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Natur Jäger im Landkreis Wittenberg wollen Wölfe schießen

Jäger des Landkreises fordern anderen Umgang mit Wölfen: Der Bestand müsse reguliert werden. In den Wäldern soll es bereits weniger Wild geben.

Von Marcel Duclaud Aktualisiert: 15.09.2021, 13:34
Dieser Wolf  wurde im Wildpark Schorfheide  im brandenburgischen Groß Schönebeck fotografiert.  Auch in der Wittenberger Region haben sich mehrere Rudel angesiedelt.
Dieser Wolf wurde im Wildpark Schorfheide im brandenburgischen Groß Schönebeck fotografiert. Auch in der Wittenberger Region haben sich mehrere Rudel angesiedelt. (Foto: DPA)

Wittenberg - „Wir wollen sie nicht ausrotten, aber der Bestand muss reguliert werden.“ Kreisjägermeister Guido Arndt spricht sich sehr klar für einen veränderten Umgang mit Wölfen aus, die im Landkreis Wittenberg längst heimisch geworden sind. Rudel gibt es nach seinen Worten zum Beispiel in der Glücksburger, der Annaburger und der Oranienbaumer Heide sowie am Golmer Weinberg bei Bad Schmiedeberg. Hinzu kommen einzelne Tiere, die herum streifen.

Wölfe gehören in die Wälder

Die zurzeit streng geschützten Wölfe, betont Arndt im Gespräch mit der MZ, „gehören in die Wälder. Sie sind eingewandert.“ Dennoch müsse es möglich sein, einzelne Tiere zu schießen. Er bezieht sich dabei sowohl auf Begegnungen mit Menschen, die in jüngster Zeit für Aufsehen und Ängste sorgten - etwa im Falle einer Zustellerin in Roxförde in der Altmark - als auch auf Angriffe auf Nutztiere wie Schafe, Kühe oder Pferde. Bei Korbin, nennt der Kreisjägermeister Beispiele, hätten es Wölfe unlängst auf ein Damwildgehege abgesehen gehabt, bei Pretzsch auf Schafe.

Arndt: „Die Wölfe lernen, sie überwinden Zäune.“ Landwirte sehen nach seinen Worten inzwischen die Weidehaltung in Gefahr. Dass sich in Sachen Wolf etwas ändern müsse, sei so ziemlich Konsens unter Jägern. Das bestätigen Matthias Milewski, der Chef der Kreisjägerschaft Wittenberg und Schatzmeister Andreas Wilke. Die Jägerschaft hat 330 Mitglieder.

Und von denen gebe es kaum noch einen, der nicht schon einmal einen Wolf gesichtet habe - oder auf Risse in seinem Revier gestoßen sei. Zu beobachten ist nach Aussage der Jäger ein Rückgang des Wildbestandes im Landkreis, den sie auf den großen Appetit von Isegrim zurückführen: „Das fällt tatsächlich auf“, bestätigt Arndt. Jedenfalls seien die Abschusszahlen rückläufig.

Die Jäger aus dem Landkreis hoffen auf die Politik - sowohl auf die Landesregierung, die in Magdeburg ins Amt kommt, als auch auf eine neue Bundesregierung. Dass sich da ein Umdenken abzeichne, sei ja bereits wahrzunehmen. „Der Wolf ist ein Raubtier“, betont Milewski, ein „Mitjäger“ im Übrigen ebenfalls: „Darauf wollen wir aufmerksam machen.“

Sorgen bereitet den drei Jägerschaften im Landkreis, deren Vertreter sich am Montagabend in Wittenberg getroffen hatten, unterdessen noch ein anderes Thema: die Afrikanische Schweinepest. Der Kreis Wittenberg blieb bislang verschont, Brandenburg und Sachsen aber nicht. „Es ist wohl eine Frage der Zeit“, fürchtet Guido Arndt.

Jagd auf Wildschweine

Sollte der Landkreis heimgesucht werden von der Seuche, die für Menschen zwar harmlos, für Schweine aber tödlich ist, sind natürlich insbesondere Landwirte betroffen. Allerdings ist das Thema auch für Jäger sehr relevant: „Wir gehen mit offenen Augen durch unsere Reviere“, erklärt Milewski. Bei verendetem Schwarzwild würden Proben genommen. Außerdem geht es Wildschweinen zurzeit stärker als ohnehin an den Kragen, „um die Bestände zu reduzieren und eine Ausbreitung der Pest möglichst zu verhindern.“

Das Land zahlt laut Kreisjägermeister gegenwärtig eine Prämie von 65 Euro pro erlegtem Schwarzkittel - bis Jahresende. Die Jäger hoffen auf eine Verlängerung, weil sie sonst drauflegen müssten. Die Prämie sei nicht zuletzt ein Ausgleich für die „niedrigen Wildbret-Preise“.

Gelobt wird unterdessen der Landkreis, der im Fall der Fälle reagieren muss etwa mit der Ausweisung von Kern- und Pufferzonen, mit Jagd- und Bewirtschaftungsverboten, für seine umsichtige Vorbereitung. Zäune sind inzwischen angeschafft, Berge-Sets und Container, eine Übung fand bereits statt: „Der Kreis hat das auf dem Schirm. Und wir stehen bereit, um ihn zu unterstützen“, versichert der Vorsitzende der Wittenberger Kreisjägerschaft.

Er bittet zudem darum, dass Menschen, die in den Wald gehen, beispielsweise zum Pilzesuchen, Ausschau halten nach verendeten Tieren. Finden sie welche, sollten sie das der Veterinärbehörde beim Landkreis melden.

Keine Nachwuchssorgen

Ansonsten sieht sich die Wittenberger Kreisjägerschaft gut aufgestellt. Nachwuchssorgen plagen sie jedenfalls nicht: „Wir haben zahlreiche junge Leute.“ Für die Jagdausbildungslehrgänge gibt es mehr Interessenten als freie Plätze, zunehmend wollen auch Frauen dabei sein. Ihr Anteil liegt zurzeit bei rund zehn Prozent der Mitglieder.

Das jüngste Mitglied der Wittenberger Kreisjägerschaft ist 16, das älteste 91 Jahre. Der alte Herr aus Bergwitz geht noch regelmäßig zur Jagd: Die nämlich, da sind die Jäger überzeugt, halte gesund. „Waldbaden“, scherzt Andreas Wilke, „liegt ja jetzt im Trend. Wir machen das seit langem.“ (mz)