Kirchenkreis Wittenberg Kirchenkreis Wittenberg: Wunsch nach Vielfalt im Forst

Wittenberg - Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ist groß, sie umfasst Gebiete in vier Bundesländern - Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Brandenburg - und hat allein 37 Kirchenkreise, einer davon ist Wittenberg mit 20 Pfarrstellen und Gemeinden.
Nicht nur die Kirche, das Pfarrhaus, der Friedhof gehören zu diesen Gemeinden, auch Grundbesitz, Ackerflächen und Waldgebiete. Dieser Kirchenforst war am Samstag eines von mehreren Themen der Kreissynode des Kirchenkreises Wittenberg, die im Katharinensaal des Kreiskirchenamtes zu ihrer fünften Tagung zusammenkam.
Vergangenheit und Gegenwart
„Bewirtschaftung des Kirchenwaldes in Vergangenheit und Gegenwart“ am Beispiel des Kirchenkreises Wittenberg hatten die Förster Andreas Schirmer und Bernd Winkler ihr Referat vor den Synodalen überschrieben.
Winkler übernahm den historischen Part und wusste zu berichten, dass Kirchenwald über viele Jahrhunderte der unmittelbaren Versorgung von Klöstern, kirchlichen Einrichtungen und Bediensteten mit Rohstoffen diente.
Aus dem Wald kamen das Brennholz für den Pfarrer, Balken und Bretter für Baumaßnahmen an Kirchen und Futter sowie Einstreu für das Vieh. Genommen wurde, was man brauchte; Nachhaltigkeit, wie sie heute die Forstwirtschaft prägt, war zu früheren Zeiten kein Thema. „Ende der 1940er Jahre und nach zwei Weltkriegen war der Kirchenwald deshalb in einem bedauernswerten Zustand“, sagt Bernd Winkler.
Seitdem hat sich auf den insgesamt 12 000 Hektar forstlichem Grundbesitz der EKM einiges geändert. Nach Thüringen liegen mit 4 200 Hektar die größten Waldflächen in Sachsen-Anhalt, 534 davon entfallen auf den Kirchenkreis Wittenberg. „Die Kirche ist nach dem Landes- und Bundeswald der größte Waldbesitzer im Land“, so Winkler. „Das ist den meisten nicht bewusst.“ Schwierig mache die Bewirtschaftung die Zersplitterung der Waldflächen, allein im Kirchenkreis Wittenberg seien dies mehr als 200 Flurstücke.
Als 1945 kirchlicher Grund von der Enteignung ausgeschlossen wurde, begann in den Jahren darauf der Aufbau einer Kirchenforstverwaltung. „Auf Ebene der Kirchenkreise wurden die Waldflächen gebündelt und Förster eingestellt“, so Bernd Winkler. Ein Erfolgsmodell, das bald in der gesamten damaligen DDR übernommen wurde und bis 1989 Bestand hatte.
In der damaligen Kirchenprovinz Sachsen entstanden so bis 1958 zwölf kirchliche Waldgemeinschaften (KWG). Die heutigen Flächen der KWG Wittenberg waren bis 1989 Bestandteil des Zweckverbandes Bad Düben. 1989 bestand die Kirchliche Forstverwaltung in der DDR aus 56 Forstrevieren mit 430 Mitarbeitern.
Veränderungen und Probleme
Tiefgreifenden Änderungen in den 1990er Jahren mit Vergrößerungen der Waldgemeinschaften und Personalentlassungen folgten defizitäre Jahre der Forstwirtschaft, die erst ein Ende hatten, als ab 2001 in Mitteldeutschland neue holzverarbeitende Betriebe und Kraftwerke hinzu kamen.
Seitdem wird auch im Kirchenforst der EKM, der durch verschiedene Dienstleister bewirtschaftet wird, erfolgsorientiert gearbeitet. So erzielt die KWG Wittenberg einen Jahresüberschuss von 30 000 bis 50 000 Euro.
Geschäftsführer und Revierförster der KWG Wittenberg ist Andreas Schirmer, seit 2013 in diesem Amt. Die 534 Hektar der KWG Wittenberg teilen sich 55 kirchliche Waldbesitzer. „Fünf verschiedene Eigentumsformen sind im Betrieb zusammengefasst“, sagt er. Die Masse mache mit 444 Hektar der Pfarrwald aus, Waldgebiete, deren Erlöse aus Erträgen schon immer in die Besoldung der Pfarrer flossen. Auch heute erfolge die Ausschüttung nach diesem Prinzip. Kirchwald gehört ebenso dazu wie der von Stiftungen, so der Hospital-Stiftung bei Zahna und der Dr.-Am-Ende-Stiftung in Gräfenhainichen.
Zustand und Ziele
Mit den KWG Bad Düben und Herzberg bildet das Wittenberger Gebiet einen Verbund, der in die Zuständigkeit von Andreas Schirmer fällt. Alle drei KWG nutzen gemeinsam die Rendantur im Kreiskirchenamt Wittenberg, wodurch zahlreiche Synergieeffekte beim Wirtschaften entstehen.
Im Wald des Kirchenkreises Wittenberg, so Schirmer, habe die letzte Inventur 2009 stattgefunden. „Die Vielfalt ist nicht so, wie es sein müsste“, bilanziert Andreas Schirmer die Ergebnisse dieser Bestandsaufnahme. Mit 86 Prozent steht vorrangig die Waldkiefer im Kirchenforst. Eichen, Birken und Lärchen machen nur einen geringen Anteil aus. „Wir müssen als Kirche unsere Wälder deshalb auch ökologisch fit machen“, so Schirmer. Bei Neuanpflanzungen setze man vor allem auf Roteiche, Robinie und Birke. Das Ziel für die Förster im Auftrag der Kirche sei eine Durchforstung und Bestandspflege im Rhythmus von zehn Jahren. (mz)