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Karneval in Trebitz Karneval in Trebitz: In Kürze Kussfreiheit

Von marcel duclaud 09.02.2015, 09:42
Das Trebitzer Prinzenpaar: Rebecca I. und Stefan I.
Das Trebitzer Prinzenpaar: Rebecca I. und Stefan I. privat Lizenz

trebitz - Was ein anständiger Karneval werden will, der braucht gründliche Vorbereitung. Jörg-Michael Hering kann ein Lied davon singen: „Der organisatorische Aufwand ist immens“, weiß er. Seit über 30 Jahren ist Hering beim Trebitzer Carneval Verein, seit zwei Jahren dessen Chef. Der Trebitzer führt die Narren der anerkannten Hochburg des fröhlichen, bunten Treibens in die 62. Session.

Das Festzelt wird am Montag am Sportplatz aufgebaut, darin beginnen die tollen Tage von Trebitz am 14. Februar ab 20 Uhr - u. a. mit Prinzessinnen-Tanz, Rammstein-Oldie sowie „Fritze und Tochter“. Am 15. Februar folgt der Umzug, am 16. Februar im Festzelt der Rosenmontagsball. Am 17. Februar ist Rentnerfasching (ab 14 Uhr), am 18. Februar eine interne Prinzenfete, am 20. Februar steigt der Sponsoren-Ball und am 21. Februar sowohl Kinderfasching (14 Uhr) als auch die Abschlussveranstaltung (ab 20 Uhr) mit Best Off und Prinzenverbrennung. Einstudiert hat der Verein 15 Programmpunkte, sie werden aber nicht alle an jedem Abend aufgeführt.

Bereits an diesem Wochenende ist karnevalistisch eine Menge los im Kreis. So war für Freitagabend in Wartenburg ein Funkenabend verschiedener Vereine geplant, u. a. mit den Trebitzern. Sonntag wartet der erste große Umzug: in Kropstädt, 13.11 Uhr geht es los. Für Samstagabend sind mehrere Karnevalsveranstaltungen angesetzt: in Rehsen (Barthels Landgasthof), im Sportforum Möhlau, in der „Weintraube“ Kemberg, im Sportforum Gräfenhainichen, in Abtsdorf sowie Discokarneval im Festzelt Kropstädt.

Dass er dabei breite Unterstützung genießt, ist keine Frage. In Trebitz ist Karneval Tradition, viele beteiligen sich - längst nicht nur die rund 50 Mitglieder des Vereins. Monate vor Beginn der tollen Tage wird zum Beispiel an Ideen und Umsetzung für die Bilder gearbeitet, die beim Umzug präsentiert werden. Denn der ist ein Aushängeschild, mit rund 500 Beteiligten wird gerechnet und mit rund 2 000 Zuschauern - je nach Wetter. Der Umzug findet in diesem Jahr am 15. Februar statt, Start ist 13.13 Uhr an der Kirche, es geht dann in Richtung Ortsausgang (Merschwitz) und nach einer Schleife in den Karnevalshof. Dort begrüßt das Kleine Prinzenpaar (Jette I. und Maximilian II.) das Publikum, der Verein bietet ein kurzes Programm dar, bevor „Remmi & Demmi“, die „Sachsenkönige“ für Stimmung sorgen. Überhaupt die Live-Musik. Dass sich Karnevalsvereine noch Bands leisten, ist nicht selbstverständlich, sagt Hering. Oft kommt die Musik aus der Konserve, in Trebitz nicht, dort spielen bei den Abendveranstaltungen Formationen, die bislang nicht zu hören waren: „Man muss auch manchmal wechseln“, bemerkt Hering und kündigt für den Samstag die Partyband „KlingKlang“ aus Dresden und für Montag und den Samstag darauf „Allround“ aus Jena an.

Karneval in Trebitz braucht nicht nur gründliche Organisation, sondern nicht zuletzt Stehvermögen. Das benötigen nicht allein Präsident und Mitglieder, die sich für die tollen Tage meist Urlaub nehmen, sondern in erster Linie auch das Prinzenpaar. Das sind in diesem Jahr Rebecca I. und Stefan I., 28 und 29 Jahre alt. Im Ort, erzählt Jörg-Michael Hering, kursiere das Sprichwort, ein Trebitzer Mann müsse ein Haus gebaut und einen Baum gepflanzt haben sowie einmal Prinz gewesen sein. Er selber kann auf all das verweisen, Hering war 1987/88 Prinz Jörg I., das aktuelle Paar arbeitet daran. Es baut gegenwärtig gemeinsam in Trebitz ein Haus. „Der Baum“, bemerkt Prinz Stefan, „kommt auch noch.“ Der junge Mann fügt hinzu: „Mit der Kür zum Prinzenpaar ist ein Traum wahr geworden.“

Das ist Ehre und Anspruch zugleich: „Man muss es wollen und darf nicht auf jeden Pfennig schauen“, sagt das Paar und berichtet, wie aufwändig allein die Beschaffung der angemessenen Garderobe ist. Prinzessin Rebecca hat im Internet geordert, ihr Partner eine Maß- und Gewand-Schneiderei in Kropstädt besucht - für Hose, Weste, Mütze, Jacke. Alles in den Vereinsfarben, weiß und rot. Und bereits im September bestellt, damit die Kleidung rechtzeitig fertig wird. Der Verein gewährt zwar einen Zuschuss, der freilich deckt nur einen Bruchteil der Kosten. Weshalb sich Prinz Stefan auf die Suche nach Sponsoren gemacht hat, erfolgreich, wie er sagt. Was ein Prinzenpaar auszeichnen sollte? „Es muss freundlich, aufgeschlossen und nahbar sein“, sagt der Vereinschef. Ein bisschen Tanzen können wäre auch nicht schlecht. Reden muss es halten, Prinzessin Rebecca hat die längst vorbereitet: „Für jede Veranstaltung eine andere.“ Und in Trebitz eröffnet das Prinzenpaar nicht zuletzt die Kussfreiheit - am 14. Februar, zum Beginn der tollen Tage. Ob die auch ausgiebig genutzt wird? „Zu Ost-Zeiten war das wesentlich schärfer“, erinnert sich Jörg-Michael Hering.

Übrigens: Die Prinzessin ist bekennende Antialkoholikerin. „Das wird man mir nicht anmerken“, sagt sie beim Pressetermin. Und fügt hinzu: „Ich passe auf meinen Prinzen gut auf.“ (mz)