Kontroverse um einen Nachmieter
WITTENBERG/MZ. - Sein Arzt hat Paeckert dringend geraten, aus gesundheitlichen Gründen an die Küste zu ziehen. Was er schnell in die Wege leitete, nicht zuletzt deshalb, weil die Wittenberger Wohnung für ihn schwierig wird: "Ich komme nicht in die Wanne und nicht aus der Wanne. Die Fenster sind nicht dicht und im Bad zeigt sich Schimmel." Eine behindertengerechte Wohnung in Barth steht ab Oktober für ihn zur Verfügung. Der Umzug ist terminiert auf den 26. September. Die Berufsgenossenschaft hat dafür Mittel bewilligt.
Der Streit entzündet sich jetzt an der Kündigung der Wittenberger Wohnung. Regulär läuft der Mietvertrag erst im November aus. Laut Paeckert aber sei ihm zugesichert worden, dass er sich lediglich um Nachmieter kümmern solle, dann könne er beruhigt ausziehen und müsse nicht zwei Mieten zahlen, was sich der schwerbehinderte Mann nicht leisten kann: "Ich kriege nur eine kleinen Rente." Nun hat der gebürtige Jessener tatsächlich Nachmieter gefunden. Nach seinen Angaben ein Paar aus Jessen, 53 und 69 Jahre alt, die wegen der besseren Erreichbarkeit der Ärzte in die Lutherstadt ziehen möchten. Die Kaution sei geklärt, Mietschulden habe es nicht gegeben. Alles geregelt, dachte er und freute sich auf den Umzug an die Küste, bis ein Anruf von der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft (Wiwog) kam. Ihm wurde mitgeteilt, dass die Wiwog die Nachmieter nicht akzeptiert - angeblich hat es im alten Haus Probleme wegen lauter Musik gegeben. Paeckert kann sich das nicht vorstellen: "Die gehen doch mit den Hühnern ins Bett." Er ist empört.
Die Wiwog sieht die Sache anders. Bei der dreimonatigen Kündigungsfrist sei nichts zu machen, sagte am Donnerstag Rando Gießmann, Leiter der Wohnungswirtschaft, gegenüber der MZ. Auch gesundheitliche Gründe seien da zweitrangig. Und bei den präsentierten Nachmietern handele es sich um "einen schweren Fall": Gießmann spricht von "argen Defiziten" bei der Bonitätsprüfung, von verbalen Entgleisungen gegenüber Wiwog-Mitarbeitern und vom Vorvermieter, der über zahlreiche Schwierigkeiten gesprochen habe. Das sei eine klare Entscheidung gewesen. Entgegen kommen möchte die Wiwog Dirk Paeckert dennoch. Gießmann: "Wir bemühen uns, schnell einen Nachmieter zu finden und inserieren auf eigene Kosten."