Kommentar zum ersten Jahr nach dem Reformationsjubiläum Kommentar zum ersten Jahr nach dem Reformationsjubiläum: Luther, Luther und die Leere
Halle (Saale) - Die Luther-Party ist längst zu Ende. Die Staatsgäste, Königinnen und Könige sind wieder zu Hause, das Reformationsjubiläum in Sachsen-Anhalt ist Geschichte.
Geblieben sind Erinnerungen an eine tolle Zeit mit wunderbaren Events, Begegnungen, Konzerten und Ausstellungen sowie erstklassig sanierte Zeitzeugen der evangelischen Kirchengeschichte. Gekommen ist der Neid!
Neidisch wird jetzt von manchem in Sachsen-Anhalt auf Orte wie Wittenberg geschaut, die von den Feierlichkeiten anlässlich des 500. Jahrestages des Thesenanschlags profitiert haben. Ganz nach dem Motto: Jetzt sind wir aber auch mal dran!
Aufwand für Reformationsjubiläum in Wittenberg war gerechtfertigt
Es war absolut richtig, mit großem Aufwand die Stätten der Reformation herauszuputzen, in Infrastruktur zu investieren und damit die Basis zu schaffen, dass künftig mehr Menschen nach Sachsen-Anhalt kommen: Egal ob als Individualtouristen, Konferenzteilnehmer, Geschäftsreisende oder als neue Einwohner.
Jetzt geht es darum, dass die bevorzugten Städte aber auch die teuren Geschenke nutzen und das Reformationsjubiläum als einen Schub für eigene Ideen, Pläne und Initiativen begreifen. Oder anders gesagt, den Neidern einfach kein Futter geben.
Nutzt Wittenberg jetzt seine Chance?
Dass das gelingen wird, daran gibt es nun laute Zweifel. Vorgebracht hat sie als erster der Chef des größten Unternehmens der Region Wittenberg, der Stickstoffwerke Piesteritz, Rüdiger Geserick.
Seine Firma engagiert sich seit langem in der Region. Geserick ist besorgt über den Leerstand in der Innenstadt und macht viele Vorschläge, wie der Luther-Rückenwind genutzt werden soll. Die Reaktion darauf aus dem Rathaus ist verhalten.
Ist Wittenbergs Oberbürgermeister mit der Situation überfordert?
Momentan entsteht der Eindruck, dass der Wittenberger Oberbürgermeister Torsten Zugehör mit der Situation überfordert ist. Kürzlich bettelte er um ein weiteres Engagement der Partner des vergangenen Jahres und wünschte sich eine so genannte Wittenberger Erklärung, die ihm weitere Hilfe versprechen soll.
Sein Konzept, wie er den Schwung des Jahres 2017 nutzen will, fehlt dagegen immer noch. Das ist ärgerlich, denn es war doch klar, dass die Luther-Party am 31. Oktober 2017 endet.
Dauerhafter Erfolg ist kein Zufall, sondern muss geplant und organisiert werden. Wittenberg hatte viele Jahre Zeit, sich auf das Reformationsjubiläum und die Zeit danach vorzubereiten.
Wittenberg: Landesregierung stiehlt sich aus der Verantwortung
Ärgerlich ist auch, wie sich das Land Sachsen-Anhalt aus seiner Verantwortung stiehlt. Der Wittenberger Oberbürgermeister wurschtelt vor sich hin und niemand greift ein. Ministerpräsident Reiner Haseloff wohnt in Wittenberg und kennt die Misere.
Es wäre schön, wenn der Ministerpräsident für die nächste Zeit seinen Ministern so wichtige Termine wie das Anschrauben/ Enthüllen von Hinweistafeln und die Übergabe von Förderbescheiden streicht. So bliebe viel Zeit, sich des Problemfalls Wittenberg anzunehmen. Denn das ist nicht nur für die Lutherstadt von großer Bedeutung.
Wittenberg könnte Vorbild für künftige Jubiläen sein
In Wittenberg muss eine Blaupause dafür entstehen, wie in Sachsen-Anhalt Jubiläen über die Zeit der Feierlichkeiten hinaus einen positiven Effekt für die Region bringen.
In diesem Jahr wird der 25. Geburtstag der Straße der Romanik gefeiert. Im kommenden Jahr steht das 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses an. Die Vorbereitungen dafür laufen auf vollen Touren.
Für die Sachsen-Anhalter ist es wichtig, dass ihr Bundesland im Party-Jahr eine gute Figur macht, aber noch wichtiger sind die Jahre danach!
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