Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Da bleibt kein Auge trocken
wittenberg/MZ. - Jenes spannende Knistern, vor Theateraufführungen üblich, breitet sich auch am Freitagabend in der voll besetzten Aula des Lucas-Cranach-Gymnasiums in Wittenberg aus. Es gibt nochmals kurze Regieanweisungen von Deutschlehrerin Claudia Schwiefert-Damm, dann betreten die jungen Hobbyschauspieler unter großem Beifall die berühmten "Bretter". Die neunköpfige Theaterformation der Schule hat an jenem Abend ihren letzten großen Auftritt, bevor sie nach dem Abitur in alle Winde verstreut sein wird.
Aula in Wallung
Grund genug, um noch mal für Freunde und Fans die Lachmuskeln zu strapazieren. Kaum ein Thema aus dem täglichen Leben wird dabei ausgespart. Bereits vor den ersten Spielszenen des Improvisationstheaters, eine Spielform, bei der das Publikum mitwirken darf, wird die Stimmung angeheizt. "Heading High" (frei übersetzt "hoch hinaus") ist der Name der Schülerband von Michael Höhne, Jonas Möckel, Florian Quack und Titus Riedel, die in der klassischen Besetzung Gitarre, Bass, Drums und Gesang Schulfreunde und Eltern mit Deutsch-Rock (eigene Texte), aber auch mit Titeln von Pink Floyd begeistert. Die Liebe und Alltagsprobleme sind es, die in den Texten verarbeitet werden. Das kommt gut an und wird vom Publikum mit viel Applaus honoriert.
Unvorhersehbare Handlung
Wie bringt man eine Aula so richtig in Wallung? Die Zutaten sind recht einfach: Man fordere die Leute im Saal auf zum Einklatschen. Diesen Part übernimmt Ferdinand "Ferdi" Fahl von der Theatergruppe. Das zeigt Wirkung und wiederholt sich bei jeder neuen Szene. Alles weitere ergeben die Spielszenen, deren Handlung und Ausgang nicht vorhersehbar sind. Alle Akteure sind mit Namensschildchen versehen, so dass vom Publikum der jeweilige Darsteller "angefordert" werden kann.
Und die Szenen? Die heißen "Gefühlschaos", "Männerklo" oder "Gebärdendolmetscher". Bei letzterem, einem Dreipersonenstück wird ein TV-Interview mit einem vorher vom Publikum auf Zuruf gewählten Thema gespielt. Die Kunst des Gebärdendolmetschers ist es nun, in einer Art Simultanübersetzung den Text sofort mit vielen Gesten umzusetzen. Max Giese, er möchte einmal an der Schauspielschule in Berlin studieren, füllt diesen Part gekonnt aus. Lachkrämpfe sind das Ergebnis. Erstaunlich, wie jede Szene kuriose Situationen kabarettistisch überspitzt beschreibt. Da geht es beispielsweise um eine Sportreportage einmal ganz anders: Der Sportkommentator erhält die Aufgabe, die Weltmeisterschaft im "Extremzähneputzen" zu kommentieren. Was dabei herauskommt, von der Zahncremewerbung bis hin zu den übelsten Beschimpfungen unter den Kontrahenten, lässt kein Auge trocken. Bei all diesen Szenen weiß man zuvor nicht, wie diese enden - das ist Improvisationstheater.
Kurzweilig und unterhaltsam ist der Abend allemal - in einem Theatergenre, was durchaus auch für die Zukunft Aufmerksamkeit verdient. Die Leistungen der Akteure - Tanja Böhmer, Sandra Staab, Marius Koch, Ferdinand Fahl, Max Giese, Anne Kinder, Hoa Thanh Dao, Lisa Hainz und Heinrich Pfeiffer - verdienen es am Ende noch einmal uneingeschränkt und mit Beifall gewürdigt zu werden.
Für spätere Generationen
Für Schuldirektor Bernd Ludlei war es Chronistenpflicht, das Ganze mit der Fotokamera zu erfassen. Auf diese Weise und bei diesen Motiven dürfte späteren Generationen beim Anblick der Bilder das frühere kulturelle Leben auf einer "Penne" des 21. Jahrhunderts plausibel dargestellt werden.