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Sicherheit Knackpunkt: Personal bei Wasserwehr in Oranienbaum-Wörlitz

Der Stadtrat Kuno Wendt macht sich Gedanken über den Stand der Oranienbaum-Wörlitzer Wasserwehr. Wie deren Leiter die Lage einschätzt.

27.04.2021, 07:27
Am historischen Wallwachhaus Mittelhölzer in Wörlitz wurde der Deich lediglich verbreitert, aber nicht erhöht. Das behagt nicht jedem.
Am historischen Wallwachhaus Mittelhölzer in Wörlitz wurde der Deich lediglich verbreitert, aber nicht erhöht. Das behagt nicht jedem. Fotos: Thomas Klitzsch

Oranienbaum-Wörlitz - Die Wasserwehr von Oranienbaum-Wörlitz ist „gut aufgestellt“ - jedenfalls im Ernstfall, also wenn es darum geht, Hochwasser abzuwehren. Dies erklärte jetzt auf eine MZ-Anfrage der Leiter der Einrichtung, Stephan Leuteritz. Besonders hinsichtlich der Ausstattung mit sächlichen Mitteln scheint es demnach keine Probleme zu geben. So führte man 2015 bei der letzten Inventur beispielsweise 60.000 Sandsäcke. Damals sei entschieden worden, diesen Bestand auf 100.000 zu erhöhen.

Keine Zwangsverpflichtung

Ob dies bereits geschehen ist, konnte Leuteritz am Montag nicht sagen. Was er indes einräumte ist dies: „Der Knackpunkt ist das Personal.“ Zwar stünden im Bedarfsfall ad hoc Mitglieder aus dem bei der Verwaltung angesiedelten Stab für besondere Ereignisse zur Verfügung. Ständige Mitglieder, wie es sie etwa bei den Freiwilligen Feuerwehren gibt, habe man aber derzeit nicht. Es könne ja niemand zwangsverpflichtet werden, dies gelte insbesondere in Trockenperioden.

Trockenheit macht der Region und insbesondere dem Dessau-Wörlitzer Gartenreich schon seit geraumer Zeit zu schaffen. Und das letzte Hochwasser war 2013. Wer es aber miterlebt hat, sorgt sich - zum Beispiel Kuno Wendt. Zuletzt hat der Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion von Oranienbaum-Wörlitz, früher auch Ortsbürgermeister in Wörlitz, daher im Februar dieses Jahres in einem Schreiben an Bürgermeister Maik Strömer und an die Stadtratsvorsitzende Karin Tschernisch-Weiske (beide CDU) im Namen seiner Fraktion Informationen zur Wasserwehr auf der nächsten Ratssitzung beantragt.

Gegenüber der MZ konzentrierte sich Wendt in der vergangenen Woche vor allem auf eine Schwachstelle im Deich, welche nicht nur ihn beunruhigt und die seit Jahren ein, sagen wir, heikles Thema ist: Es handelt sich um den Abschnitt im Bereich des historischen Wallwachhauses/Mittelhölzer. Auf einer Länge von 120 Metern wurde der Deich nach dem Hochwasser 2002 im Zuge der Sanierung zwar wasserseitig verstärkt. Auch die Deichkrone wurde verbreitert, aber zum Erhalt etwa historischer Blickachsen, die sich, mit Verlaub, nicht jedem erschließen, nicht erhöht.

Zum Ortstermin mit der MZ legte Wendt nun unter anderem ein Antwortschreiben der Landesregierung von 2017 auf eine Kleine Anfrage, vorgebracht von der AfD, vor. Darin heißt es in Hinblick auf das Welterbe, dass der Hochwasserschutz „in allen Zielkonflikten“ die höhere Priorität gehabt habe. Die Rede ist aber auch von einer „Kompromisslösung“, die darin bestand, den Freibord auf der Länge von etwa 120 Metern abzusenken. Eine Schwachstelle im Hochwasserschutz sei aber nicht gegeben, da der Deich „in seiner Konstruktionshöhe etwa dem Höchststand des Jahrhunderthochwassers vom August 2002“ entspreche.

Ähnlich formulierte es jetzt auf Nachfrage der MZ auch Burkhard Henning: Die Deichlinie, die dort als abgesenkt angesehen wird, sei die Bemessungslinie. Henning ist Direktor des Landesbetriebes Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft in Sachsen-Anhalt, über den strittigen Deichabschnitt in Wörlitz sagte er, dass er „DIN-gerecht saniert ist“. Es habe auch keine Einflussnahme gegeben. „Fachlichkeit und Sicherheit haben oberste Priorität“, so Henning. Was die fehlende Höhe im genannten Deichabschnitt betrifft, so betonte er: „Das wird operativ verbaut.“ Möglich sei dies auch, weil Hochwasservorhersagen an der Elbe „sehr präzise“ getroffen werden könnten.

Zustand: nicht optimal

Operativ verbauen meint letztlich auch den Einsatz etwa von Sandsäcken im Fall eines Hochwassers. Nach Auskunft von Stephan Leuteritz, dem Chef der Oranienbaum-Wörlitzer Wasserwehr, lagen die beim letzten Hochwasser in acht Schichten, lediglich die unteren hätten sich im Wasser befunden. Was den auf drei Standorte verteilten Bestand an Sandsäcken betrifft, Schutzmaterial im Allgemeinen, so sei geplant, all dies im ehemaligen Gerätehaus der Feuerwehr Vockerode zu zentralisieren. Die Bedingungen in der Halle seien gut, auch im Blick auf notwendiges Fahrgerät zum Transport von Material.

Kein Problem stelle die Beschaffung von Sand dar. Weiter gearbeitet werden müsste an der Gewinnung von Personal für die Wasserwehr. „Aber im Ernstfall funktioniert das, das hat sich auch 2013 gezeigt“, so Leuteritz, der zum Deichabschnitt am Wallwachhaus Mittelhölzer natürlich eine Meinung hat: Demnach würde er es begrüßen, „wenn die Senke erhöht wird“. Der Zustand sei „nicht optimal“, aber er könne damit leben, da es sich um ein „beherrschbares Risiko“ handele.

„Mit dem Deich vor der Brust sind wir hier direkt Betroffene“, sagte hingegen Kuno Wendt zur MZ und: „Je weniger Problemstellen es gibt, umso besser ist die Sicherung.“ Um auch noch einmal auf den Brief der SPD-Fraktion nebst Antrag an den Stadtrat zu kommen, so sei zugesichert worden, dass über die Wasserwehr informiert wird. Bürgermeister Maik Strömer bestätigte das am Montag auf eine MZ-Anfrage: „In einer der nächstmöglichen Sitzungen wird das auf jeden Fall ein Thema sein“, sagte er. (mz/Corinna Nitz)