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Kindertagesstätten und Corona Kindertagesstätten und Corona: Notbetrieb als Normalität

Von Irina Steinmann 02.05.2020, 09:27
Die Kita „Biene Maja“ in Kleinwittenberg ist eine von insgesamt zwölf kommunalen in Wittenberg.
Die Kita „Biene Maja“ in Kleinwittenberg ist eine von insgesamt zwölf kommunalen in Wittenberg. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Ja, normal sieht anders aus. „Wir sind traurig, dass die Kinder nicht kommen können“, heißt es, wohl stellvertretend für alle Kindertagesstätten in der Lutherstadt, aus der Kita „Biene Maja“. Eigentlich „sind wir ein offenes Haus“, das ist hier in Kleinwittenberg das erklärte Selbstverständnis und Anspruch, doch jetzt macht die Corona-Pandemie allein schon die Erstellung der Dienstpläne zu einer „logistischen Meisterleistung“, berichtet die stellvertretende Kita-Leiterin Cornelia Liebmann.

Täglich neue Informationen

Seit weit über sechs Wochen laufen die Kindertagesstätten bundesweit und damit auch in Wittenberg im Notbetrieb, lediglich Eltern, die in gesellschaftlich besonders wichtigen Berufen tätig sind, haben Anspruch auf eine so genannte Notbetreuung ihres Nachwuchses. Dabei sind, natürlich, auch die jeweils gültigen Corona-Regeln zu beachten. Und „es kommen täglich neue Informationen“, so Kita-Leiterin Liebmann.

Während sich Masken in Kitas a priori verbieten und daher auch nicht Pflicht sind - „ein Zweijähriger kriegt Angst“, wenn er seine Erzieherin so sieht -, stehen auch die Abstandsregeln letztlich dem Konzept Kindergarten insgesamt diametral entgegen: soziale Kontakte zu ermöglichen und zu trainieren. Unter einzelnen Kindergartenkindern Abstand halten, sei letztlich ein Ding der Unmöglichkeit, so Liebmann, „nur Mauern könnten das ändern“.

Strikt getrennt sind natürlich Gruppen. Zwölf kommunale Kitas gibt es im Stadtgebiet, hinzu kommen 35 in freier Trägerschaft. Zusammengefasst sind die zwölf in der Verantwortung des Eigenbetriebs „Kommunale Bildungseinrichtungen“ (KommBi), der darüber hinaus auch für die Freien Leistungen erbringt. Betriebsleiterin Anett Brachwitz sagte der MZ am Donnerstag, dass man die „Herausforderungen“ der zurückliegenden Woche insgesamt gut habe meistern können - keine Kleinigkeit angesichts der ebenso „permanenten“ wie kurzfristigen Änderungen bei den rechtlichen Vorgaben.

Sie sei froh über den jüngsten Erlass, der nun auch Detailfragen regele, die zuvor nicht Gegenstand der jeweils geltenden Eindämmungsverordnung waren.

Inzwischen, nennt Brachwitz ein Beispiel für Änderungen, würden die Kapazitätsgrenzen nicht mehr nach Quadratmetern, sondern nach Zahl der Kinder pro Gruppe - maximal zwölf - bemessen, mit festen, also nicht wechselnden Erzieherinnen, was wiederum eine Herausforderung für den Dienstplan darstellt.

Unterdessen stehen schon wieder die nächsten Änderungen ins Haus. Mit der für dieses Wochenende erwarteten fünften Eindämmungsverordnung des Landes (die MZ berichtete) werden voraussichtlich weitere Berufsgruppen festgelegt, die als systemrelevant gelten und deren Vertreter als Eltern dann Anspruch auf eine Notbetreuung ihres Nachwuchses haben.

„Wir rechnen daher mit mehr Kindern ab Montag“, sagte Brachwitz. Und, wie es schon in der Vergangenheit der Fall gewesen sei, dann auch wieder mit mehr Anrufen von Eltern, die wissen möchten, ob sie ihr Kind bringen dürfen oder nicht. Auch diesmal würden die Betroffenen wieder bis Mitte der Woche Zeit haben, eine Bescheinigung ihres Arbeitgebers vorzulegen. Und wieder werden auch Einzel- bzw. Härtefälle zu klären sein.

Zuletzt fast 450 Kinder

Bezogen auf eine Gesamtkapazität von fast 3.470 Kita-Plätzen im Stadtgebiet (kommunal und freie Träger) ist die Zahl der Kinder in Notbetreuung in den letzten Wochen gestiegen. Waren in der (Nach-Oster-)Woche 8,15 Prozent aller Plätze belegt (kommunale Kitas: 10,76), wurden vergangene Woche 12,95 bzw. 17,71 Prozent verzeichnet, fast 450 Kinder gingen in die Kita. Recht gut besucht war - und ist - die Kita „Biene Maja“ mit ihren 60 Plätzen: 15 bis 17 Jungen und Mädchen sind hier auch in Corona-Zeiten aufgehoben. Fragt man Anett Brachwitz, wann wieder Normalbetrieb herrschen wird, atmet sie einmal tief durch. Dann sagt sie: „Tja...“

Bücherei vor Öffnung

Kein Mangel herrscht laut Anett Brachwitz an Masken und Desinfektionsmitteln im Verantwortungsbereich von „KommBi“, zu dem neben Kitas und Teilen der Grundschulen (Sekretariat, Ausstattung) auch die Stadtbibliothek gehört. Die öffnet voraussichtlich kommende Woche wieder. An welchem Tag, wird noch bekannt gegeben. „Vorbereitet ist alles“, sagte Brachwitz mit Blick auf Corona-Maßnahmen. (mz)