Karma Retzke aus Wüstemark Karma Retzke aus Wüstemark: Kein Frühlingserwachen am Hofladen

Wüstemark - Karma Retztke wirkt entspannt, einerseits. Sie und ihre Familie haben ein großes Grundstück in Wüstemark, 4.000 Quadratmeter samt kleinem Bach, es blüht allerorten, die Sonne scheint, der Frühling zeigt sich von seiner besten Seite. Andererseits leidet auch Karma Retzke unter der Corona-Pandemie. Seit 17 Jahren betreibt die Naturfreundin ein Eine-Frau-Unternehmen: „Karmas kleinen Hofladen und Kreativwerkstatt“.
All die Jahre ging es in bescheidenen Schritten voran, jetzt fehlt ihr mit den ganzen abgesagten Märkten und Veranstaltungen eine wichtige Einnahmequelle. Wie bei den Campingplätzen ist bei Karma Retzke der Winter eine maue Zeit, in der sich kaum Geld verdienen lässt. Die Saison beginnt im Frühling und fällt diesmal zu einem beträchtlichen Teil der Seuche zum Opfer.
Eigentlich tragen mehrere Säulen das kleine Unternehmen. Karma Retzke kocht insbesondere Fruchtaufstriche - inzwischen an die 50 Sorten. Pfirsich ist der Renner, auch Himbeere/Zitronenmelisse geht gut. Oder Gelee mit Frühlingskräutern. Sirup stellt sie her, Blütenwein aus Holunder und Löwenzahn. Sie hat ihre Rezepte, probiert manches aus, kann die Früchte des heimischen Gartens nutzen, ohne allzu viel hinzukaufen zu müssen.
Nur eben mit dem Verkauf hapert es jetzt: kein Maiblumenmarkt in Wittenberg, keine Hoffeste, kein Kettensägenfestival in Tornau. Alles abgesagt. Das Frühlingserwachen, das sie auf ihrem Grundstück alljährlich veranstaltet und das zahlreiche Freunde hat, musste ausfallen - ob der Sommersonntag Anfang August mit einem Buffet aus selbsterzeugten Dingen stattfinden kann, ist unklar. Karma Retzke hofft wenigstens auf das Herbstfest.
Auch die andere Säule, die Kreativwerkstatt, funktioniert derzeit nicht gut, gemeinsames Basteln ist schwierig dieser Tage, Kurse sind nicht gestattet. Kindergeburtstage dürfen nicht groß gefeiert werden, Schulen veranstalten keine Wandertage, um das weitläufige Grundstück und die Kreativwerkstatt zu besuchen. Immerhin darf Karma Retzke weiter ihren kleinen Laden öffnen, wo die Fruchtaufstriche angeboten werden oder der Sirup. Allerdings kommen ins etwas abgelegene Wüstemark natürlich nicht allzu viele Menschen. Es reicht völlig aus, den Hofladen einmal die Woche zu öffnen.
Karma Retzke hofft wie viele andere, dass die Krise schnell vorbeigehen möge. Die Mutter von vier Kindern hat beruflich schon einige Veränderungen erlebt. Sie ist eigentlich Facharbeiterin für Eisenbahntransporttechnik, war Zugführerin - bis 1989 ihre Zwillinge geboren wurden und der Schichtdienst nicht mehr machbar war. Später absolvierte die Wüstemarkerin, die aus dem nahen Rahnsdorf stammt, eine Umschulung im Schloss Kropstädt, zur Raumausstatterin.
Sie arbeitete als Gemeindeassistentin und machte schließlich über eine Ich-AG ihr Hobby zum Beruf. Ein Impuls bestand damals nicht zuletzt darin, mit Initiativen wie Hofläden das dörfliche Leben aufrechtzuerhalten. Das funktioniert durchaus, zu ihren Stammkunden, berichtet Karma Retzke, zählen etliche Menschen aus dem Ort. Das Geschäft ist nach und nach gewachsen wie die Vielfalt ihrer Fruchtaufstriche, die nicht nur auf regionalen Märkten oder bei ihr, sondern auch in einzelnen Läden verkauft werden.
Die Corona-Krise bedeutet nun einen herben Einschnitt, aber Karma Retzke ist guter Dinge, dass es ihrem kleinen Eine-Frau-Unternehmen bald wieder besser geht.
››Der Hofladen in Wüstemark ist immer freitags von 15 bis 18 Uhr offen - oder nach Absprache unter Telefon 034920/20697. (mz)
