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Keine Musterungen mehr in der Lutherstadt

Von Stefanie Hommers 19.05.2006, 15:44

Wittenberg/MZ. - Mehr als 15 Jahre lang war das Kreiswehrersatzamt in der Lutherstadt Anlaufstelle für Wehrpflichtige aus der Region: 41 000 Musterungen, 21 000 Einberufungen gehören zur Bilanz des Amtes, das zum 15. Mai außer Dienst gestellt wurde. "Ein wehmütiger Augenblick", gestand Regierungsdirektor Karl-Dieter Messerschmidt anlässlich des Festaktes. Gut drei Jahre lang leitete er das Amt Am Alten Bahnhof, stand 51 Mitarbeitern vor und findet immer noch: "Wir waren ein gutes Team - oder vielleicht trifft es das Wort Kollektiv doch noch besser."

So ist es dem Mann, der als Verwaltungsfachmann zum Sanitätskommando 3 nach Weißenfels wechselt, eine Beruhigung zu wissen, dass keinem seiner ehemaligen Mitarbeiter die Kündigung droht. Man habe für jeden einzelnen eine Lösung gefunden, betonte er.

Zur Feierstunde in der benachbarten Sparkasse (die wegen der größeren Räumlichkeiten als Ort für den Festakt gewählt wurde) konnte Messerschmidt vier weitere ehemalige Leiter des Amtes, zahlreiche Vertreter aus Bundeswehr, Landtag, mehreren Kreistagen, der Stadt Wittenberg sowie Gäste anderer Institutionen wie Universität, Arbeitsagentur, Polizei und Hauptzollamt begrüßen und mit ihnen die Geschichte des Hauses, die am 3. Oktober 1990 begann, Revue passieren lassen.

Der Beschluss zur Auflösung des Wittenberger Amtes sei zunächst ein Schock gewesen, bekannte der Präsident der Wehrbereichsverwaltung Ost, Heinrich Michael Schrömbgens in seiner Ansprache. Er sei Teil einer umfassenden Strukturreform innerhalb der Bundeswehr, die einerseits betriebswirtschaftlichen Effizienzkriterien gehorchen müsse, andererseits der demographischen Entwicklung geschuldet sei, so Schrömbgens. Das Wittenberger Amt ist denn auch nur eines von zehn Kreiswehrersatzämtern, die in Schrömbgens Zuständigkeitsbereich aufgelöst werden; bundesweit werden mehr als 100 Standorte bis zum Jahr 2010 geschlossen.

Im Alltag künftiger Wehrpflichtiger bedeutet das längere Wege zur Musterung: Wer in den Landkreisen Anhalt-Zerbst, Bernburg, Schönebeck, Wittenberg oder in Dessau wohnt, für den ist künftig das Kreiswehrersatzamt Magdeburg die Anlaufstelle, wer aus den Kreisen Bitterfeld und Köthen kommt, für den ist Halle zuständig.