Freit mahnt beim Bewegen der Eisenteile mehr Achtung auf Eigensicherheit an. Das hätte auch "Erwin" nicht schaden können...