Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Die Wiese der Engel
Bülzig/MZ. - Das Sandsteinbild ist neben dem "Löwentor" des kürzlich verstorbenen Künstlers Michael Weihe das Lieblingswerk von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) im Skulpturenpark Bülzig.
Den stellt der 58-Jährige an diesem Donnerstagabend bei einem Spaziergang Mitgliedern des Naturparkvereins Fläming und neugierigen Besuchern als seinen Lieblingplatz im Naturpark vor.
Karges Land
Haseloff ist gebürtiger Bülziger. Auf dem sandigen, kargen Teil der heutigen Skulpturenwiese hatten seine Eltern ein Stück Acker. "Ich habe dort Kartoffeln gelesen und Rüben gehackt." Als 1993 Künstler auf dem Kirchenland vom Spätsommer bis in den Herbst an ihren Skulpturen arbeiten, ist Reiner Haseloff schon Direktor des Wittenberger Arbeitsamtes und damit Genehmiger der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, in deren Zuge die Pfade zwischen die Kunstwerke mit alten Katzenkopfsteinen gepflastert werden. Haseloffs Mutter wiederum gehört zu den Bülzigern, die, angetan von der Aktion der evangelischen Gemeinde um Pfarrer Matthias Schollmeyer, den Künstlern gern über die Schultern schauen und diese mit Essen verwöhnen. "Gastmahl der Engel" war übrigens Thema des Workshops. Mit Leidenschaft erzählt Haseloff, wie sie auf dieser Wiese im Moment der Sonnenfinsternis am 13. August 1999 aus seinem "katholischen" und Schollmeyers "evangelischem" Silberbarren einen ökumenischen Gral gossen.
Keine Deutungshoheit
Schollmeyer bleibt es überlassen, den Gästen einzelne Skulpturen zu erläutern. Dem Pfarrer widerstrebt das, jeder möge für sich seine Deutung finden. Deshalb sind die Kunstwerke nicht beschildert. Mehr Denkanstoß, ist die von ihm herausgegebene und über "epubli.de" zu beziehende Broschüre zum Skulpturenpark.
Unter den Zuhörern ist auch der Coswiger Künstler Christian Pietschiny. Natürlich brauche er keine Erläuterungen zu den Kunstwerken. "Aber was hier zur Entstehungsgeschichte erzählt wird, finde ich ungeheuer spannend." Der Jeber-Bergfriedener Ortsbürgermeister Kurt Schröter bereut diesen Ausflug in den ihm noch unbekannten Teil seines Landkreises ebenfalls nicht. Es freut ihn, dass Naturpark-Geschäftsführerin Elke-Andrea Ciciewski beabsichtigt, im Herbst die Reihe " Lieblingsplätze" in Jeber-Bergfrieden fortzusetzen.